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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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war klar, dass das Lied, das er gerade hörte, an manchen Stellen kitschig war. Aber es haute ihn fast um. Die Härchen an seinen Armen richteten sich auf, ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    Er musste sich zwingen, das Lenkrad festzuhalten, um nicht umzukehren und die gröߟte Dummheit seines Lebens zu begehen.
     
    Sie hatte eben das Haus betreten, da rief Tilo an. Der zärtliche Klang in seiner Stimme war genau das, was sie brauchte. Sie erzählte ihm von dem Treffen mit Bert Melzig. Lieߟ auߟer dem Kuss nichts aus. Und verschwieg doch das meiste.
    Tilo hörte ihr zu. Er nahm sich Zeit, die er überhaupt nicht hatte.
    »Vielleicht kann er den Mädchen klarmachen, in welcher Gefahr sie sich befinden«, sagte Imke. »Ich bin mit meinem Latein am Ende. Ach, übrigens, ich hab ihnen einen Schlosser geschickt, der ihr Türschloss austauschen soll.«
    »Gute Idee«, sagte Tilo.
    »Weiߟ ich. Ist ja auch von mir.«
    Er schmunzelte. Sie spürte es. Und war ihm plötzlich ganz nah.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Danke? Wofür?«
    »Einfach dafür, dass du so bist, wie du bist.«
    Nachher saߟ sie noch eine Weile da, den Hörer in der Hand, und ärgerte sich über ihre elende Spontaneität. Ein Kuss auf die Wange hatte nichts zu bedeuten. Aber wusste das auch der Kommissar?
     
    Ich hatte nicht geahnt, in wie vielen Cafß©s und Bistros Caro herumgehangen hatte. Wie viele Leute sie gekannt hatten. Und wie viele sie gemocht hatten. Einige weinten, als sie ihr Foto sahen.
    Aber keiner wusste etwas von einem Freund.
    »Ist das der... ich meine, hat der sie...«
    Ich wusste, wie schwer es war, das auszusprechen. Es war sogar schwer, es nur zu denken. Allmählich fing ich an, davon zu träumen. Bei Merle war es ebenso. Wir hatten beide Angst vorm Schlafengehen.
    »Wieder nichts.« Stöhnend hakte Merle das 
Kakadu
 ab. »Meine Füߟe brennen, mein Magen knurrt, ich bin total verschwitzt und fühl mich Scheiߟe.«
    Ich warf einen Blick auf die Liste in ihrer Hand. Als Nächstes war das 
Turmcafß©
 an der Reihe. »Da essen wir was, okay?«
    Allein der Gedanke an etwas Essbares verlieh uns neuen Schwung. Wir gingen schneller, schöpften wieder Hoffnung. Irgendwer musste Caro und diesen Mann zusammen gesehen haben. Man konnte sich nicht unsichtbar machen. Irgendeine Spur hinterlieߟ man immer, egal, wie klein sie war.
     
    Er fragte sich, was er für diese Jette empfand. Ob er überhaupt ein Gefühl für sie hatte. Er konnte es nicht sagen.
    Neugier vielleicht. Ja. Neugier, ein wenig.
    Seit er Caro verloren hatte, war etwas in ihm ausgelöscht. Er war müde und antriebslos, fühlte sich ausgebrannt. Tag für Tag war es gewesen, als wäre er unbeteiligt neben sich her gelaufen.
    Erst Jettes Herausforderung, die in der Gegend immer noch das Gesprächsthema Nummer eins war, hatte ihn aufgeweckt. Sie hatte Gedanken in ihm freigesetzt, seinen Kopf wieder beschäftigt. Zum Beispiel hatte er sich gefragt, ob es ihm wohl gelingen würde, dieses Mädchen zu erobern.
    Erobern. Er liebte diese stolzen Worte, von denen es kaum noch welche gab heutzutage. Diese stolzen, kraftvollen, mächtigen Worte, ohne die man doch gar nicht überleben konnte in dieser oberflächlichen Welt.
    Ein Mädchen, das ihn hasste, in sich verliebt zu machen. Er lächelte. Das würde ihm gefallen. Das wäre ein Spiel nach seinem Geschmack.
    Sie kannte ihn nicht. Sie wusste nichts von ihm. Sie hatte keine Ahnung, dass er der Mann war, dem ihr Hass galt.
    Und noch etwas gab es zu bedenken: Sie war Caros beste Freundin gewesen. Dadurch war sie in gewisser Weise zu einem Stück von Caro geworden. Wenn sie ihn liebte, wäre das so, als würde ein Teil von Caro ihm immer noch gehören.
    Er lächelte wieder, während ihm die Tränen in die Augen stiegen. Vielleicht hatte er Caro doch nicht endgültig verloren.
     

Kapitel 14
    Beim ersten Mord hatte Berts erster Gedanke den Erdbeerpflückern gegolten. Typisch. Getreu dem Motto: Hängt die Wäsche ab. Der Zirkus kommt!
    Inzwischen waren seine Gedanken zu den Erdbeerpflückern zurückgekehrt. In einem von Caros Gedichten hieߟ es:
     
    durcheilst

die welt

mit sieben

meilen

stiefeln
     
    Saisonarbeiter reisten von Ort zu Ort und blieben da, wo sie Arbeit fanden. Konnten die 
Siebenmeilenstiefel
 ein Hinweis darauf sein? Handelte es sich bei dem Mann, den Caro geliebt hatte und der möglicherweise ihr Mörder war, um einen Erdbeerpflücker?
    Bert fluchte. Er stützte sich bei seinen

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