Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
߄hnlichkeit mit einem Harlekin.
    Dann lieߟ sie uns los, trocknete sich die Tränen und marschierte in die Küche. »Was ihr jetzt braucht, ist ein Espresso«, sagte sie. »Und danach etwas zu essen. Wie wär€™s mit Pizza?«
    Wir konnten an Essen nicht mal denken.
    »Merle, wie ist die Nummer von diesem Pizzaservice, für den du arbeitest? Ihr werdet sehen, dass es euch gut tut, etwas Warmes in den Magen zu kriegen.«
    Ihr forsches Auftreten täuschte nicht darüber hinweg, dass sie sich Sorgen machte. Ich konnte es an ihren Augen erkennen. Prüfend glitt ihr Blick zwischen Merle und mir hin und her.
    Wenig später (Claudio zog unsere Bestellungen immer vor) standen drei Pizzas vor uns auf dem Tisch und erfüllten die Küche mit ihrem Duft. Und Merle und ich stellten fest, dass wir geradezu ausgehungert waren.
    Wir aߟen schweigend. Aus ihrer Tasche hatte meine Mutter, wohl wissend, dass wir meistens nur Billigfusel im Haus hatten, zwei Flaschen Bordeaux gezaubert. Sie bestand darauf, dass wir beide davon tranken. Sie selbst hörte nach einem Glas auf, weil sie noch fahren musste.
    Der Wein stieg mir rasch zu Kopf. Aber er beschwichtigte nichts.
    Nach der Hälfte ihrer Pizza schob Merle ihren Teller weg, trank einen groߟen Schluck Wein und starrte in ihr Glas. »Wie Blut«, sagte sie und ihre Lippen fingen an zu beben.
    Ab heute würde es eine Reihe von Begriffen geben, die wir nicht mehr aussprechen konnten, ohne zusammenzuzucken.
    Blut. Tod. Leichenblass.
    Vielleicht würden wir auch keinen Rotwein mehr trinken können.
    »Habt ihr einen Verdacht?«, fragte meine Mutter vorsichtig, als Merle und ich beinah schon betrunken waren.
    »Verdacht?« Merle sah meine Mutter verständnislos an. Auch ich begriff die Frage nicht gleich. Doch dann löschte sie jeden anderen Gedanken in meinem Kopf aus.
    Meine Mutter hatte nach Caros Mörder gefragt.
    Er war irgendwo da drauߟen. Und möglicherweise kannten wir ihn.
     
    Imke wartete nicht, bis sie zu Hause war. Sie stieg in ihren Wagen, kramte das Handy aus der Tasche hervor und rief ihn an. Manchmal machte sich ihre Angewohnheit, jede neue Telefonnummer sofort zu speichern, bezahlt.
    »Melzig!«
    Er blaffte seinen Namen förmlich ins Telefon. Wahrscheinlich, nein, bestimmt hatte sie ihn gestört. Es war kurz nach Mitternacht, da saߟen normale Menschen nicht mehr an ihrem Schreibtisch und warteten auf Anrufe.
    »Imke Thalheim.«
    Er sog scharf die Luft ein. Als wäre ihr Name ein Schock für ihn.
    Sie hielt sich nicht mit höflichem Geplänkel auf, sondern machte ihrer Empörung kurz und bündig Luft. »Wie konnten Sie das tun? Die Mädchen dieser grausamen Prozedur aussetzen?«
    Er entschuldigte sich nicht, suchte nicht nach Ausreden. »Es hat mir sehr Leid getan«, sagte er. »Wie geht es den beiden?«
    »Wie soll es ihnen gehen?« Imke war auߟer sich vor Wut. Ihre Stimme zitterte verräterisch. »Ich komme gerade aus ihrer Wohnung. Sie sind fix und fertig, am Boden zerstört.«
    »Sie sind jung. Sie werden darüber hinwegkommen.«
    Er hatte Recht und sie wusste das. Es ärgerte sie über die Maߟen, dass er so ruhig und besonnen reagierte, während sie sich benahm wie eine zornig fauchende Katze.
    »Ihre Tochter ist eine bemerkenswerte junge Frau«, sagte er. »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie ist stark.«
    Warum reagierte sie auf seine Worte so ungehalten? Weil er ihr keine Angriffsfläche bot? »Sie haben gut reden«, fauchte sie ihn an. »Ihren Kindern, falls Sie welche haben, ist ja nicht zugemutet worden, ihre ermordete Freundin zu identifizieren. Ihre Kinder werden keine Albträume davontragen. Und Ihre Kinder«, ein eisiger Schrecken packte sie bei diesem Gedanken, »Ihre Kinder sind nicht in Gefahr.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine damit, dass Caros Mörder vielleicht in der Wohnung der Mädchen ein und aus gegangen ist. Wäre das so unwahrscheinlich?«
    »Es ist nicht auszuschlieߟen.«
    »Nicht auszuschlieߟen! Na wunderbar! Und was gedenken Sie jetzt zu tun? Wie werden Sie die Mädchen beschützen?«
    »Ich sagte, es ist nicht auszuschlieߟen. Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich. Vertrauen Sie mir, Frau Thalheim. Sobald es notwendig wird, die Mädchen zu schützen, werden wir das tun.«
    Sie beendete das Gespräch und steckte das Handy in die Tasche zurück. Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte sie den ganzen Abend zurückgehalten, jetzt war sie mit ihrer Selbstbeherrschung am Ende. Im schützenden Dunkel ihres

Weitere Kostenlose Bücher