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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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fast faltenlosen Wangen. „Ich hatte noch Arbeit.“
    Als Reaktion kam ein Laut, der eine einzigartige Kreuzung aus Schnauben und einem Stoßgebet darstellte. „Ach ja, deine Arbeit.“
    „Und was soll das heißen?“
    „Du weißt genau, wie ich darüber denke. Polizeiarbeit! Lieber Himmel, das ist kein Beruf für eine Frau!“
    M.C. wollte protestieren, doch Mama winkte sie alle zum Tisch. Während sie Platz nahmen, flüsterte Melody ihr zu: „Bearbeitest du den Kindermord?“
    Sie nickte und sah über den Tisch zu Benjamin, der sich nur für seine Kekse zu interessieren schien. „Es ist mein Fall.“
    „Gratuliere, Schwesterchen“, meldete sich Michael zu Wort. Sie lächelte ihn an, während er ihr die Schüssel mit den Spaghetti gab. Sie bediente sich und reichte die Schüssel weiter.
    „Ist der Verrückte tatsächlich zurück?“, fragte Melody. „Dieser Engelmörder?“
    „Sieht so aus, allerdings gibt es Abweichungen.“ Ihr Bruder gab ihr den Teller mit dem Kalbfleisch Parmigiana, gefolgt von grünen Bohnen und Salat.
    „Was denn für Abweichungen?“, wollte er wissen.
    Sie reagierte mit einem erneuten Lächeln. „Du weißt, ich kann darüber nicht reden.“
    „Dann könnte der Mörder ein Trittbrettfahrer sein?“, rief Max interessiert.
    Im gleichen Augenblick wurde es mucksmäuschenstill. Alle Augen waren auf M.C. gerichtet, die an Kitt Lundgrens anonymen Anrufer denken musste, der behauptete, Julie Entzel sei von jemand anderem ermordet worden. Ein seltsames Gefühl überkam sie. „Momentan ist alles möglich,dafür sind die Ermittlungen einfach noch nicht weit genug fortgeschritten.“
    „Ich bin ja so froh, dass ich einen Jungen habe“, murmelte Melody. „Sonst würde ich Todesängste ausstehen.“
    „Schluss jetzt!“, herrschte Mama sie an. „Über so etwas spricht man doch nicht beim Essen! Schämt euch!“
    „Entschuldige, Mama“, erwiderten sie fast wie im Chor – so wie sie es ihr Leben lang getan hatten.
    Sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Essen, das so köstlich war wie immer. Mama mochte eine unglaubliche Nervensäge sein, aber sie war eine fabelhafte Köchin. Wäre da nicht M.C.s guter Stoffwechsel, würde sie inzwischen sicher schon zweihundert Kilo wiegen.
    „Mary Catherine, du wirst nicht glauben, wen ich heute auf dem Markt gesehen habe“, erklärte Mama mit strahlender Miene. „Die Mutter von Joseph Rellini.“
    „Von wem?“
    „Joseph Rellini. Er hat ein Jahr vor dir die Boylan abgeschlossen. Er spielte in der Band.“
    Da war eine flüchtige Erinnerung an einen dunkelhaarigen Jungen mit hängenden Schultern, der ganz nett gewesen war. Doch sie wusste, worauf ihre Mutter hinauswollte, und sie würde darauf nicht anspringen. Allerdings war das auch gar nicht nötig, da Mama ohnehin einfach weiterredete.
    „Er ist jetzt Buchhalter.“ Sie beugte sich vor. „Und er ist Single. Ich habe ihr deine Telefonnummer gegeben und gesagt, er soll dich anrufen.“
    „Mama, das ist nicht dein Ernst!“
    „Aber natürlich ist es mein Ernst. Per amor del cielo, sieh dich doch mal an! Du könntest wirklich etwas Schlechteres erwischen als einen Buchhalter.“
    Ihre Brüder johlten amüsiert, während Melody einen mitfühlenden Laut von sich gab. M.C. warf ihrer Mutter einen finsteren Blick zu. „Ich brauche keinen Mann, um ein erfülltes Leben zu führen, Mama. Ich komme sehr gut allein zurecht. Bestens sogar.“
    „Jeden Tag in der Kirche bete ich, dass du Vernunft annimmst, diese Arbeit aufgibst und einen netten jungen Mann zum Abendessen mitbringst.“
    „Entschuldige, Mutter, aber du bist so ungl…“
    „Sie hat ihre Glock mitgebracht“, fiel Michael ihr ins Wort. „Zählt das nicht?“
    „Gewöhn dich lieber dran, Mama, sie ist nämlich lesbisch!“, rief Tony plötzlich.
    M.C. warf ihre Serviette nach ihrem Bruder. „Du kannst mich mal, Tony!“
    „Heilige Mutter Gottes!“, flüsterte Mama entsetzt. „Wann ist das passiert?“
    „Ich bin nicht lesbisch, Mama. Tony ist ein Idiot.“
    „So wie immer“, ließ Max verlauten und schenkte sich noch ein Glas Wein ein. „Ich habe jedenfalls vor, noch lange Zeit Single zu bleiben.“
    „Du bist ja auch ein junger Mann“, sagte Mama. „Aber deine Schwester wird nicht jünger!“
    Zum Glück mischte sich in diesem Augenblick Melody ein. „Du musst nichts überstürzen, M.C. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, um den Richtigen zu finden. Das Leben ist zu kurz, um es in einer mittelmäßigen

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