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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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einmischen sollten.«
    »Wir sind etwas in Zeitnot, wenn Sie verstehen. Wollen Sie denn kein Foto vom Hauptverdächtigen der Polizei?«
    »Wollen Sie damit sagen, wir dürfen das verwenden?« »Klar!«
    Wedlogs Stimme war plötzlich voller Enthusiasmus. »Dann bin ich dabei, ich werde das sofort überprüfen. Ich mache immer reichlich Bilder vom Publikum, da gibt es also durchaus Hoffnung. Geben Sie mir fünf Minuten.«
    Halvorsen scannte die Bilder ein und schickte sie ihm, während Harry wartete und mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte.
    »Warum bist du so sicher, dass er am Abend davor auch schon da war? «
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Harry. »Aber wenn Beate recht hat und wir es wirklich mit einem Profi zu tun haben, dann hat er den Tatort vorher ausgekundschaftet, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Verhältnisse genau so waren wie zum anvisierten Tatzeitpunkt. Also beim Straßenkonzert am Abend davor.«
    Die fünf Minuten kamen und gingen. Erst nach elf Minuten klingelte das Telefon.
    »Wedlog. Sorry. Keine Strickmütze und keine schwarze Regenjacke. Und kein Halstuch.«
    »Scheiße«, sagte Harry laut und deutlich.
    »Tut mir leid. Soll ich Ihnen die Bilder schicken, damit Sie selbst noch einen Blick darauf werfen können? Ich hatte an dem Abend einen Scheinwerfer auf das Publikum gerichtet, so dass man die Gesichter besser erkennen kann.«
    Harry zögerte. Es galt, Prioritäten zu setzen und keine Zeit zu vergeuden. Vor allem am ersten, am wichtigsten Tag.
    »Schicken Sie sie mir, wir können uns die Bilder dann immer noch ansehen«, sagte Harry und wollte Wedlog seine Mailadresse angeben. »Ach nee. Mailen Sie die Bilder lieber Frau Lønn von der Kriminaltechnik. Die hat ein besonderes Faible für Gesichter, vielleicht kann sie was finden.« Er gab Wedlog die Adresse. »Und nicht, dass sich morgen die ganze Presse auf mich stürzt, verstanden?«
    »Nein, nein, es wird von einer anonymen polizeilichen Quelle die Rede sein. War nett, Geschäfte mit Ihnen zu machen.«
    Harry legte auf und nickte einem überraschten Halvorsen zu. »Okay, Junior, dann fahren wir mal ins Hauptquartier der Heilsarmee.«
     
    Halvorsen musterte Harry. Der Hauptkommissar konnte seine Ungeduld nicht verbergen, als er von einem Bein auf das andere trat und die Aushänge mit den Annoncen für Wanderprediger, Musikproben und Wachdienste studierte. Schließlich hatte die uniformierte, grauhaarige Empfangsdame aber doch fertig telefoniert und wandte sich ihnen lächelnd zu.
    Harry brachte kurz und knapp ihr Anliegen vor, und sie nickte, als hätte sie sie bereits erwartet. Dann erklärte sie ihnen den Weg.
    Als sie schweigend auf den Aufzug warteten, bemerkte Halvorsen die Schweißperlen auf Harrys Stirn. Er wusste, dass sein Kollege keine Aufzüge mochte. Sie fuhren bis in die fünfte Etage, und Halvorsen lief Harry durch gelbe Flure hinterher, die schließlich vor einer offenen Bürotür endeten. Harry blieb so abrupt stehen, dass Halvorsen ihm fast in die Hacken getreten hätte.
    »Hallo«, grüßte Harry.
    »Hallo, hallo«, sagte eine Frauenstimme. » Sie schon wieder?«
    Harrys stattlicher Körper füllte die ganze Türöffnung aus, so dass Halvorsen nicht sehen konnte, mit wem er sprach. Er bemerkte aber den veränderten Klang in Harrys Stimme: »Ja, scheint so. Der Kommandeur?«
    »Er erwartet Sie, gehen Sie nur rein.«
    Halvorsen folgte ihm durch das kleine Vorzimmer und konnte gerade noch der Kindfrau zunicken, die hinter dem Schreibtisch saß. Die Wände im Kommandeursbüro waren mit Holzschilden, Masken und Speeren verziert. Auf den gut gefüllten Regalbrettern standen afrikanische Holzfiguren und Bilder, die Halvorsen für Familienfotos hielt.
    »Danke, dass Sie uns so kurzfristig empfangen können, Herr Eckhoff«, sagte Harry. »Das ist Kommissar Halvorsen. «
    »Es ist so tragisch«, sagte Eckhoff, der von seinem Tisch aufgestanden war und auf zwei Stühle deutete. »Die Presse hat uns heuteden ganzen Tag über bestürmt. Lassen Sie mich hören, was Sie bis jetzt haben.«
    »Wir dürfen damit jetzt noch nicht an die Öffentlichkeit, Herr Eckhoff. «
    Die Augenbrauen des Kommandeurs senkten sich bedrohlich. Halvorsen seufzte geräuschlos und bereitete sich wieder einmal auf einen von Harrys Hahnenkämpfen vor. Doch dann glitten Eckhoffs Brauen wieder nach oben.
    »Entschuldigen Sie, Hole. Berufskrankheit. Als oberster Anführer vergesse ich manchmal, dass mir nicht alle Bericht erstatten müssen. Womit

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