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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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abgewandt.
    »Geht es ihm gut? Geht er unter seinen Bäumen spazieren?«
    Wieder verneigte sich der Zauberer.
    »Und der Türwächter und der Meister der Kräuterkunde und Kurremkarmerruk? Sie nahmen sich meiner an, unterstützten mich und standen mir bei. Wenn Ihr dorthin zurückkehrt, übermittelt ihnen bitte meine Liebe und meine Hochachtung.«
    »Das werde ich«, versprach der Zauberer.
    »Meine Mutter ist hier«, sagte Tehanu leise zu Irian. »Tenar von Atuan.«
    »Tenar von Gont«, sagte Lebannen mit einem bestimmten Klang in der Stimme.
    Mit einem Ausdruck unverhohlenen Staunens im Blick fragte Irian Tenar: »Ihr wart es, die den Runenring aus dem Lande der Grauhaarigen Männer mitbrachte, zusammen mit dem Erzmagier?«
    »Ja, das war ich«, sagte Tenar, Irian mit der gleichen unverhohlenen Bewunderung anstarrend.
    Über ihnen auf dem Balkon, der den Schwertturm nahe seiner Spitze umgab, entstand Bewegung: die Trompeter waren herausgekommen, um die Stunde zu blasen, aber im Moment waren sie alle vier anders als sonst auf der Südseite über der Terrasse versammelt und spähten hinunter, um den Drachen zu beäugen. In allen Fenstern der Palasttürme waren Gesichter zu sehen, und das Gemurmel und Raunen von Stimmen unten in den Straßen hörte sich an wie eine herannahende Flut.
    »Wenn sie die erste Stunde ankündigen«, sagte Lebannen, »wird der Rat erneut zusammentreten. Die Ratsmitglieder, Lady Irian, werden Eure Ankunft gesehen oder davon gehört haben. Wenn es Euch also recht ist, halte ich es für das Beste, wenn wir gleich zu ihnen gingen und ihnen die Gelegenheit gäben, Euch anzuschauen. Und wenn Ihr zu ihnen sprechen wollt: ich verspreche Euch, sie werden zuhören.«
    »Sehr gut«, meinte Irian. Einen Augenblick lang schien eine schwerfällige, reptilienhafte Starre über ihr zu liegen. Als sie sich jedoch bewegte, verschwand diese wieder, und sie erschien nur mehr wie eine groß gewachsene junge Frau, die mit unsicherem Schritt vorwärts ging und mit einem Lächeln zu Tehanu sagte: »Ich fühle mich, als schwebte ich wie eine Feder. Ich habe überhaupt kein Gewicht mehr!«
    Die vier Trompeten oben auf dem Turm sandten ihren Ruf der Reihe nach gen Westen, Norden, Osten und Süden, ein Melodieglied des Klageliedes, das ein König vor fünfhundert Jahren für den Tod seines Freundes geschrieben hatte.
    Kurz erinnerte sich der König jetzt an das Gesicht jenes Mannes, Erreth-Akbe, als er am Strand von Selidor gestanden hatte, kummervoll, tödlich verwundet, zwischen den Gebeinen des Drachen, der ihn getötet hatte. Lebannen fand es merkwürdig, dass er in solch einem Augenblick an so weit entfernte Dinge dachte; und dann war es doch wieder nicht merkwürdig, denn die Lebenden und die Toten, Menschen wie Drachen, sie alle bewegten sich auf irgendein Ereignis zu, das er nicht sehen konnte.
    Er blieb stehen, bis Irian und Tehanu zu ihm aufgeschlossen hatten. Als er zusammen mit ihnen in den Palast ging, sagte er: »Lady Irian, es gibt vieles, das ich Euch gerne fragen würde, aber was mein Volk fürchtet und was die Ratsversammlung zu erfahren begehren wird, ist, ob Euer Volk beabsichtigt, Krieg wider uns zu führen, und falls ja, warum.«
    Sie nickte, ein schweres, entschiedenes Nicken. »Ich werde ihnen sagen, was ich weiß.«
    Als sie an den mit einem Vorhang bewehrten Türeingang hinter dem Thronpodest kamen, herrschte im Thronsaal bereits helle Aufregung. So laut war das Stimmengewirr, dass der krachende, dumpfe Schlag, mit dem Fürst Sege seinen Stab auf den Boden stampfte, zunächst kaum zu hören war. Doch dann kehrte schlagartig Stille ein, und alle wandten sich zu Tür, um zu sehen, wie der König mit dem Drachen hereinkam.
    Lebannen setzte sich nicht, sondern blieb vor dem Thron stehen, und Irian nahm zu seiner Linken Aufstellung.
    »Höret den König«, sprach Sege in die Totenstille hinein.
    Der König sagte: »Ratsmitglieder! Dies ist ein Tag, über den noch lange geredet und der noch lange besungen werden wird. Die Töchter Eurer Söhne und die Söhne Eurer Töchter werden sagen: >Ich bin Enkel von einem, der Mitglied des Drachenrates war!< So erweiset denn Ehre der, die uns mit ihrer Anwesenheit beehrt. Höret Orm Irian!«
    Einige von denen, die dabei waren, sagten später, wenn sie sie direkt angeschaut hätten, sei sie ihnen nur wie eine groß gewachsene Frau erschienen, die dort gestanden habe; wenn sie indes zur Seite geschaut hätten, sei das, was sie aus dem Augenwinkel gesehen

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