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Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
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nur dass er noch mehr von den Gedanken und Gefühlen seines Besitzers verhehlte. Als der König den Brief entgegennahm, den Erle ihm darreichte, war seine Höflichkeit vollendet. »Der Überbringer jedweder Botschaft von ihm genießt den Dank und den Willkommensgruß meines Herzens. Wollt Ihr mir vergeben?«
    Erle brachte nun endlich eine Verbeugung zustande. Der König ging ans Fenster und las den Brief.
    Er las ihn mindestens zweimal, dann faltete er ihn wieder zusammen. Sein Gesichtsausdruck war genauso leidenschaftslos wie vorher. Er ging zur Tür und sprach kurz mit jemandem, der draußen stand, bevor er sich wieder Erle zuwandte. »Bitte nehmt Platz mit mir. Man wird uns etwas zu essen bringen. Ich hörte, dass Ihr schon den ganzen Nachmittag im Palast seid. Wenn der Hauptmann der Torwache so gewitzt gewesen wäre, mich zu verständigen, hätte ich es Euch ersparen können, die Wälle zu erklimmen und die Gräben zu durchschwimmen, mit denen sie mich umgeben ... Habt Ihr bei meinem Herrn Sperber gewohnt? In seinem Haus am Rande der Felsen?«
    »Ja.«
    »Ich beneide Euch darum. Ich war noch nie dort. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit wir auf Rok voneinander schieden, und das ist nun die halbe Zeit meines Lebens her. Er wollte nicht, dass ich ihn auf Gont besuchen komme. Und er wollte auch nicht zu meiner Krönung kommen.« Lebannen lächelte, gleich als ob nichts von dem, was er sagte, von irgendwelcher Bedeutung wäre. »Er schenkte mir mein Königreich«, sagte er.
    Er setzte sich und bedeutete Erle mit einem auffordernden Nicken, sich auf dem Stuhl ihm gegenüber an dem kleinen Tisch niederzulassen. Erle betrachtete die Tischplatte, die eine kunstvolle Einlegearbeit aus Elfenbein und Silber zierte: ein verschlungenes Ringelmuster aus Blättern und Blüten der Eberesche, welche sich filigran um schlanke Worte wanden.
    »Hattet Ihr eine gute Reise?«, erkundigte sich der Monarch und unterhielt seinen Gast mit weiteren Artigkeiten, während Bedienstete Tabletts mit kaltem Fleisch, geräucherter Forelle, Blattsalaten und Käse auftrugen. Der König gab Erle ein willkommenes Beispiel, indem er herzhaft zulangte; und er schenkte ihre kristallnen Kelche mit einem Wein von zartestem Topas voll. Sodann erhob er sein Glas. »Auf meinen Herrn und teuren Freund«, sagte er.
    »Auf ihn«, murmelte Erle und trank.
    Der König sprach über Taon, das er einige Jahre zuvor besucht hatte - Erle erinnerte sich noch gut an die Aufregung, die auf der Insel geherrscht hatte, als der König in Meoni gewesen war. Und er brachte die Rede auf ein paar Musikanten von Taon, die jetzt in der Stadt weilten: Harfner und Sänger, die gekommen waren, um bei Hofe zu musizieren; es könne gut sein, dass Erle ein paar von ihnen kenne. Und in der Tat kamen die Namen, die er nannte, dem Zauberer vertraut vor. Der König zeigte beträchtliches Geschick darin, eine entspannte und behagliche Atmosphäre herzustellen, und die Speisen und der Wein taten das ihre, Erle in wohlige Stimmung zu versetzen.
    Als sie fertig gegessen hatten, schenkte der König ihre Kelche noch einmal zur Hälfte voll und sprach: »Der Brief betrifft größtenteils Euch selbst; wusstet Ihr das?« Sein Tonfall war im Vergleich zu ihrem anfänglichen artigen Geplauder kaum verändert, und Erle war für einen Augenblick verwirrt.
    »Nein«, sagte er.
    »Habt Ihr eine Ahnung, worum es in ihm geht?«
    »Um meine Träume vielleicht«, sagte Erle leise, mit gesenktem Blick.
    Der König musterte ihn. Es lag nichts Anstößiges in seinem Blick, aber er war offener in seiner Musterung, als die meisten es gewesen wären. Schließlich nahm er den Brief und hielt ihn Erle hin.
    »Herr, ich lese sehr wenig.«
    Lebannen war darüber nicht überrascht - manche Zauberer konnten lesen, manche nicht -, aber er bedauerte sichtlich, seinen Gast in Verlegenheit gebracht zu haben. Die bronzefarbene Haut seines Gesichts lief dunkelrot an. Er sprach: »Es tut mir Leid, Erle. Darf ich Euch vor lesen, was er schreibt?«
    »Bitte, Herr«, sagte Erle. Die Verlegenheit des Königs gab ihm für den Augenblick das Gefühl, dem König gleichgestellt zu sein, und er sprach zum ersten Mal natürlich und mit Wärme in der Stimme.
    Lebannen überflog die Begrüßungsfloskel und die einleitenden Zeilen des Briefes und las dann laut:
    »>Erle von Taon, der Euch diesen Brief überbringt, ist einer, der im Traume und wider seinen eignen Willen zu jenem Land gerufen wird, das Ihr einst zusammen mit mir

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