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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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öffnete.
    »Unterhalten Sie sich mal in aller Ruhe mit Ihrer Tochter«, schlug er vor. »Fragen Sie nach Einzelheiten. Versuchen Sie, seinen Namen herauszubekommen.«
    »Ich will es versuchen.« Er hatte Recht. Es war der einzige Weg, diese bohrende Angst loszuwerden. Jette hatte alle Antworten, die sie brauchte. »Obwohl sie so gut wie nie zu Hause ist.«
    Nach dem Gespräch blieb Bert noch eine Weile nachdenklich sitzen. Er hatte den Eindruck, ein Knäuel von Fäden in den Händen zu halten, das mit einem Schlag entwirrt werden könnte. Wenn er nur den richtigen Zugang fände.
     
    Er saߟ in seinem Wagen und wartete auf Jette. Sie würden noch einmal nach Blankenau, die kleine Stadt mit den wunderschönen alten Häusern, fahren. Irgendwie schöpfte er aus dem Anblick historischer Sehenswürdigkeiten Kraft. Und Mut.
    Eigentlich gehörte er in eine ganz andere Zeit. Das hatte er immer schon gespürt. Vielleicht stimmte das doch mit der Wiedergeburt und Jette und er waren sich in einem früheren Leben schon einmal begegnet.
    Waren sie damals verliebt gewesen? Hatten sie vielleicht sogar miteinander gelebt?
    Er würde sie fragen, ob sie daran glaubte, dass Menschen wiedergeboren wurden.
    Er würde sie fragen, ob sie ihn liebte. Er würde sie fragen, ob sie jemals zuvor einen Menschen so geliebt hatte wie ihn.
    Und er würde sie fragen, ob sie mit ihm gehen würde, wenn seine Arbeit hier beendet wäre.
    Ungeduldig hielt er nach ihr Ausschau. Er durfte nichts überstürzen. Ihr keine Angst machen. Er musste behutsam vorgehen.
    Mittagszeit. Er hatte sich den Nachmittag frei genommen. »Muss zum Arzt«, hatte er gesagt. Er hatte das auch Malle erzählt.
    Bisher war es ihm gelungen, noch jede Spur zu verwischen.
     
    Auf dem Küchentisch lag ein Brief.
     
    Liebe Merle,
    es tut mir Leid, ich war ein ziemliches Biest. Sei nicht mehr böse, bitte! Es ist nicht so, dass ich dich nicht ins Vertrauen ziehen möchte. Es ist nur so, dass Gorg und ich zwar über tausend Dinge gesprochen haben, aber immer noch ganz wenig übereinander wissen.
    Ich weiߟ, es klingt komisch, aber es ist so, als würde ich ihn schon mein Leben lang kennen. Als wüsste ich die wesentlichen Dinge über ihn. Was spielt es schon für eine Rolle, ob er Arzt, Steuerprüfer oder Erdbeerpflücker ist? Ich liebe ihn. Nur das ist wichtig.
    Können wir uns nicht morgen zusammensetzen und ganz lange und gemütlich miteinander reden? Und all den Mist aus dem Weg räumen, der zwischen uns steht? Ich freu mich drauf!
    Küsschen

Jette
    P. S.: Wir wollen noch mal in eins dieser mittelalterlichen Städtchen fahren, die er so mag. Kannst du dir vorstellen, dass ich mir alte Mauern angucke und mich dabei nicht mal langweile? Frauen sind einfach blöd, wenn sie verliebt sind, ich weiߟ, ich weiߟ.
     
    Merle las den Brief mehrmals hintereinander. Jedes Mal sprang ihr ein bestimmtes Wort ins Auge. Arzt. Steuerprüfer. 
Erdbeerpflücker
.
    Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sowohl Caro als auch Jette sich ausgerechnet in einen Erdbeerpflücker verlieben würden? Die Wahrscheinlichkeit war gleich null. Es sei denn, der Erdbeerpflücker wäre ein und derselbe und hätte bei Jette ein wenig nachgeholfen.
    Im nächsten Augenblick hatte Merle die Visitenkarte des Kommissars in der Hand und wählte seine Nummer.
    Er war nicht in seinem Büro und sein Handy war offenbar ausgeschaltet. Wie konnte er unerreichbar sein, wenn Merle ihn brauchte?
     

Kapitel 20
    Ich kam ein bisschen zu spät und hatte schon befürchtet, dass er ärgerlich sein würde. Er legte groߟen Wert auf Zuverlässigkeit, das hatte ich bereits bemerkt. Aber dann sah ich die Wut in seinem Gesicht und erschrak. Eine kleine Verspätung war doch eine Lappalie. Wie würde er erst reagieren, wenn er wirklich Grund hätte, sich aufzuregen?
    »Eine der Katzen hat in die Diele gepinkelt, das musste ich erst noch wegmachen.« Ich beobachtete, wie der Ausdruck auf seinem Gesicht sich veränderte. Wie die Wut verschwand und einem zögernden Lächeln Platz machte.
    »Schon gut.« Er zog mich an sich, so weit das hinterm Steuer möglich war, und küsste mich. Endlich erkannte ich ihn wieder.
    Auf der Fahrt schien er über etwas nachzudenken. Wenn er nachdachte, runzelte er die Stirn, auf der sich schon feine Linien eingegraben hatten. Mir war es recht. Ich war bei ihm. Das war alles, was ich wollte.
    Drauߟen flog die Landschaft vorbei, Wälder, Wiesen, Felder, Ącker und Weiden. Ich war froh, dass ich

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