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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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bei den einzelnen Mitgliedern, und es ging bei diesen Treffen manchmal hoch her.
    Ich hatte es längst aufgegeben, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Grundsätzlich waren wir einer Meinung, aber mit der Wahl ihrer Methoden war ich selten einverstanden. Sie nahmen auf nichts und niemanden Rücksicht, wenn sie sich Zugang zu einem Labor verschaffen oder Büros dubioser Organisationen oder Firmen durchsuchen wollten.
    Caro, Merle und ich hatten immer wieder Tiere aufgepäppelt, die aus Versuchslaboren befreit worden waren, ängstliche, schreckhafte Hunde, misstrauische, aggressive Katzen, apathische Kaninchen. Das waren die Zeiten gewesen, in denen Caro sich besonders häufig selbst verletzt hatte. Als wäre der Anblick der geschundenen Tiere für sie so etwas gewesen wie ein Blick in den Spiegel.
    Merle hatte Tee gekocht und Brötchen, Käse und Obst auf den Tisch gestellt. Es herrschte ein unglaubliches Durcheinander. Ständig sprang jemand auf und schnitt demjenigen, der gerade redete, ungehalten das Wort ab.
    »Das ist so bei engagierten Leuten«, behauptete Merle. »Die sitzen nicht auf ihrem fetten Spieߟerhintern und lassen das Leben an sich vorbeirauschen - denen geht€™s um was.«
    Bastian, Matze, Kika, Dorit, Uwe, Judith, Lizzie und Bob bildeten, mit Merle zusammen, den Kern der Gruppe. Sie erarbeiteten die Einsatzpläne. Von hier aus spannen sich die Fäden weiter zu den verschiedenen Mitstreitern, die aus allen Bereichen der Gesellschaft stammten, in kein Altersraster passten, die jedoch wesentliche Gemeinsamkeiten hatten: Sie liebten Tiere, waren kämpferisch, mutig und zuverlässig.
    Ich war keine von ihnen. Trotzdem arbeitete ich manchmal mit. Solche wie mich nannten sie Springer, Menschen, die hin und wieder eingesetzt wurden, jedoch nicht zum festen Stamm gehörten.
    Auch Caro war eine Springerin gewesen. Aber sie hatte noch stärkere Bedenken gegen manche Aktionen gehabt als ich. Einmal hatte sie während eines Treffens in unserer Küche ein Transparent an die Wand gehängt, auf das sie mit roter Farbe geschrieben hatte: 
Und wer schützt den Menschen vor den Menschen?
    Von dem Zigarettenrauch tränten mir die Augen, und der Lärm war kaum auszuhalten. Ich schnappte mir ein Brötchen, flüchtete in mein Zimmer und setzte mich an den Schreibtisch. Während ich aߟ, lieߟ ich den Gedanken freien Lauf.
    Dieser Kommissar legte keinen Wert auf eine Zusammenarbeit mit Merle und mir. Er hatte uns deutlich zu verstehen gegeben, dass wir uns aus der Arbeit der Polizei raushalten sollten. Also mussten wir das im Alleingang durchziehen.
    Ich steckte das letzte Stück Brötchen in den Mund und wischte mir die Hände an der Hose ab. Dann ging ich in die Diele und blieb vor Caros Zimmer stehen. Es kostete mich immer noch ߜberwindung, es zu betreten.
    Merle und ich hatten nichts verändert. Bloߟ wieder Ordnung gemacht, nachdem die Polizisten alles in diesem Zimmer berührt hatten, selbst die Dinge, die Caro keinen Menschen auf der Welt auch nur hatte ansehen lassen wollen.
    Nachdem sie wieder gegangen waren, hatten wir das Fenster aufgerissen, um die Anwesenheit der Männer zu tilgen. Bis es wieder nach Caro gerochen hatte, ihren Cremes, ihrem Parfüm.
    Zögernd öffnete ich die Tür. Jedes Mal, wenn ich ihr Zimmer betrat, spürte ich Caros Abwesenheit so stark, dass mein Herz schneller klopfte. Die Geräusche aus der Küche halfen mir, nicht gleich wieder auf dem Absatz kehrt zu machen und mein Vorhaben aufzugeben.
    Ich setzte mich an Caros Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Die Polizisten hatten ihn nicht mitgenommen, vielleicht hatten sie Disketten gezogen oder sich anders Zugang zu Caros Daten verschafft.
    Meine ߜberlegung war ganz einfach. Ich verstand nicht viel von Computern, aber Caro war eine Expertin gewesen. Egal, mit welchem technischen Problem man sich herumschlug, sie hatte es gelöst. Der Computer war so sehr Teil ihres Lebens gewesen, dass ich mir gut vorstellen konnte, hier eine Antwort auf unsere Fragen zu finden, einen Hinweis, irgendwas.
    Sämtliche Briefe, die sie je geschrieben hatte, waren säuberlich abgespeichert, ebenso ihre E-Mails. Es widerstrebte mir, in Caros privaten Dingen herumzustöbern, aber ich sah keinen anderen Weg. Caro war tot und konnte uns über ihren Mörder nichts sagen. Wo sonst, auߟer in ihrem Zimmer, sollten wir nach Anhaltspunkten suchen?
    ßœber eine Stunde saߟ ich an ihrem Schreibtisch, erschlug drei Mücken und war allmählich so

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