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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Herrlich.
    Die Kassette ging zum zweiten Mal von vorn los. Mo wählte per Knopfdruck die andere Spur, besann sich dann aber eines Besseren und schaltete das Gerät aus.
    »Das gefällt mir.« Jimi sah wieder grüblerisch aus. Er schien gleich einzuschlafen, so wie er ausgestreckt im Sitz hing und mit trägen Lidern auf die schwarze Straße stierte.
    »Es wird schon wieder werden«, sagte Mo. »So kann es schließlich nicht bleiben, oder? Daß alles so tot ist, mein ich. Nur, wo soll die Energie herkommen, Jimi?«
    »Ich frag mich eher, wo sie hingeht, Mann. Verstehst du?«
»Glaub schon.« Mo verstand nicht.
Aber Jimi hatte bestimmt recht.
    Jimi hatte immer gewußt, was er tat, selbst als er gestorben war. Das war auch Eric Burdons Meinung gewesen, als er im Fernsehen gefragt wurde. »Jimi wußte, daß es an der Zeit war, sich zu verabschieden«, hatte er gesagt. Auch bei Schallplatten und Konzerten – genau dasselbe: Manche hatten, wie es schien, weniger Pep als andere; es gab sogar welche, die planlos zusammengeschustert wirkten. Kaum anzuhören. Aber Jimi hatte gewußt, was er tat. Man mußte ihm vertrauen.
    Mo fühlte sich überfordert. Er war ein guter Roadie, aber es gab bessere als ihn. Leute, die dichthalten, denen man ein großes Geheimnis anvertrauen konnte. Gesagt hatte Jimi es zwar nicht, aber er fühlte wohl, daß die Welt auf seine Rückkehr noch nicht vorbereitet war. Warum hatte Jimi nicht einen von den Spitzenroadies ausgewählt? Für den großen Auftritt mußte noch so viel arrangiert werden. Vielleicht im Shea Sta dion, in der Albert Hall oder im Pariser Olympia? Auf jeden Fall kam nur einer der klassischen Schauplätze in Frage. Wäre ein Festival geeigneter? Ein Spezialfestival anläßlich der Wiederauferstehung. Woodstock oder Glastonbury. Womöglich ganz was Neues, irgendwo in einer heiligen Gegend? Indien vielleicht? Jimi würde beizeiten entscheiden. Mo hatte sich das Fragen abgewöhnt, seit Jimi mit ihm in Kontakt getreten war. Freundlich und sanft wie immer war Jimi allen Fragen ausgewichen. Er hatte nie Zweifel daran gelassen, daß er nicht antworten wollte. Mo respektierte das.
    Die einzig wirklich schwerwiegende Auflage an ihn war, daß er Jimis alte Platten nicht spielen durfte, einschließlich Hey, Joe! , seine erste Single. Früher war kein Tag vergangen, an dem Mo nicht irgendeine Scheibe von Jimi aufgelegt hatte. In seinem Zimmer in der Lancaster Road oder im Lastwagen, den er für die Gruppe Light und später für The Deep Fix steuerte, ja selbst im Versammlungshaus der Szientologen, zu denen er kurzzeitig übergetreten war, hatte er sich täglich für ein bis zwei Stunden den Kopfhörer überschnallen können. Der Verzicht quälte arg, trotz Jimis Anwesenheit, die ihm über die schlimmsten Entzugserscheinungen hinweghalf. Weder Mandrax, Speed noch Alkohol konnten seinen Bedarf an Musik ausgleichen, und so wurde sein Zittern von Tag zu Tag schlimmer. Mo tröstete sich hin und wieder damit, für Jimis Vertrauen einen angemessen hohen Preis zahlen zu müssen. Das war ein gutes Karma und ging deshalb in Ordnung. Ans ewige Zittern hatte er sich eh schon gewöhnt, wie an alles andere auch. Er blickte auf seine ausgestreckten, sehnigen, tätowierten Arme und Hände, die das Steuerrad gepackt hielten. Die alte Schlange kringelte sich wieder. Schwarz, rot und grün kroch sie langsam die Haut entlang, um die Handgelenke auf den Ellbogen zu. Er wandte den stieren Blick zurück auf die Straße.

    2. Kapitel

    Jimi war fest eingeschlafen. Er lag der Länge nach auf der Rückbank; sein Kopf ruhte auf dem leeren Gitarrenkoffer. Er atmete schwer, als laste etwas auf seiner Brust.
    Der Himmel über ihnen war weit und rosafarben. In der Ferne tauchte eine blaue Hügelkette auf. Mo war müde. Er spürte, wie die alte Paranoia durchbrach, nahm einen frischen Joint von der Ablage und steckte ihn an, obwohl er sich nicht viel davon versprach. Er brauchte statt dessen ein paar Stunden Schlaf.
    Ohne Jimi aufzuwecken, steuerte Mo den Bus an den Straßenrand, an das Ufer eines breiten, flachen Flusses voller flacher, weißer Kieselsteine. Er öffnete die Tür und stieg langsam ins Gras hinunter. Die Gegend war ihm fremd. Irgendwo in Yorkshire mußten sie jetzt sein. Ringsum ragten Hügel auf. Mo fror, dabei war es mild an diesem Herbstmorgen. Er kletterte die Böschung hinab, kniete am Ufer nieder und trank das klare Flußwasser aus den Händen. Dann streckte er sich aus und bedeckte das Gesicht mit

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