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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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um Auskunft zu bitten. Druck werden wir machen.“
    Gaby schüttelte den Kopf. „Nicht mit
der Brechstange, Tim. Ich habe einen anderen Vorschlag. Meinetwegen haltet mich
für übergeschnappt — aber irgendwie spüre ich: Helena Schrader ist auf unserer
Seite. Wenn wir’s richtig anpacken, wird sie unsere Verbündete. Und bei ihr“,
Gaby klopfte auf ihre Jeans-Kleid-Tasche, wo das Foto war, „können wir ja einen
ganz zarten Druck ausüben. Zumindest ein bißchen erschrecken. Ist das einen
Versuch wert?“
    „Sogar eine Anstrengung ist es wert“,
nickte Tim. „Anstrengung, Anstrengung“, murrte Klößchen. „Wenn ich das Wort nur
höre, bricht mir der Schweiß aus. Aber meinetwegen: Willi kommt mit. Vielleicht
kann ich die Froschkonzert-Freundin bestechen — mit einem Stück bester
Sauerlich-Schoko.“
     
    *
     
    Der Jasmin im Vorgarten duftete. Aus
der Nähe sah der ockergelbe Verputz des Hauses ganz neu aus. Abendsonne
spiegelte sich in den Atelierfenstern der vierten Etage. Offensichtlich
handelte es sich um ein Apartment-Haus für gutbetuchte Mieter.
    Tim fand den Namen neben den
Klingelknöpfen.
    Jetzt meldete sich die wohlklingende Stimme
aus der Gegensprech-Anlage.
    „Ja, bitte?“
    „Frau Schrader, wir sind’s — Gaby, Tim,
Karl und Willi. Aber ohne Oskar. Können wir Sie einen Moment sprechen?“
    „Kommt rauf“, sagte sie, ohne zu
zögern. „Vierter Stock.“
    Das Treppenhaus war sehr chic. Der Innenarchitekt
hatte alles mit Marmor verkleidet. Auf jedem Treppenabsatz standen hohe
Keramik-Vasen voller Strohblumen.
    Im vierten Stock rückseitig hatte
Helena Schrader ihr Apartment. Die Wohnung mit den Atelierfenstern war’s nicht.
Helena stand in der geöffneten Tür und lächelte.
    Schon wieder anders gewandet, dachte
Tim. Ist wohl ihr Tick — das dauernde Umkleiden?
    Die gelernte Schauspielerin trug einen
malvenfarbenen Hausanzug, war aber barfuß und ohne Schuhe. Auch ihre Zehennägel
waren blaßlila lackiert, was die Füße etwas kränklich aussehen ließ.
    „Das ist aber nett“, sagte sie, „daß
ihr mich so bald schon besucht.“
    „Ich weiß nicht, ob es nett wird“,
erwiderte Tim. „Wir haben nämlich ein Anliegen, und das besteht zunächst mal
aus Fragen. Dürfen wir reinkommen?“
    Selbstverständlich durften sie.
    Das Apartment war groß. Breite Fenster
nach Osten. Ein Blick über Dächer und Gärten. Kirchtürme in der Ferne und die
von Dunst aufgelöste Silhouette der Hochhäuser. Helenas Möbel waren gelb,
einschließlich der Schrankwand. Couches und Polster-Garnituren gab es in
Variationen von Lila.
    Daran, dachte Tim, muß sich das Auge
erst gewöhnen. Aber dann geht’s.
    Auf dem flachen Tisch, den auf drei
Seiten Sitz-Elemente umschlossen, lagen Journale und Bücher, standen Teekanne
und Tasse auf einem Silbertablett.
    „Toll geschmackvoll haben Sie’s hier“,
sagte Gaby. „Es sind zwar nicht meine Farben. Doch alles ist toll.“
    Helena lächelte. „Ich bin leider etwas
farbenblind. Das heißt, ich sehe alle Farben nur schwach und viel matter als andere
Menschen. Ist angeboren. Man kann’s nicht ändern. Mir gefällt die Welt
trotzdem.“
    Als alle saßen, zog Helena einen Fuß
unter sich — zum halben Yoga-Sitz. Der andere wippte. Daran merkte Tim, daß sie
nicht so locker war, wie sie sich gab, sondern eher angespannt.
    Fragender Blick. Erwartungsvoll sah sie
von einem zum andern.
    Tim wollte schon mit einem Räuspern
beginnen. Doch Gaby kam ihrem Freund zuvor.
    „Tja, Frau Schrader“, sagte sie, „wir wollen
nicht gleich wie die wilde Horde ins Haus fallen. Andererseits auch nicht
drumherum reden um den heißen Brei. Vorausschicken darf ich vielleicht dies:
Wir vier haben abgestimmt. Sie, Frau Schrader, sind uns allen sehr
sympathisch.“
    Die Frau lächelte. „Das freut mich. Ich
darf das Kompliment zurückgeben.“
    „Ich finde, Sie sollten das wissen,
Frau Schrader. Auch wenn das Weitere unangenehm wird.“
    „Unangenehm?“ Sie hob die Brauen.
    Gaby sah Tim an. Sofort nahm der das
Wort.
    „Wir vier“, sagte er, „setzen uns stets
und ständig ein als Amateur-Detektive. Viele Abenteuer haben wir bestanden —
und viele Ziele erreicht. Das Ziel ist immer gleich: Gerechtigkeit. Das heißt,
den ehrlichen Mitmenschen helfen wir — den Opfern krimineller Machenschaften.
Halunken, Gauner, Verbrecher — die bringen wir zur Strecke. Für den
abschließenden Zugriff ist Kommissar Glockner zuständig, Gabys Vater. Für uns
Jungs ist er ein

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