Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Oskar zu bellen.
    Ein grauer Volvo, stellte Tim fest.
Gleicher Jahrgang wie der Mercedes in der Garage, hiesiges Kennzeichen.
    Der Fahrer — und einzige Insasse — war
ein massiger Typ. Den Sitz hatte er zurückgeschoben. Der Bauch brauchte Platz
hinterm Lenkrad.
    Der Wagen röchelte nochmal, hielt dann,
und der Mann quetschte sich ins Freie, was er ziemlich behende tat. Er war
groß. Runder Bauernschädel mit Stoppelschnitt. Die fleischigen Backen hingen an
dem Gesicht wie die Lefzen bei einem römischen Kampfhund, dem Mastino
Napolitano, dem man Gutmütigkeit nachsagt trotz seiner Mannschärfe.
    Hängebacke lächelte die TKKG-Bande an.
Aber den Freunden war nicht nach Grinsen zumute.
    Lediglich Karl sagte: „Tag, Herr
Corneli.“
    „Tag, Junge. Kennen wir uns?“
    „Nein. Aber ich weiß, wer Sie sind.
Markus hat’s mal gesagt.“
    „Na sowas, na sowas“, meinte Hängebacke
und warf sich sein Jackett über seine Schulter.
    Als er zum Haus ging, wurde dort schon
geöffnet.
    „Hallo, Diethelm!“ sagte Brochmann
erfreut.
    Corneli erwiderte was, aber das konnte
man nicht mehr verstehen — war er doch schon über die Schwelle. Und Brochmann
machte augenblicklich die Schotten dicht.
    „Corneli?“ wandte Tim sich an Karl.
„Der Teilhaber, ja?“
    „Brochmann und Corneli“, nickte
Computer-Karl, „heißt die Firma. Sie gehört beiden. Zu gleichen Teilen. Das hat
Markus mir erzählt.“
    Sie nahmen ihre Drahtesel, stiegen aber
nicht auf.
    „Wahnsinn!“ faßte Tim den allgemeinen
Eindruck zusammen. „Vorausgesetzt, es stimmt, was Brochmann uns auftischt.“
    „Hast du Zweifel?“ fragte Gaby.
    „Ich finde, es paßt nicht zu Markus. Er
wirkt bitter und düster, schiebt Frust wie andere Kohldampf, ist aber kein
Flippi-Typ, bei dem plötzlich die Sicherungen durchbrennen. Heute morgen in der
Schule war er noch völlig normal.“
    „Also liege ich gar nicht so falsch“,
meinte Klößchen, „mit meinem unheilvollen Verdacht. Vielleicht... äh... Gaby,
guck mich nicht so an — also doch ein Verbrechen. Und Brochmann bereitet seine
Flucht vor. Er will Vorsprung. Deshalb die Vertröstung auf Sonntagabend. Wie?
Vier Tage! Mann o Mann! — da kann man sich heutzutage verkrümeln bis an den
A... der Welt.“
    Karl nickte.
    „Wir allein“, sagte Tim, „können die
Verantwortung nicht tragen.“
    „Das denke ich auch“, stimmte Gaby zu.
„Wir müssen meinen Papi einweihen. Aber vielleicht sollte ich erst zu Irmi
Ehrmann...“
    „Später!“ unterbrach Tim seine
Freundin. „Das Polizei-Präsidium liegt doch am Weg. Jedenfalls beinahe. Wir
informieren deinen Vater. Dann begleiten wir dich zu unserer
Schreibwaren-Tante.“
    Sie stiegen auf die Räder. Wieder sah
Tim die dicke, graue Katze. Sie kam aus einem der Gärten und hatte Blüten auf
dem Fell.
    Oskar stimmte sein Wolfsgeheul an und wollte
auf sie los, doch Gaby hielt ihn zurück. Die Katze blickte verwundert. Offenbar
war sie nur freundliche Hunde gewöhnt.
     
    *
     
    Es hatte wirklich nur einen Moment
gedauert.
    Behnke, der Falschgeld-Geier, war nicht
beunruhigt, als der Alte grinsend zurückkam.
    „Es ist tatsächlich ein Hunderter.“
    „Glauben Sie nun, daß ich Sie nicht
betrügen will“, meinte Behnke.
    „Glauben, glauben — was heißt glauben?
Überzeugen muß man sich, junger Mann.“
    „Und nun? Können Sie ihn wechseln? Der
Fahrer wartet, der Tachometer läuft. Wären Sie so freundlich, mal in Ihr
Portemonnaie zu schauen?“
    Wilhelm Pachowski blickte erst zu Irmis
Ladentür hin. Doch seine Freundin blieb unsichtbar.
    Sicherlich ängstigte und grämte sie
sich, die Gute.
    „Also, da wollen wir mal“, meinte
Wilhelm großartig und begann sein Spielchen.
    Mit dem Schein in der Faust und dem
Stock überm Arm suchte er seine Taschen ab.
    „Wo ist sie denn? Wo ist sie denn?
Himmel, jetzt habe ich meine Geldbörse nicht bei mir. Diese Vergeßlichkeit! Man
wird eben alt.“
    Behnke verlor die Beherrschung. Er riß
den Schein an sich. Gehässigkeit stand auf dem Ganovengesicht.
    „Alt und senil, wie? Man sieht’s, Opa.“
    „Was? Was soll das heißen?“
    „Ach, leg dich doch in deinen Sarg —
und laß den Deckel zuschrauben.“

    „Das... ist eine Beleidigung.“ Wilhelm
schwang seinen Stock.
    Vielleicht hätte der
Sechsundsiebzigjährige damit zugeschlagen.
    Aber Behnke war schon ins Taxi gestiegen,
wütend; und Sigi fuhr von der Bordkante weg.
    Wilhelm nahm seine Brille ab.
    Alles, was weiter entfernt war als 95
Zentimeter, sah er

Weitere Kostenlose Bücher