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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stiefvater.“
    „Das macht keinen Unterschied. Sei
froh, daß du überhaupt einen hast.“
    „Das geht Sie einen Dreck an.“
    „Wenn du frech wirst, lasse ich dich
hungern.“
    „Ist mir ein Vergnügen. Ihren Fraß
können Sie sich an den Hut stecken. Ich will hier raus.“
    „Du kommst raus.“
    „Jetzt gleich?“
    „So schnell geht’s nicht. Dein Vater
ist bereit, das Lösegeld zu bezahlen.“
    „Na, wunderbar! Und wieviel wollen
Sie?“
    „Eine Million.“
    „Ich fall’ um. Soviel hat der Brochmann
nicht.“
    „Doch, soviel hat er. Und du bist es
ihm wert.“
    „Können Sie’s nicht ein bißchen
billiger machen. Wenn ich soviel koste, müssen wir künftighin hungern.“
    „Unsinn!“
    „Ich tät lachen, wenn die Polizei Sie
erwischt.“
    „Halt den Mund! Im übrigen: Bis jetzt
sucht niemand nach dir.“
    „Was?“
    „Ich hab’s deinem Vater befohlen:’ kein
Wort zur Polizei! Sonst mußt du’s büßen. Ich habe ihm auch gesagt, was er der
Polizei erzählen soll, falls die sich interessiert für dein Verschwinden.
Nämlich, daß du abgehauen bist, daß du überlegst, ob du künftig als
Tippelbruder leben willst. Als Landstreicher. Daß du dir bis Sonntagabend
Bedenkzeit ausgebeten hast und er solange nichts unternehmen soll.“
    „O Mann!“ Markus ballte die Fäuste.
„Sie gemeiner Mistkerl!“
    Die kreischende Blechstimme wurde
lauter. „Ist doch eine gute Geschichte. Für den Fall — daß man nach dir fragt.
Wenn nicht, dann bist du krank und liegst im Bett. Wichtig ist nur eins: keine
Polizei, solange du hier bist.“
    „Wo bin ich denn hier?“
    „Das wirst du nie erfahren.“
    „Noch in der Stadt?“
    „Ja, noch innerhalb der Stadt.“
    „Ist doch eine Kleinigkeit, das
festzustellen. Wieviele Häuser stehen hier? 500 000? Ich werde mir jeden Keller
angucken, und dann kriegen wir Sie.“
    „Du bist ein blöder, kleiner Spinner.“
    „Und was sind Sie?“

    Für den Kidnapper war die Unterhaltung
beendet.
    Er nahm die linke Hand hinter dem
Rücken hervor und warf eine gefüllte, braune Tüte auf das Feldbett.
    „Dein Essen.“
    Rückwärtsgehend schob er sich zur Tür
hinaus. Sie fiel zu. Der Schlüssel knirschte, Riegel scharrten. Immerhin — die
trübe Lampe unter der Decke brannte noch.
    Markus öffnete die Tüte.
    Zwei Semmeln, ein großes Stück Salami,
ein Apfel, eine Orange, zwei Weißblech-Dosen mit Limonade.
    Markus sah auf seine Uhr. Wieviele
Stunden war er schon hier?
    Lustlos begann er zu essen.
    Daß ihm wirklich Gefahr drohe, daran
dachte er keinen Moment. Nein, er war jetzt eine teure Ware, die freigekauft
wurde. Eine Million! Kein schlechter Preis. Der Kidnapper würde ihm nichts
antun. Was riskierte der denn? Vermummt, maskiert, stimmlich verändert — das
war seine Sicherheit.
    Trotzdem, dachte Markus, irgendwas verwirrt
mich an dem Kerl. Er hat was an sich... also, das kommt mir bekannt vor. Diese
Bewegungen! Wie er die Tüte wirft. Außerdem schaukelt er vom linken Fuß auf den
rechten. Kenne ich den Typen?
    Von seiner Entführung wußte er wenig.
    Er war — mittags — aus dem Haus
gekommen und in die Garage gegangen. Er wollte sein Rad holen. Der Wind — jetzt
begriff er, daß es nicht der Wind gewesen war — drückte hinter ihm das Tor zu.
Er wollte sich umdrehen. Da wurde er gepackt. Sie waren zu zweit, aber er
bemerkte nur die vier Hände: Hände in Handschuhen. Von den Gestalten hinter ihm
sah er nichts. Sie stülpten ihm einen Sack über den Kopf. Ein chemisch
stinkender Lappen wurde Markus auf Mund und Nase gepreßt. Durch die
Sackleinwand drang ihm das Chloroform in den Kopf. Aus!
    Aufgewacht war Markus hier — auf dem
Feldbett.
    Puh! war das langweilig! Kein
Fernsehen, kein Video, kein spannendes Buch.
    Aber hinterher, dachte er, wenn alles
überstanden ist, nehme ich eine Sonderstellung ein. Bestimmt kommt mein Bild in
die Zeitung.

12. Sigi, der Taxifahrer
     
    Tim näherte sich von hinten, lautlos
und ohne Rad.
    Um diese Zeit ging es ruhig zu in der
Moritzen-Straße, ruhig und gepflegt. Schicke Leute spazierten. Der
Grand-Hotel-Türsteher unterhielt sich mit einem der Pagen.
    Einen Schritt hinter dem Taxifahrer
sagte Tim: „Heh, Sie.“ Der Mann drehte sich um. Er hatte viele Sommersprossen
und reichte Tim nur bis zur Schulter.
    Ein flüchtiger Schreck huschte über das
rote Gesicht.
    „Ach, Sie sind’s“, sagte Tim. „Na, so
ein Zufall?“
    „Äh... kennen wir uns?“
    „Nicht namentlich. Aber vom Sehen.
Heute mittag vor dem

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