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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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verübeln, immerhin hatte sie schon lange nicht mehr „einfach so“ bei ihm vorbeigeschaut.
    „Hallo, Kitt“, grüßte er sie. „Das ist allerdings eine echte Überraschung.“
    „Flo ist schon fort“, sagte sie. Flo hieß die Frau, die für ihn Sekretärin und Büroleiterin zugleich war. „Darum bin ich gleich durchgegangen. Und? Wie läuft das Geschäft?“
    „Es kommt wieder in Gang. Zum Glück haben wir endlich Frühling.“
    Joe leitete sein eigenes Bauunternehmen, Lundgren Homes, und die Winter im nördlichen Illinois stellten für jeden in der Branche eine Durststrecke dar. In dieser Zeit wollte niemand mit dem Hausbau beginnen, stattdessen versuchte jeder, bis zum Herbst so viele Rohbauten wie möglich fertigzustellen, um sich in der kalten Jahreszeit mit dem Innenausbau zu befassen. In manchen Wintern waren Joes Einnahmen verdammt dürftig ausgefallen.
    „Du siehst müde aus.“
    „So fühle ich mich auch.“ Joe fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Nach der Beule im Stoff zu urteilen, bist duendlich wieder im Dienst.“
    Ihr Schulterhalfter. Joe hatte sich nie so ganz daran gewöhnen können, dass sie eine Waffe trug. „Sal lässt dich herzlich grüßen.“
    Er sah ihr weiter in die Augen. „Und der Alkohol? Wie …?“
    „Nach wie vor trocken. Seit elf Monaten, und wenn es nach mir geht, sollen es noch mehr werden.“
    „Freut mich, das zu hören, Kitt.“
    Sie wusste, er meinte es ehrlich. Er hatte gesehen, wie sie am Alkohol fast zugrunde gegangen war, und auch wenn sie inzwischen geschieden waren, sorgte er sich noch immer um sie – so wie sie sich um ihn sorgte.
    „Es ist etwas passiert“, sagte sie, nachdem sie sich geräuspert hatte. „Der Engelmörder … es sieht ganz so aus, als sei er zurück.“
    Joe sagte nichts, regte sich nicht. Nur sein Gesicht verriet, wie er mit seinen Gefühlen kämpfte.
    „Ein kleines Mädchen namens Julie Entzel“, fuhr sie fort. „Man fand sie heute Morgen.“
    „Das tut mir leid.“ Er senkte den Blick und sah auf seine Baupläne. „Hat Sal dir den Fall gegeben?“
    „Nein, er findet, ich hätte nicht genug Distanz. Und ich sei zu … zu verwundbar.“
    Wieder schaute er sie an. „Aber du teilst seine Meinung nicht?“
    Sein Tonfall hatte etwas Schneidendes, was Kitt dazu veranlasste, sich zu versteifen. „Hört sich an, als würdest du Sals Meinung teilen.“
    Mit einem teils frustrierten, teils verärgerten Schnauben erwiderte er: „Du hast dich damals für den Fall und gegenunsere Ehe, gegen mich entschieden. Ich würde sagen, dass das ‚nicht genug Distanz‘ ist.“
    „Lass uns nicht wieder damit anfangen, Joe.“
    Als er aufstand, sah sie, dass er die Fäuste geballt hatte. „Selbst nachdem kein weiterer Mord mehr geschah, konntest du nicht aufhören. Nicht mal, nachdem Sal den Fall für abgeschlossen erklärt hatte.“
    Das stimmte. Sie war von dem Fall völlig vereinnahmt worden, was sie schließlich dazu brachte, zur Flasche zu greifen und sich über ausdrückliche Befehle hinwegzusetzen. Doch es war keine Entscheidung gegen Joe gewesen, und das hatte sie ihm gesagt.
    Sein Lachen klang verbittert. „Dein ganzes Leben drehte sich nur noch um den Fall. Es hätte sich aber um mich, um unsere Ehe, um unsere Familie drehen sollen!“
    „Welche Familie?“ Im gleichen Moment, in dem sie diese Worte aussprach, bereute sie sie auch schon. Sie sah, wie sehr sie ihn damit verletzte.
    Sie wollte sagen, es tue ihr leid, doch er war eine Spur schneller: „Warum bist du hier?“
    „Ich dachte, du würdest es wissen wollen. Das mit dem kleinen Mädchen.“
    „Wieso?“
    „Ich verstehe nicht“, erwiderte sie ratlos.
    „Julie Entzel war nicht unsere Tochter, Kitt. Keines dieser Mädchen war unsere Tochter. Ich habe nie eines dieser Kinder kennengelernt. Aber genau das hast du nie begreifen wollen.“
    „Oh, das habe ich sehr wohl begriffen, Joe. Aber ich empfinde eine Verantwortung, die dir offensichtlich gänzlich abgeht. Ich verspüre dieses unstillbare Verlangen, zu helfen und etwas zu tun … irgendetwas.“
    „Meinst du, mir tut dieses Mädchen nicht leid? Denkst du, ich habe kein Mitgefühl mit den Eltern? Ich weiß, was es heißt, ein Kind zu verlieren. Und dass irgendein Ungeheuer hingeht und kleine Mädchen ermordet, macht mich krank. Es macht mich wütend!“ Er räusperte sich. „Aber die Kleine war nicht Sadie. Sie war nicht unsere Tochter. Du musst mit diesem Teil deines Lebens abschließen und nach vorn

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