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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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schützen. Mord ist nicht länger nur ein Wort aus den Nachrichten.«
    Eine halbe Stunde später war mein Vater am Telefon. Er meldete sich selten, eigentlich nur, wenn etwas Wichtiges anlag. Ich trug ihm nichts mehr nach, aber das bisschen Nähe zwischen uns war mir nah genug.
    Diesmal lud er mich ein, mit ihm und Angie und meinem kleinen Halbbruder in Urlaub zu fahren.
    »War das Mamas Idee?«, fragte ich.
    Er wies die Unterstellung mit solcher Empörung zurück, dass ich sicher war, die Wahrheit erraten zu haben.
    »Die Einladung gilt übrigens auch für deine Freundin«, sagte mein Vater. So nah, dass er Merles Namen behalten hätte, waren wir uns nicht.
    Ich lehnte dankend ab. »Lieb von dir, Daddy. Aber du musst uns nicht beschützen. Das machen wir schon selber.«
    »Prinzessin«, er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte, »ich brauche dich. Pass auf dich auf.«
    Prinzessin hatte er mich lange nicht mehr genannt. »Ich weiߟ. Mach dir keine Sorgen.«
    Es klickte, als er auflegte. Ich hielt den Hörer noch eine Weile in der Hand. Urlaub mit Angie war so ziemlich das Letzte, was ich mir vorstellen konnte. Meine Mutter musste abgrundtief verzweifelt sein, wenn sie auf solche Einfälle kam.
    Ich ging in Caros Zimmer, nahm ein Album aus dem Regal und suchte ein Foto von Caro aus. Dann sah ich noch einmal nach den Katzen. Sie schliefen tief und fest. Ich machte die Badezimmertür zu und steckte den Kopf in Merles Zimmer.
    »Können wir?«
    Merle faltete den Stadtplan, den sie studiert hatte, zusammen und nickte.
    »Wo fangen wir an?«, fragte ich, als wir vor meinem Wagen standen.
    »In der 
Stillen Kerze
«, sagte Merle. »Da ist Caro oft gewesen.«
    Die 
Stille Kerze
 war eine Kneipe, in der sich hauptsächlich die Punks aus der Umgebung trafen. Caro hatte sich eine Weile selbst in der Szene herumgetrieben und war dem Laden, nachdem sie ausgestiegen war, treu geblieben. Ein paar der alten Freunde hatte sie behalten
    So früh am Morgen war hier noch nicht viel los. Abgestandener, kalter Zigarettenrauch mischte sich mit frischem. Zwei Typen, die ich noch nie gesehen hatte, saߟen an einem der hinteren Tische und zogen sich einen Joint rein. Ich atmete so flach wie möglich. Dieser süߟliche Duft war mir zuwider. Ich hatte ihn zu oft in Caros Zimmer gerochen.
    »Sonst keiner hier?«, fragte Merle die Bedienung, die neu zu sein schien.
    Das Mädchen hob die Schultern. Sie kaute Kaugummi. Ihre Haare waren abrasiert bis auf einen knatschroten Streifen, der von der Stirn zum Nacken lief.
    Ich zeigte ihr das Foto. »Hast du dieses Mädchen schon mal hier gesehen?«
    Die Bedienung sah misstrauisch auf das Foto und trat dann langsam einen Schritt zurück. »Nee. Und selbst wenn - was geht euch das an?«
    »Sie hieߟ Caro«, sagte ich, »und war unsere Freundin. Sie ist ermordet worden.«
    Das Misstrauen im Gesicht des Mädchens verschwand. »Der Halskettenmörder?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Tut mir echt Leid. Aber ich kann euch nicht helfen. Bin erst seit einer Woche hier.«
    Die Typen hinten am Tisch hatten Caro auch noch nie gesehen. Wir verlieߟen die 
Stille Kerze
 und gingen zu meinem Wagen zurück.
    »Am besten, wir lassen ihn stehen«, sagte Merle.
    Sie hatte Recht. In den Gassen der Altstadt mit ihrer extremen Parkplatznot wären wir zu Fuߟ schneller. Das Auto könnten wir später benutzen, wenn wir uns die Randbezirke vornähmen. Wir würden alle Cafß©s und Bistros aufsuchen, in denen Caro jemals Gast gewesen war, und sämtliche Kneipen und Diskos.
    Das hatte die Polizei wahrscheinlich ebenfalls getan, aber vielleicht hatten die etwas übersehen. Auߟerdem würden mit uns auch die Leute reden, die einem Bullen gegenüber den Mund niemals aufmachten.
    Unser Plan war gut. Ein Schritt nach dem andern. Niemand konnte uns aufhalten.
     
    Bert hörte den Kies unter den Reifen knirschen. Er kam sich vor wie in einem Film, als er die Auffahrt hinauffuhr. So wohnte doch kein Mensch aus Fleisch und Blut! Aber Reichtum verwischte wohl die Grenzen der Normalität. Er betrachtete das alte Gebäude und schluckte an einem Anflug von Neid. Es war, als hätte hier sein Traum Gestalt angenommen.
    Das Reihenhaus, das Margot und er sich leisten konnten, erschien ihm im Vergleich zu dieser liebevoll restaurierten Mühle wie ein Schuhkarton. Geld müsste man haben, dachte er, um schöne Dinge erschaffen zu können.
    Als er aus dem Wagen stieg, kam Imke Thalheim ihm schon entgegen. Sie trug ein

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