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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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dem Bewußtsein, daß dies sein letzter Gedanke sein konnte. Und stieß den Hebel hinauf. Es gab einen furchtbaren Stoß, ein Kreischen wie von zerreißendem Metall. Und dann wieder das gewohnte Gefühl gleichmäßigen Flugs.
    D’Ormands Blick war getrübt. Aber als er das Schwindelgefühl aus seinem Kopf schüttelte, war ihm bewußt, daß er in einem Moment wieder sehen würde. Er lächelte mit der grimmigen Gespanntheit eines Mannes, der sein Leben erfolgreich riskiert hat.
    Er schloß seine Augen, drückte mit den Fingerspitzen auf die Lider, und als er sie wieder öffnete, war alles in Ordnung. Er beugte sich über das Steuerpult der Zeitmaschine. Und dann richtete er sich erschrocken auf. Es war nicht da.
    Er stierte umher, ungläubig. Aber sein Schiff war nicht groß; es war ein Raum mit einer Maschine, einer Schlafkoje, Vorratstanks und einer Kochgelegenheit. Hier konnte man nichts verstecken. Die Zeitmaschine war nicht da.
    Das also war das Geräusch zerreißenden Metalls gewesen, das er gehört hatte. Die Zeitmaschine hatte sich losgerissen und war fort, versunken in unbekannter Zeit, das Schiff hinter sich zurücklassend. Die Maschine hatte versagt. Er ächzte und griff sich verzweifelt an den Kopf, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Er drehte sich mit einem Ruck um. Durch die kleinen runden Fenster sah er das dunkle Schiff.
    Ein Blick; und D’Orman wußte, daß die Zeitmaschine, welches auch immer die Gründe ihres Verschwindens sein mochten, nicht versagt hatte.
    Das Schiff war ihm nahe. So nahe, daß er zuerst glaubte, es sei die Nähe, die es sichtbar machte. Und dann drang die unheimliche Realität in sein Bewußtsein ein. Er starrte, und die erste Faszination wurde zu der Erkenntnis, daß dies ein Fahrzeug aus unendlich ferner Zeit sein mußte, aus einer Zeit, die drei Millionen Jahre in der Zukunft lag.
    Dieses Schiff hätte aus einem Alptraum stammen können. Wenigstens zwei Kilometer lang und einen halben Kilometer breit, war es kaum einen halben Meter dick, ein Fahrzeug, das nur für eine so dunkle, unendliche See wie den Weltraum passend sein konnte. Es war eine Plattform, die in der Nacht interstellarer Leere schwebte.
    Und auf diesem breiten Deck standen Männer und Frauen.
    Nackt waren sie, und nichts, kein noch so dürftiges Gewebe, schützte ihre Körper gegen die Kälte des Raums. Sie konnten in dieser luftlosen Leere nicht atmen. Doch sie lebten.
    Sie lebten, und sie standen auf diesem breiten, dunklen Deck. Und sie blickten zu ihm auf und winkten. Und riefen. Es war der seltsamste Ruf, der je einen sterblichen Menschen erreichte. Es war nicht ein Gedanke, sondern etwas Tieferes, Stärkeres, Bewegenderes. Es war wie ein plötzlicher Hunger oder Durst. Es wuchs wie die Gier nach einer Droge.
    Er mußte sein Raumschiff auf dieser Plattform landen. Er mußte hin und einer von ihnen sein. Er mußte … primitives, ungezügeltes, schreckliches Verlangen …
    Das Raumschiff glitt abwärts, setzte zur Landung an. Und sofort, getrieben von dem gleichen schrecklichen Drang, wünschte er jetzt zu schlafen.
    D’Ormand hatte noch Zeit für einen eigenen verzweifelten Gedanken. Ich muß weg, warnte ihn eine innere Stimme, fort von hier. Augenblicklich. Der Schlaf kam inmitten einer fürchterlichen Angst.
     
    Stille. Er lag mit geschlossenen Augen in einer Welt, die so still war wie …
    D’Ormand fand keinen möglichen Vergleich. Es gab keinen. Es gab nichts in seiner gesamten Existenz, das dem Eindruck dieser intensiven Stille gleichkam, die auf ihn drückte wie – Und wieder gab es keinen Vergleich. Es gab nur die Stille.
    Seltsam, dachte er; und es kam der erste schwache Impuls, seine Augen zu öffnen. Der Impuls verging; und es blieb in seinem Geist die Überzeugung, daß er, der so viele Monate allein in einem Raumboot verbracht hatte, sicherlich die Bedeutung von Stille kennen müsse.
    Nur daß es in der Vergangenheit die leisen Geräusche seines Atmens gegeben hatte, die gelegentlichen Geräusche seines Essens und Trinkens und seiner Verrichtungen. Aber dies war – was?
    Sein Gehirn konnte keine Definition liefern. D’Ormand öffnete seine Augen. Er lag halb auf seiner Seite, halb auf seinem Rücken. Nahebei war ein torpedoförmiger Körper, etwa zwölf Meter lang und drei Meter hoch. Abgesehen davon waren in seinem Gesichtsfeld nur ferne Sterne und die Dunkelheit des Raums.
    Er hatte keine Angst. Sein Verstand und sein Leben schienen weit entrückt. Aber was war das

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