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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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in einer Stadt lebte, die klein und überschaubar war und noch dazu rundherum das pure Landleben bot. »Könntest du dir vorstellen, in einer Groߟstadt zu wohnen?«, fragte ich.
    »Mit dir könnte ich überall leben«, antwortete Gorg, ohne den Blick von der Straߟe zu nehmen. »Hauptsache, wir sind zusammen. Alles andere zählt nicht.«
    »Nur die Familie und die Freunde«, sagte ich. »Meine Mutter, meine Groߟmutter und Merle sind die wichtigsten Frauen in meinem Leben. Ich glaube, ohne sie wär ich irgendwie nicht vollständig, nur halb, wie amputiert.«
    Er sagte nichts dazu. Seine Hände umfassten das Lenkrad fester.
    Ich legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Dachte an meine Tasche. Und an das Kondom, das ich eingesteckt hatte. Ich trug es mit mir herum, seit ich Gorg getroffen hatte. Ob ich es heute hervorholen würde?
     
    Gorge beim Arzt? Das konnte er erzählen, wem er wollte. Nee. Der machte blau. Malle trug die volle Kiste zum Anhänger. Der Schweiߟ lief ihm über den Hals. Es war eine elende Schufterei, aber sie brachte Geld. Nicht die groߟe Kohle, aber genug zum Leben.
    Malle hatte sich nie etwas anderes als Freiheit vorstellen können. Das ging so weit, dass er in engen Räumen zu ersticken drohte. Er musste drauߟen sein, Wind, Sonne und Regen spüren. Es war bei vielen so, die er bei seinen Jobs kennen lernte.
    Wenn ein Saisonarbeiter blau machte, hatte das was zu bedeuten. Sie waren keine Angestellten, die einfach einen Krankenschein beim Chef abgaben und weiter ihr Gehalt bezogen. Auߟerdem waren sie selten krank. Sie waren abgehärtet und trotzten jedem Virus.
    Vielleicht hatte Gorge Geschäfte laufen, von denen er ihm nichts erzählt hatte. Er war ja so ein Geheimniskrämer, zugeknöpft bis zum Hals. Dabei wäre es gerade jetzt, wo die Bullen wieder bei ihnen herumschnüffelten, wichtig zu wissen, was der andere machte. Damit man sich gegenseitig aus dem Sumpf ziehen konnte, falls es nötig werden sollte.
    Keiner verstand, warum Gorge sich Malle angeschlossen hatte, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Selbst Malle kapierte es nicht. Sie hatten nichts, aber auch gar nichts gemein, auߟer dass sie abends gerne einen kippten. Doch selbst dabei hielt Gorge sich zurück. Malle hatte ihn noch nie betrunken erlebt.
    Als ob er die Kontrolle behalten müsste, dachte Malle. Als ob sonst sein Leben auseinander fallen würde. Er nahm die leere Kiste wieder in Empfang und ging zu seinem Platz zurück. Ihm wurde klar, dass er so gut wie nichts über Gorge wusste. Gorge dagegen wusste so ziemlich alles über ihn.
     
    Endlich ging jemand ran! Imke lachte vor Erleichterung. »Merle! Wo steckt ihr denn? Warum meldet ihr euch nicht?«
    Merle fing an zu weinen. Imke merkte, wie ihr ganzer Körper starr wurde. »Was ist los, Merle?« Bitte, dachte sie. Bitte, bitte! Jette darf nichts passiert sein!
    Unter Schluchzen erzählte Merle ihr von ihrem Verdacht. Dass sie glaubte, Jette sei in denselben Mann verliebt wie Caro kurz vor ihrem Tod. Sie berichtete knapp, wie sie darauf gekommen war.
    »Aber das heiߟt doch noch lange nicht...« Imkes Mund war mit einem Mal wie ausgetrocknet. Krampfhaft schluckte sie. »Wo ist Jette?«
    »Mit ihm unterwegs«, sagte Merle so leise, dass Imke Mühe hatte, sie zu verstehen.
    »Warte auf mich«, sagte Imke. »Ich bin in zehn Minuten bei dir.« Sie warf das Telefon auf den Tisch, schnappte sich ihre Handtasche und lief zum Wagen. Sie machte sich nicht die Mühe, das Garagentor wieder zu schlieߟen und fuhr in einem Tempo die Auffahrt hinunter, dass der Kies hinter ihr aufspritzte.
     
    Er nahm es Jette nicht mehr übel, dass sie sich verspätet hatte. Es war nur eine kurze Wut gewesen, die sich rasch abgekühlt hatte. Jette konnte man nicht lange böse sein. Und sie hatte ihn ja nicht absichtlich warten lassen.
    Sie saߟ neben ihm und summte zu der Musik aus dem Radio. Als gäbe es keine Probleme. Merkte nicht, was sich um sie her zusammenbraute.
    Man durfte die Polizei nicht unterschätzen, erst recht nicht diesen Melzig. Als er den Kommissar zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er gleich gewusst, dass er nicht zu den Bullen gehörte, die man an der Nase herumführen konnte. Irgendetwas sagte ihm, dass es nun so weit war. Dass er reagieren musste. Melzig war ihm auf der Spur.
    Jette streichelte seinen Arm. »Ich bin so froh«, sagte sie.
    Er drückte ihre Hand. Niemals würde er zulassen, dass irgendwer sie traurig machte.
     
    Ja. Merle würde

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