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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dunklen Augenbinde in den Händen.
    „So, Markus, es ist soweit.“
    „Haben Sie das Lösegeld?“
    „Habe ich.“
    „Eine Million?“
    „Und keine Mark weniger.“
    „Gefällt mir.“ Markus grinste — aber
nur er wußte, weshalb. „Wir machen es, wie besprochen“, sagte der Kidnapper. „Du
wirst gefesselt. Dann bringe ich dich weg. Zum Froschteich im Mozart-Park.
Richtig?“
    „Ich hab’s mir überlegt. Noch lieber
wäre mir, Sie brächten mich zu... Ach, nein! Lassen wir’s dabei.“
    Der Vermummte trat hinter ihn, fesselte
Markus’ Hände auf den Rücken.

    Dabei verrutschte die Maske des
Kidnappers. Er trug jetzt eine andere — statt des sackartigen Gebildes. Die
Maske rutschte unter die Nase, gab sie und die Augen frei.
    Aber Markus bemerkte das nicht. Zum
einen, weil er abgewandt saß, zum andern, weil ihm die Augen verbunden wurden.
    Der Knebel schmeckte moderig. Markus
mußte einen Brechreiz unterdrücken. Und zusätzlich — verdammt! — noch ein
Pflaster über den Mund. Markus wurde hinausgeführt.
    Eine Treppe. Ein Flur. Türen.
Nachtluft.
    Mit Hilfe des Kidnappers kroch Markus
in einen Kombi und streckte sich aus. Eine Decke wurde über ihn gebreitet.
Schwer schlug die Heckklappe zu.
    Wenig später setzte sich der Wagen in
Bewegung.
     
    *
     
    Die meisten Anwohner ärgerten sich,
wenn Nacht für Nacht die Frösche ihr Konzert anstimmten am Teich im
Mozart-Park.
    Beschwerden hatte es schon gegeben beim
Gartenbau-Amt der Stadt. Diese Tierfeinde! Helena konnte nur den Kopf schütteln
über sie. In ihren — Helenas — Ohren war das Quaken ein Stück ursprünglicher
Natur — ebenso wie krähende Hähne und bellende Hunde. Wer sich darüber aufregte
— Himmel, das waren doch immer die gleichen Typen. Übernervös und schlecht
gelaunt, weil sie sich mit Zigaretten und Alkohol die Nerven ruinierten.
    Helena liebte ihre Frösche.
    Auch an diesem Abend ging sie hinunter
in den Mozart-Park. Es gab soviel, worüber sie nachdenken mußte. Die TKKG-Bande
hatte buchstäblich eingegriffen in ihr Leben.
    23.05 Uhr. Nur an den Straßen brannten
Laternen und Lichtpeitschen. Im Park war es dunkel.
    Keine Menschenseele, soweit Helena
feststellen konnte.
    Sie ging zum Teich und setzte sich dort
auf die einzige Bank.
    Eine laue Nacht. In Diskos und Bars war
sicherlich Betrieb. Hierher verirrte sich niemand.
    Helena horchte auf das Froschkonzert
und versuchte herauszuhören, wieviele Lurche beteiligt waren.

24. Markus holt seine Waffe
     
    Wohlige Dunkelheit in der Internatsbude
ADLERNEST. Doch Tim konnte nicht schlafen. Wieder und wieder mußte er über die
Ereignisse des Tages nachdenken. Irgendwo war was schief. Endlich fiel’s ihm
ein, und er sprang aus dem Bett. Klößchen schreckte hoch. „Ist was?“
    „Ich hau’ nochmal ab.“
    „Häh?“ Klößchen knipste die
Nachttischlampe an. „Weshalb?“
    „Wir haben unser Foto bei Helena
Schrader vergessen.“
    „Wirklich? Gaby hat doch... Ja, stimmt.
Es lag auf der Couch, und wir sind dann nicht nochmal hochgegangen. Keiner hat
dran gedacht. Aber meinst du nicht auch: Dort auf der Couch liegt es gut.“
    „Willi, wir wissen nicht, wie die
Verhaftung von Pestili und Melfioso verlaufen ist. Daß es geklappt hat, wissen
wir. Nur das. Die beiden und Blendel sitzen in U-Haft. Aber die Italiener sind
ausgebufft. Alles, was sie belasten könnte, haben solche Profis nicht in der
Hosentasche, sondern in einem sicheren Versteck. Blüten, Waffen, die Fotos, die
anderen Unterlagen für die vermeintliche Erpressung. Vielleicht taucht das alles
nie auf. Dann wäre unser Foto der einzige greifbare Beweis. Klar, ich finde
Helena nett. Ich traue ihr auch. Aber das Foto verwahre ich lieber selbst.“
    „Vielleicht schläft sie schon.“
    „Na und?“
    „Erwarte nicht, daß ich mitkomme. Ich
weiß schon: Du bist aufgekratzt und brauchst nur einen Grund, um nochmal
abzuhauen. Weil es dir Spaß macht, in der Nacht rumzusausen. Ich schlafe.“
    „Träum was Schönes. Am besten von
Schokolade.“
    „Jaja.“
    Klößchen zog sich die Bettdecke über
die Ohren.
    Tim war jetzt angezogen.
    Leise verließ er die Bude.
    Wie viele, viele Male schon, seilte er
sich dann ab aus dem zweiten Stock. Per Strickleiter, die auf dem Dachboden
versteckt war, durchs Flurfenster. Nachts war das der sicherste Weg.
    Der TKKG-Häuptling holte sein Rennrad
aus dem Fahrradschuppen und preschte los.
     
    *
     
    Helena wurde schläfrig auf ihrer Bank
am Froschteich. War es spät? Sie konnte

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