Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Pennbrüdern.
Wie finden Sie das?“
    Brochmann hielt die Tür auf. „Das war’s
dann. Ich habe jetzt zu tun.“

10. Endlich — vor dem Grand-Hotel!
     
    Dem Kommissar waren die Hände gebunden.
Amtlich konnte er nichts unternehmen.
    Das hieß: abwarten bis Sonntag.
    Die TKKG-Bande holte ihre Drahtesel,
die auf dem Hof des Präsidiums standen.
    Gaby mußte heim.
    Die Schreibmaschine ihres Vaters,
abgeholt bei Irmi Ehrmann, war jetzt keine Last mehr, sondern lag im Kofferraum
des Glocknerschen BMW.
    Vor ihrer Adresse verabschiedete Tim
seine Freundin. Mit Bussi, versteht sich, und Oskar gab die Pfote.
    „Ihr wollt also noch suchen?“ sagte
Gaby und blickte zum Laden ihrer Mutter, wo’s feinste Lebensmittel gab und
täglich frisches Obst vom Großmarkt.
    Jetzt war der Laden mit Kunden gefüllt
— hier aus dem Altstadt-Viertel, dem romantischen.
    Frau Glockner, immer liebenswürdig und
voller Charme, hatte sich im Lauf der Zeit viele Stammkunden erworben.
    Im Vorbeiradeln hatten die Jungs ihr
zugewinkt durchs Schaufenster, was Margot Glockner strahlend erwiderte.
    „Ein bißchen“, nickte Tim. „Solange wir
noch Luft in den Reifen haben, klappern wir die Stadt ab. Mit dem linken Auge
spähen wir nach dem Geier-Typen bzw. dem Taxifahrer Dickschädel. Wobei freilich
Karl nichts dazuleisten kann, weil er die beiden nicht kennt. Das rechte Auge
späht auf jede Ansammlung von Pennern. Immerhin gibt’s 2500 Obdachlose im
Stadtgebiet. Das ist amtlich — wobei ich nicht weiß: mit oder ohne
Dunkelziffer. Jedenfalls - bei irgendeiner Gruppe könnte Markus hocken.“
    „Ich würde gern mitmachen“, sagte Gaby,
„aber ich muß Mutti helfen.“
    Noch ein letzter Blick in die
Kornblumenaugen — dann riß sich Tim von ihr los.
    Es war jetzt später Nachmittag,
Klößchens Magen knurrte und verlangte nach Abendessen.
    Sie hatten die Arbeitsstunde verpaßt.
Nach neuester Internats-Ordnung war das kein Vergehen mehr, sondern Teilnahme
freiwillig. Wer nicht wollte, mußte eben am frühen Nachmittag pauken oder
abends, mußte dann die Hausaufgaben erledigen und sich vorbereiten auf den
nächsten Unterricht. Erziehung zur Selbständigkeit — lautete das Motto. Denn
Dr. Freund, der Direktor der Heimschule, sagte sich: Die Faulpelze pennen auch
in der Arbeitsstunde, mit oder ohne Aufsicht, machen ,Schiffe versenken 1 oder schmökern Lektüre, die nicht zum Unterricht gehört. Und die andern, die
Fleißigen, erledigen ihre Pflicht sowieso. Also sparen wir uns den Krampf, der
bisher festlegte: von 16 bis 18 Uhr sitzt jeder Heimschüler in seiner Klasse
und büffelt. Locker geht’s besser.
    „Wenn wir uns beeilen“, sagte Klößchen,
„schaffen wir’s bis zur Abfütterung. Der Hausmeister hat zwei Säue geschlachtet.
Heute abend gibt’s Frischwurst und Thüringer Mett.“
    „Na und?“ sagte Tim. „Ich suche zwei
Ganoven und unseren Mitschüler Markus. Was interessiert mich da Frischwurst?“
    „Du hast eben überhaupt keine
vernünftigen Interessen“, maulte Klößchen.
    Karl lachte. „Stimme ich dir zu, Willi.
Tim beschäftigt sich mit Judo und Mathe, Kung Fu und Geschichte, Volleyball und
Architektur, Radrennen und Altertumsforschung, Tierschutz und Ganovenjagd,
und... Sonst noch was, Tim? Jedenfalls kann dir niemand nachsagen, daß du ein
leidenschaftlicher Feinschmecker bist und Vielfraß. Wie unser Willi. Wirklich,
Peter Carsten, dir fehlt der Sinn für das Höhere.“
    „Ist nicht wahr“, lachte Tim,
„Bergsteigen wird bestimmt mal mein Hobby.“
    „Ist mir alles ganz wurscht!“ rief
Klößchen. „Ich habe Hunger.“
    Tim entdeckte einen Schnellimbiß, ein
schäbiges Loch in einer häßlichen Seitenstraße.
    Zwei abgerissene Typen lungerten vor
dem Eingang und aßen aus beiden Händen.
    Der eine hielt links eine
Riesenbockwurst, rechts einen Hamburger, biß abwechselnd ab und kleckerte
Curry-Sauce in seinen struppigen Bart.
    Sein Kumpan hatte zwei Bockwürste, die
er auf gleiche Weise stutzte.
    Auf einem zerkratzten Bistro-Tisch —
schulterhoch und kleine Platte — stand eine Batterie leerer Bierflaschen.

    „Bin gleich wieder da“, rief Klößchen
und schubste Karl seine Tretmühle zu.
    Sie warteten. Klößchen war in der Pinte
verschwunden. Einer der Typen hatte sich die linke Hand freigefuttert und hielt
mit ihr eine Bierflasche.
    Tim überlegte, ob er die beiden fragen
sollte nach Markus. Aber sie sahen nicht aus wie richtige Penner. Und auch
nicht wie Typen, mit denen Markus sich

Weitere Kostenlose Bücher