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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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die ihn mit den Navigationsinstrumenten überall auf dem Schiffsrumpf verbanden, schickte er einen Trieb zu einem der anderen Stühle. Aus den Überwachungssystemen für die Triebwerke einen weiteren. Dann aus der Geschützsteuerung, dem Lebenserhaltungssystem, der internen Sicherheit, der Wartung und der Abwehrschildsteuerung. Andere, kleinere Systeme schloss er dort an, wo es jeweils passend schien – strukturelle Integrität an die Wartung, einen Seitentrieb zur Steuerung der Reaktoren an alle anderen Systeme … Die Befehlsgewalt lag allein bei ihm, aber jeder der übrigen Sitze ermöglichte eine gewisse Autonomie, soweit er sie ihm zugestand. Er senkte den Blick und verfolgte, wie die Gewächse aus dem Deck unter den sieben Stühlen hervorbrachen und sich darunter verteilten. Dann starrte er auf die Türen und wartete darauf, dass seine Kommandobesatzung eintraf.
    Die völlige Reglosigkeit war etwas, was er kannte, und Thorn wusste sofort, dass er aus Kälteschlaf erwachte. Er ging die mentale Routine durch, die man ihm während vieler Ausbildungsjahre eingetrichtert hatte, und versuchte sich zu entsinnen, welchen Auftrag er und Gant diesmal genau hatten – wobei er sich, nicht zum ersten Mal, daran erinnerte, dass Gant ja tot war. Verwirrung brach sich für einen Augenblick Bahn, als er sich selbst unterzubringen versuchte – darauf zu kommen versuchte, wo er war und was er eigentlich tat. Von Gants Todeszeitpunkt ausgehend dachte er an die eigene Rückkehr zur Erde zurück und die Versuche eines Generals der Sparta-Varianten, ihm einen Dienstwechsel auszureden; danach an die erneute Ausbildung sowohl in virtueller Realität als auch im Feldeinsatz verdeckter Ermittlungstätigkeit für die ECS, gefolgt von ein paar Infiltrationseinsätzen im Sol-System, ehe es hinaus nach Cheyne III ging. Dann fiel ihm wieder ein, was dort passiert war.
    Ein summendes Klicken ertönte, dann ein Knacken, und eine Linie bleichen Lichtes zog sich links von ihm nach unten. Das Wissen, was jetzt kam, linderte in keiner Weise das plötzliche Kribbeln, als sich der Nervenblocker von seinem Hals zurückzog – ein Gefühl, als wälzte ihn jemand durch Kaktusstacheln. Der Deckel des Kältesargs klappte auf – das Relief einer Menschengestalt in reifüberzogenem Metall. Da dieser Sarg in Bezug auf die Schwerkraft an Bord senkrecht stand, ragten Griffe aus den Metallwänden beiderseits von Thorn, und er packte sie, sobald er die Arme bewegen konnte. Das Kribbeln wurde schwächer und wich einem Gefühl, als hätte man ihm die Haut wund genibbelt, gar verbrannt. Er schnappte nach Luft, nahm seinen ersten Atemzug, und Flüssigkeit blubberte in seine Lunge. Er hustete und schluckte. Als er nach links blickte, sah er John Stanton aus dem eigenen Sarg hervortreten und isometrische Übungen beginnen – offenkundig war der Mann ein Veteran dieser Art des Reisens. Thorn brauchte etwas länger, um nacheinander jedes Bein anzuheben und zu beugen, Rücken und Hals zu strecken und dann aus dem Sarg zu steigen, als ginge es auf eine Eisfläche hinaus, eine Hand nach wie vor am Griff, um sich festen Halt zu verschaffen.
    »Es wird einfach nie besser«, bemerkte er.
    Nachdem sich Stanton ein paar Mal gebückt und die Zehen mit den Fingern berührt hatte, um dann eine kurze Weile auf der Stelle zu laufen, während sein Atem in die kalte Luft des Laderaums hinausschoss, antwortete er: »Hat mir nie wirklich was ausgemacht. Manchmal ist das Vergessen auf langen Fahrten nur schön.« Er ging an Thorn vorbei und nahm Kurs auf den Eingang zu den Schiffsunterkünften. Über die Schulter sagte er: »Hier gibt's nur eine Dusche, also müssen Sie warten.«
    Thorn probierte jetzt selbst ein paar Übungen. Obwohl das normale Empfindungsvermögen weitgehend zurückgekehrt war, blieben die Fingerspitzen taub aufgrund der Nervenschäden, die ihm Broms Toxin zugefügt hatte. Eine weitere Sitzung mit dem Autodok des Schiffes schien wahrscheinlich, wurde ihm klar, während er zu einem Spind neben den Särgen ging, um sich einen Wegwerfoverall zu suchen, den er tragen konnte, bis er unter der Dusche an die Reihe kam. Während er in die Montur aus komprimierten Papierfasern stieg, blickte er sich um; Jarvellis kam gerade aus der Flugkabine zum Vorschein und nahm Kurs auf die Unterkünfte.
    »Wo sind wir?«, fragte er sie.
    Sie blieb stehen und musterte ihn. »Fahren gerade ins System ein. Der Gasriese Kalypse steht derzeit zwischen Masada und uns. Es dauert

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