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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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nach Zigaretten, Hamburgern und Bier riechende Wolke entgegen. Sie sah, dass sie Glück hatte. Brian und seine beiden besten Kumpels des RPD – die Detectives Scott Snowe und Nick Sorenstein – saßen an der Theke und unterhielten sich mit einem Mann, der ihr nicht bekannt vorkam.
    Snowe bemerkte sie und winkte sie zu sich an die Theke.
    „Ich habe gehofft, dich hier zu finden“, sagte sie.
    „Tatsächlich?“ Er trank einen Schluck Bier.
    Sie bestellte ein Glas Rotwein, dann wandte sie sich ihm wieder zu. „Ich habe mir gedacht, du könntest mir ein paar neue Erkenntnisse im Fall Entzel erzählen.“
    „Und ich dachte schon, du seist an meiner Persönlichkeit interessiert.“
    „Träum weiter.“
    „Viel Neues gibt es leider nicht. Das Fenster hat keine brauchbaren Ergebnisse geliefert. Fingerabdrücke nur auf der Innenseite, und die stammten alle von dem Mädchen und den Eltern. Unser Mann trug eindeutig Handschuhe.“
    „Haare? Fasern?“
    „Nicht mein Fachgebiet. Frag mich doch mal nach den Fotos.“
    „Fühl dich gefragt.“
    „Hab ich dir auf dem Weg nach draußen auf den Schreibtisch gelegt. Wo warst du? Toilette?“
    Sie überging seine Frage: „Wie sehen sie aus?“
    „Wie Kunstwerke. Was erwartest du anderes von einem Meister?“
    „Du und dein Ego“, meinte sie kopfschüttelnd.
    „Yo, Riggio“, unterbrach plötzlich Sorenstein die beiden. „Ich mag eine Bar, die den Unterprivilegierten der Stadt etwas zu bieten hat.“
    „Sehr witzig, Käfermann“, gab sie zurück.
    Nick Sorenstein war der Glückliche in der Forensik, der Leichen nach Käfern und Larven absuchte – ein Gebiet, das großes Fachwissen erforderte, ihm aber auch endlose dumme Bemerkungen der Kollegen bescherte.
    Snowe trank wieder einen Schluck Bier. „Riggio hat geradenach Haaren und Fasern am Entzel-Tatort gefragt.“
    „Ein paar interessante dunkle Fasern“, gab Sorenstein zurück. „Fanden sich auf dem Bettzeug und am Fensterrahmen. Unser Täter trug Schwarz.“
    „Wie ungewöhnlich“, spottete sie.
    „Außerdem viele Katzenhaare“, fuhr er fort und überging ihren Sarkasmus. „Die Familie hat eine Katze namens Whiskers. Ist alles im Labor, aber die Analyse braucht Zeit.“
    „Zeit, die ich nicht habe.“
    Brian, der sich immer noch mit dem ihr fremden Mann unterhielt, bemerkte sie schließlich und grinste sie an. „Hey, M.C. Ich möchte dir unseren neuen Freund vorstellen, Lance Cast’g’vanni.“
    Die Art, wie er den Namen nuschelte, verriet ihr, dass Brian sich schon viel zu lange an der Theke festklammerte.
    „Castrogiovanni“, korrigierte der Mann und gab ihr die Hand.
    „Mary Catherine Riggio.“
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, aber ich muss jetzt gehen. Ich bin nämlich dran.“
    Einen Moment später, als er die kleine Bühne betrat, verstand sie, was er meinte: Im Buster’s war nämlich Comedy-Abend, und Lance Castrogiovanni sollte für die Unterhaltung sorgen.
    Sie hoffte, dass er witzig war. Lachen würde ihr jetzt guttun.
    „Möchte wetten, dass ich den Kerl stemmen könnte, so dünn, wie der ist“, meinte Snowe. „Was meint ihr? Ob er sauer ist, wenn ich’s versuche?“
    Seine Bemerkung löste schallendes Gelächter aus. Männerhumor, vermutete M.C. Allerdings hatte er vermutlichrecht. Detective Snowe war nicht besonders groß, aber kräftig. Sie hatte ihn des Öfteren beim Training gesehen, und ein paarmal waren sie sich begegnet. Er stemmte so um die 250 Pfund.
    Der Komiker dagegen, der inzwischen zu einem Monolog über seine bedauernswerte Kindheit angesetzt hatte, war groß und spindeldürr. „Übrigens“, sagte er gerade, „ich komme aus einer italienischen Großfamilie.“
    M.C. horchte auf und sah zur Bühne.
    „Ich weiß, das ist für die Gegend hier etwas ungewöhnlich. Ich kann keine zwei Schritte tun, ohne jemandem zu begegnen, mit dem ich verwandt bin. Aber mal ehrlich: Sehe ich aus wie ein Italiener?“
    Ganz und gar nicht. Nicht nur dass er rote Haare hatte, sein blasses Gesicht war auch von Sommersprossen übersät.
    „Ich wurde adoptiert“, fuhr er fort. „Das müssen Sie sich mal vorstellen. Die haben mich an eine italienische Familie vermittelt! ‚Na, klar, der Kleine ist ein waschechter Italiener. Das sieht man ihm doch an.‘ Von wegen! Ich kenne die Babyfotos, Leute. Ich wurde mit diesen Sommersprossen geboren. Und meine Haare? Den Farbton nenne ich ja beschönigend immer ‚brennende Karotte‘. Anstatt wie ein Mafiakiller auszusehen, hält man mich

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