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Der erpresste Erpresser

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Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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murmelte Tim.
„Und außerdem ein toller Hinweis für Kommissar Glockner. Gaby, ich meine, du
solltest deinen Vater jetzt anrufen.“

23. Froschkonzert
     
    Der Kombi, vollgepackt mit Koffern,
hielt am Bordstein.
    Fabian saß am Lenkrad, Tückl daneben.
    Beide strahlten, als hätten sie bei der
Lotterie den Hauptgewinn gezogen. Sogar Tückl sah etwas gesünder aus.
    Dann versackte ihr Lächeln, und
Befremden machte sich breit in ihren Gesichtern.
    Denn Helena stand nicht allein vor
ihrer Haustür. Hinter der Frau hatte sich die TKKG-Bande aufgebaut.
    Außerdem: Fabians Schwester sah nicht
aus, als wollte sie eine lange Reise antreten.
    Null Gepäck, statt dessen im
malvenfarbenen Hausanzug, und die nackten Füße in reise-untauglichen Hauspantoffeln.
    Helena ging die Stufen hinunter, durch
den Vorgarten zur Straße.
    Fabian hatte das Seitenfenster
geöffnet.
    Ein paar Worte. Dann stieg Helena
hinter ihm ein. Das Fenster wurde geschlossen, aber die beiden Männer starrten
immer noch zur TKKG-Bande herüber.
    Helena redete. Und redete. Den beiden
blieb die Luft weg. Das war zu erkennen.
    Blicke schossen herüber. Die Mienen
drückten mal dieses, mal jenes aus.
    Die sind von den Socken, dachte Tim.
Hoffentlich fahren sie nicht zu schnell. Sonst endet die Reise im Krankenhaus.
    Es dauerte und dauerte.
    Dann beugte Helena sich vor und küßte
ihren Bruder auf die Wange.
    Tückl wurde nicht abgeschmatzt, mußte
sich mit einem Händedruck und einem Klaps auf die Zombie-Wange begnügen. Aber
wichtig war das dem Mann im Moment sicherlich nicht.
    Helena stieg aus.
    Wieder glotzten die beiden herüber,
während Fabian den Motor anließ.
    Klößchen trat einen Schritt vor und hob
winkend beide Arme wie ein Politiker nach der Ansprache an seine Wähler.

    „Muß das sein?“ fragte Gaby spitzt. „Es
genügt, daß sie Vorsprung kriegen. Bitte, keine Verbrüderung.“
    „Will ja nur gute Reise wünschen — mit
Gesten.“ Aber Klößchen ließ die Arme sinken und trat wieder zurück.
    Der Wagen fuhr ab.
    Nur Helena winkte, bis er um die Ecke
verschwunden war.
    Feuchte Augen. Taschentuch? Sie hatte
keins, brauchte es aber für die Nase. Karl hatte Papiertaschentücher und
reichte ihr eins, was ihm ein Lächeln einbrachte.
    Tim sah auf die Uhr. „Pestili, Melfioso
und Blendel sind schon in polizeilichem Gewahrsam, vermute ich jedenfalls, denn
Kommissar Glockner pflegt rasch zu handeln. Das wär’s dann für heute. Ich
glaube, wir verabschieden uns.“
     
    *
     
    Hinter dem kleinen, vergitterten
Fenster waberte Dunkelheit.
    Markus hatte keine Uhr bei sich. Er
schätzte, daß es später Abend war — halb elf vielleicht, oder elf.
    Nicht mehr lange, dachte der Junge,
dann habe ich’s hinter mir. Dann schlägt meine Stunde. Dann mache ich ihn
fertig, den Saukerl.
    O ja! Er hatte den Kidnapper erkannt —
trotz dessen Bemühen, sich zu tarnen. Trotz der Vermummung und des
Kehlkopf-Mikrofons.
    Die Bewegungen waren es, die den
Verbrecher verrieten. Bestimmte Bewegungen, dazu die Figur. Doch die war nicht
entscheidend. Schwergewichtige Typen gibt es heutzutage mehr als schlanke.
    Markus hatte einen Plan. Alles fügte
sich wunderbar. Einerseits würde er sich rächen, andererseits bald in Geld
schwimmen.
    Das, dachte er, macht mich unabhängig.
Vor allem von Brochmann. Wenn ich will, kann ich abhauen — kann sonstwohin
gehen und dort leben wie Gott in Frankreich — auch wenn’s nicht Frankreich ist.
    Im Stillen beglückwünschte er sich zu
seinem neuen Freund. Klar, dieser Julius Blendel war eine zwielichtige Type,
ein bißchen schmierig und gewissenlos. Aber wer sonst hätte sich
bereitgefunden, den Tränengas-Revolver vom Kaliber 38 so gekonnt umzuarbeiten?
    Dafür war Markus ihm dankbar. Und
gekostet hatte der ganze Umbau nur 200 DM. Gerade soviel, wie Markus in seinem
Sparschwein gesammelt hatte.
    Aufgebohrter Lauf, verstärkte Federn —
und als Geschenk zehn echte Patronen.
    Vier Probeschüsse hatte Markus
abgegeben — heimlich im Keller, wenn weder der Stiefvater da war noch die
Zugehfrau Pritzklinkel. Vier Probeschüsse...
    Phantastisch, was die Kugeln für Löcher
schlugen in das dicke Holzbrett. Und immer noch war der Revolver mit sechs
Patronen gefüllt. Freilich lag er jetzt nicht mehr wie sonst unterm Kopfkissen.
Zu gefährlich! Nein, Markus hatte sein Schießeisen in der Garage versteckt.
    Die Riegel scharrten an der Tür, der
Schlüssel klirrte. Der Vermummte kam herein, groß, massig, mit Stricken und
einer

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