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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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ihrer Tochter waren. Jette war eine intelligente, beherrschte junge Frau. Sie neigte nicht zu Sentimentalität und erst recht nicht zu Wehleidigkeit. Imke hatte sie nur selten weinen sehen. An das letzte Mal konnte sie sich gar nicht mehr erinnern.
    »Wenn du nicht aufhörst zu schluchzen, Kind, dann verstehe ich kein Wort.«
    Das war kein Weinen. Das war die pure Verzweiflung. Dahinter steckte nicht nur Liebeskummer. Dahinter steckte etwas Unaussprechliches. Jette war vollkommen auߟer sich.
    »Jette! Liebling! Beruhige dich doch!«
    Ein einziges Mal hatte Jette sich so aufgeführt. Damals war sie acht Jahre alt gewesen und ihre Katze war überfahren worden. Jette hatte geweint und geweint und schlieߟlich so hohes Fieber bekommen, dass Imke den Notarzt gerufen hatte.
    Der hatte Jette ein Beruhigungsmittel verabreicht und ihr ein neues, junges Kätzchen verordnet. Ihre Trauer war durch das Kätzchen nicht verschwunden, aber sie war leichter zu ertragen gewesen.
    Schade, dachte Imke Thalheim. Schade, dass die Probleme der Erwachsenen sich nicht mehr so leicht lösen lassen wie die der Kinder. Sie wünschte sich, Jette wäre wieder klein und sie könnte sie auf den Schoߟ nehmen, sie streicheln und in ihren Armen wiegen und ein Lied für sie summen.
    »Caro...«
    Wenigstens wusste sie jetzt, dass es irgendetwas mit Caro zu tun hatte.
    »Was ist mit ihr, Liebling?«
    »Sie... sie... ist...«
    »Na komm, es ist bestimmt alles nur halb so schlimm. Was ist mit Caro?«
    Man konnte jedes Problem lösen. Wenn man nur wollte. Vielleicht war Caro schwanger. Auch das würde man in den Griff bekommen. Andrerseits - wenn Caro schwanger wäre, würde Jette nicht dermaߟen auߟer sich sein. Allmählich spürte Imke Angst in sich aufsteigen.
    »Jette! Sag mir, was los ist!«
    Schluchzen. Es klang heiser und verkrampft, so als ob Jette alle Tränen schon geweint hätte. Imke hatte das Bedürfnis, sie anzuschreien. Wenn Menschen hysterisch waren, half das manchmal. Aber war Jette überhaupt hysterisch?
    »Caro. Sie ist... tot, Mama.«
    Imke spürte zwei Dinge auf einmal: eine heftige Erschütterung und eine groߟe Zärtlichkeit für ihre Tochter.
    »Tot? Aber wie... Hatte sie einen Unfall?«
    Wenn Menschen so jung starben, dann durch einen Unfall. Etwas anderes kam Imke gar nicht in den Sinn. Caro war ja nicht krank gewesen.
    Wieder brach Jette in Schluchzen aus. Als sie wieder sprechen konnte, wurde ihre Stimme von Wort zu Wort leiser und höher. »Sie... ist... ermordet worden.«
    Fast hätte Imke den Hörer fallen lassen. Ungläubig starrte sie aus dem Fenster. Es war, als hätte einer drauߟen plötzlich alle Geräusche abgeschaltet. Dabei bin ich Krimiautorin, dachte sie. Gehe täglich mit Mord und Totschlag um. Aber wenn es jemanden trifft, den ich kenne, dann bin ich nicht fähig, es zu begreifen.
    Stotternd und stockend erzählte Jette ihr, wie sie es erfahren hatte.
    »Bleib, wo du bist«, sagte Imke. »Rühr dich nicht von der Stelle. Ich bin sofort bei euch.«
    Sie schaltete den Computer aus, schlüpfte in die Schuhe und verlieߟ fünf Minuten später das Haus.
     
    Sie fehlte ihm. Sie hatte eine Lücke in sein Leben gerissen.
    Er sah sie vor sich. Er hörte ihr Lachen.
    Caro...
    Sie hatte sich die schönsten Namen für ihn ausgedacht. Romeo. Löwenherz. Allerliebster. Jorian. Und sie ihm geschenkt wie Blumen oder selbst geschriebene Gedichte.
    Ihre Kinderhände.
    Und plötzlich hatte er sie nicht wieder erkannt. Rote Lippen, rote Nägel, Rouge auf den Wangen. Zur Frau geschminkt.
    Das hatte er noch hingenommen. Wenn es ihr gefällt, hatte er gedacht, dann soll es mir recht sein. Es stimmte nicht. Es war ihm nicht recht. Aber er glaubte daran, dass Liebe groߟmütig machte und tolerant.
    Doch dann.
    Dann hatte sie ihn geküsst. Auf eine Art und Weise, die ihn angewidert hatte. War ihm auf den Schoߟ geklettert, schamlos wie eine Katze, hatte gekeucht und gestöhnt und ihm zugeflüstert, sie habe lange genug gewartet.
    Von einem Augenblick auf den anderen war aus ihr eine unter vielen geworden. Eine, wie er sie in der Stadt an jeder Ecke hätte aufgabeln können.
    Rote Lippen. Rote Nägel. Hochgeschobener Rock.
    Ihre Leidenschaft hatte ihn überwältigt.
    Danach hatten sie schwer atmend nebeneinander gelegen.
    »Und jetzt«, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert, und ihre Stimme war trunken gewesen vor Glück, »jetzt musst du mir deinen Namen verraten.«
    Auch das hatte er getan.
    Sie hatte ihn vor sich hin

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