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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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bestenfalls für das Streichholz, auf dem der Typ rumkaut. Glauben Sie etwa, mich würde jemand so auf der Straße respektieren?“
    M.C. kicherte. Der Komiker verstand es, sich selbst auf den Arm zu nehmen.
    „Das funktioniert einfach nicht. Ich hab ja versucht, Italiener zu sein, einer von den Jungs. Ich hab ja auch an der Gangart gearbeitet, an diesem Macho-Gang.“
    Er führte diesen lässigen Hüftschwung vor, den M.C. beiallen ihren Brüdern beobachtet hatte. An der Gehtechnik des Komikers war nichts auszusetzen, doch er ließ es so herrlich albern aussehen, dass sie lauthals lachen musste.
    „Ja, ja, lachen Sie nur“, sagte er an M.C. gerichtet. „Machen Sie sich ruhig über meinen Schmerz lustig, über meine jämmerlichen Versuche, endlich von den anderen akzeptiert zu werden.“
    Sorenstein stieß sie an und lenkte sie von dem Komiker ab. „Wie ich höre, behauptet Lundgren, jemand habe bei ihr angerufen und sich als der Engelmörder ausgegeben.“
    „Ach ja? Und von wem hast du das gehört?“
    „Von einem Freund in der Leitstelle.“
    Sie wusste, wer da infrage kam. Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah sie Brian an, der völlig maßlos mit der Kellnerin flirtete, die für ihn deutlich zu jung war. „Erzählt man jetzt schon herum, wenn sich jemand am Telefon einen Spaß erlaubt? Manche Leute wissen wirklich nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen.“
    „Bist du dir sicher, dass das nur ein Spaß war?“
    „Das ist auf jeden Fall glaubwürdiger als die Version, dass der wahre Mörder anruft und ein Geständnis ablegt.“
    „So was soll vorkommen.“
    Mit einem Mal fühlte sie sich gereizt, und sie wünschte sich, sie wäre besser direkt nach Hause gefahren. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht.“
    M.C. drehte sich auf ihrem Hocker um und schaute zur Bühne.
    „Oh, haben wir da einen wunden Punkt entdeckt?“, neckte Sorenstein sie.
    Snowe kicherte. „Was ist los? Probleme mit Lundgren?“
    „Keineswegs, Jungs. Ich genieße nur die Show.“
    Sie ignorierte das Gelächter ihrer Kollegen, nippte an ihrem Wein und hörte dem Komiker zu, der weiter davon erzählte, wie er unter Italienern aufgewachsen war, ohne wirklich dazuzugehören.
    Als er fertig war, applaudierte sie so lautstark, dass er ihr zulächelte. Dann verbeugte er sich und verließ die Bühne, um sich zu der Gruppe an die Theke zu setzen. „Danke, das habe ich wirklich gebraucht“, meinte M.C. lächelnd.
    „Danke, und ich brauche das.“ Die Kellnerin stellte ihm ein Glas Bier hin, das offenbar aufs Haus ging. Er nahm einen tiefen Schluck, dann sah er wieder M.C. an. „Sie gehören ganz offensichtlich auch zu meiner ‚Familie‘.“
    Sie wusste, mit ihren schwarzen Haaren, den dunklen Augen und dem olivfarbenen Teint sah sie so italienisch aus, wie sie es auch war. „Ihre Nummer war sehr witzig. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.“
    „Danke, Mary Catherine.“
    „Sagen Sie M.C. zu mir. Verraten Sie mir, wie Ihre Familie darauf reagiert hat, dass Sie sie zum Gegenstand Ihrer Witze gemacht haben?“
    „Die Familie hat Onkel Tony angeheuert, damit er sich um mich kümmert.“
    „Onkel Tony?“, wiederholte sie und verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ein Killer?“
    „Viel schlimmer: ein Rechtsanwalt. Er hat mir gedroht, mich wegen Ehrabschneidung zu verklagen.“
    Sie trank einen Schluck Wein. „Allen Ernstes?“
    „Oh ja. Ich sagte ihm, er solle es ruhig versuchen.“ Er griff nach seinem Bierglas. „Und Sie?“
    „Fünf Geschwister. Ich bin die Jüngste – und zudem auch noch das einzige Mädchen.“
    „Dann sitze ich ja neben einer Hoheit“, meinte er und deutete eine spöttische Verbeugung an. „Prinzessin Mary Catherine.“
    „In der Gestalt eines Cops.“
    Er hob sein Glas zu einem Toast. „Auf eine gleich gesinnte Rebellin und Außenseiterin.“
    Außenseiterin? So hatte sie es noch nie gesehen, doch es passte. Sie gehörte zur Familie und wurde geliebt, aber gleichzeitig war sie anders. Und das nicht nur, weil sie sich nicht so verhielt, wie man es von ihr erwartete. Ihr Beruf machte sie so anders, ihre Art zu leben ebenso wie die Gewalt und Unmenschlichkeit, mit der sie fast täglich in Berührung kam.
    „Ist das hier eine Privatparty, oder darf man sich hemmungslos anschließen?“
    Es war Brian, der es offenbar aufgegeben hatte, die Kellnerin beeindrucken zu wollen. M.C. fand, dass sie genug von diesem Abend hatte, und stand auf. „Es ist jetzt eure Party, Jungs. Ich bin

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