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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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blickte auf den Kommandanten der Occam Razor hinab und sah, dass der Mann bis zur Tür hatte kriechen können, seit er vom Thron gestoßen worden war, und dabei eine Schneckenspur aus Blut und Plasma nachgezogen hatte.
    »Tötet das!«, kommandierte Skellor, und Aphran und Danny gingen zu dem Mann hinüber und schossen gleichzeitig auf ihn. Tomalon bewegte sich kaum – vielleicht war er bereits tot.
    Skellor blickte jetzt an sich selbst herab und stellte fest, dass er mit dem Kommandositz vereint bleiben musste, falls er das Schiff steuern wollte. Ursprünglich hatte die Dschaina-Substruktur Fäden in die Verbindungen und entlang der optischen Kabel und Leitungen geschickt, die sich von diesem Punkt aus verbreiteten, um die diversen Elemente der Occam Razor zu steuern. Während sich Skellor bemüht hatte, die Stellen auszugleichen, wo das Löschprogramm wesentliche KI-Subsysteme zerstört hatte, war es nötig geworden, die Fäden für die Übertragung von Informationen und Energie zu verdicken – also praktisch ins Schiff hineinzuwachsen. Jetzt saß er inmitten dicker holzartiger Gewächse wie eine Waldstatue, die schon lange vergessen zwischen den Wurzeln einer Eiche hockte. Mit jedem Versuch, ein System unter Kontrolle zu bekommen, wuchs und verdickte sich diese Struktur.
    Er blickte zu Aphran und Danny hinauf. Der Junge zeigte keinerlei Ausdruck, war er doch inzwischen ein Teil der Struktur, ein Teil Skellors, wenn auch ohne Direktverbindung. Aphrans Gesicht hingegen verriet kaum beherrschtes Grauen.
    »Sucht die Mitglieder eurer Gruppe, die überlebt haben, und kehrt mit ihnen hierher zurück«, befahl er und sah dann schweigend zu, wie sie sich zur Tür umwandten. Mit einem mikroskopischen Teil seiner selbst öffnete er die Tür vor ihnen. Das war ein Sieg, ein kleines System, das er überwältigt hatte. Aber es reichte nicht.
    Nach wie vor kämpfte er darum, sich durch die Kabel des Sicherheitssystems zu schlängeln, die das ganze Schiff durchdrangen – wesentlich auch für die Steuerung der Waffensysteme –, und nach wie vor war er nicht ganz am Ziel. Und so waren Cormac und seine Gefährten entkommen – gerade als er glaubte, er hätte sie erwischt. Und das ärgerte ihn und verängstigte ihn zugleich.
    Skellor war sich darüber im Klaren, dass nie bekannt werden durfte, was er getan hatte. Die ECS würde ihn in alle Ewigkeit hetzen, und er fand dann nie Gelegenheit, irgendwo Ruhe zu finden und seine Kraft zu entwickeln. Alle, die entkommen waren, mussten sterben – einschließlich Drache. Aber ehe er sie umbrachte, musste er zunächst hier die völlige Kontrolle erreichen. Indem er sich mit einer Kamera nach der anderen verband, verfolgte er Aphrans und Dannys Weg durch das Schiff, während er ihnen zugleich aus ihren eigenen Verstärkern heraus folgte. Ihm fiel auf, dass die beiden Separatisten agierten wie von Sub-KIs gelenkte Schiffsdrohnen, und dass dies eine viel wirkungsvollere Möglichkeit darstellte, als wenn er versuchte, alles komplett zu steuern. Er hätte die restlichen Separatisten selbst herbeirufen können, aber dazu hätte er jeden einzelnen persönlich hierherlenken müssen, was zu viel Verarbeitungskapazität beansprucht hätte. Ja, ein gewisses Maß Eigensteuerung der ihm nachgeordneten Einheiten war eine gute Sache; damit wurde Kapazität frei, die er auf andere Aufgaben konzentrieren konnte. Ihm war klar, dass es eine Grenze für das gab, was er direkt wahrnehmen konnte. Das war weniger eine Frage der Verarbeitungskapazität und des Speicherplatzes, sondern vielmehr fast eine Frage des emotionellen Engagements an jeder Situation und jedem System, das er steuerte oder überwachte.
    Skellor drehte den Kopf, soweit es die Dschaina-Struktur gestattete, und betrachtete die übrigen Stühle in dieser Brückenkapsel – und er verstand, was er zu tun hatte: es fühlte sich einfach richtig an, als wäre es vorherbestimmt. Sieben Stühle – und durch Aphrans und Dannys Verstärker spürte er, dass, sie beide mitgezählt, sieben Separatisten am Leben geblieben waren.
    Mit einer Anstrengung, die ihn einen Augenblick lang blind machte für den anhaltenden Informationszufluss aus dem Teil des Schiffes, den er kontrollierte, ließ er Triebe aus den Dschaina-Wurzeln unterm Fußboden wachsen. Er spürte, wie sie rasch wuchsen und sich dabei vom umgebenden Material ernährten, indem sie es umwandelten – Isoliermaterial, Kunststoffe, Metalle, Kettenglas. Aus dem Geflecht optischer Kabel,

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