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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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Gothic-Typen, machte nicht auf Cowboy und hielt sich nicht für einen Born-Again-Christen, er war kein Streber und ebenso wenig ein Sportfreak. Er war nicht mal einer von denen, die zwischen den einzelnen Gruppen hin und her wechselten. David Kirby konnte nicht mit positiven Merkmalen beschrieben werden - nur anhand dessen, was er nicht war. Er versuchte nicht vorzugeben, jemand zu sein, er würde nie jemand sein.
    Und er war in meinen Radius getreten.
    Ich wandte mich ihm zu, blickte ihm in die Augen und sah mich demonstrativ um, damit er begriff, dass es mir peinlich war, im Gespräch mit ihm gesehen zu werden.
    »Ich habe mich gefragt, ob ...«, begann er hastig, »ich meine, ich würde mich freuen, wenn du möchtest ...« Er zupfte wieder an seinem Ohr. Oh Gott, wenn er so weitermachte, würden seine Ohrläppchen bald unterschiedlich lang sein. »Wenn du mit mir ausgehen würdest. Am Wochenende. Oder das Wochenende darauf, vielleicht. Wann immer du Zeit hast, ins Kino oder egal was, oder zum Minigolf.«
    Er sagte das alles in einem Atemzug. Den Blick auf den Boden gesenkt. Hatte er das einstudiert? Ich wusste nicht, ob ich lachen oder würgen sollte. Beides würde allerdings mich schlecht aussehen lassen.
    »Ich weiß, Minigolf klingt ziemlich lahm«, fuhr David fort. »Aber im Kino sitzt man einfach nur da und Minigolf ist so lahm, dass es schon wieder witzig sein kann, und man hat Gelegenheit, sich zu unterhalten und sich kennenzulernen. Aber du musst mir versprechen, dass ich schummeln darf, weil ich lausig spiele.«
    Bei jemand anderem hätte das vielleicht fast, na ja, süß geklungen. Aber bei David Kirby? Echt nicht, also ehrlich. Jetzt war ich dran mit Räuspern. »David, das ist, also, das ist wirklich total nett, weißt du. Aber ich habe in nächster Zeit ziemlich viel um die Ohren. Ich melde mich dann bei dir.«
    Ich dachte noch daran, kurz für ihn meine berühmte Cass-McBride-Pose - Grübchenlächeln & schief gelegter Kopf - einzunehmen. Es war Oktober. In einer Woche würde an der Schule wie jedes Jahr das große Ehemaligentreffen Homecoming gefeiert. Die Wahl der Homecoming Queen war bereits abgeschlossen: Zum ersten Mal würde eine Junior, eine Elftklässlerin, Homecoming Queen werden, und zwar ich.
    Aber im kommenden Frühjahr als erste Elftklässlerin zur Prom Queen, zur Ballkönigin, gewählt zu werden, war sehr viel schwieriger und ich musste die Charmeoffensive weiterbetreiben. Jede Stimme zählte.
    Zuckersüß lächelnd rauschte ich davon, während David noch irgendetwas brabbelte wie: »Danke. Ich warte dann darauf, dass du dich meldest.«
    Der Gong ertönte und alle setzten, fläzten und lümmelten sich in die Bankreihen. Unser Lehrer war in erster Linie Basketballtrainer. Das bedeutete im Klartext: Wir lasen ein Kapitel, beantworteten die Fragen am Ende des Texts und schrieben freitags eine Klassenarbeit darüber. War es ein kurzes Kapitel, zeigte der Trainer noch einen Film, während wir vor uns hindösten. Heute lasen wir das Kapitel und schrieben voneinander die Antworten zu den Textfragen ab, während der Trainer Spielzüge aufzeichnete. Und ich schwöre, dass David mich während der gesamten Stunde wie ein Kalb anstarrte. Ich schrieb den Zettel für Erica und versteckte ihn unter dem Sitz.
    Als wir endlich vom Gong erlöst wurden, eilte ich den Gang entlang in Richtung Tür, bemerkte aber, dass David nach hinten ins Klassenzimmer zu meinem Pult ging. Ich blieb stehen. Mist, er musste mitbekommen haben, wie ich den Zettel deponiert hatte.
    »Hab was vergessen«, murmelte ich, während ich versuchte, mir einen Weg durch den trampelnden Pulk zu bahnen, der sich zur Tür drängte. Dann sah ich noch, wie David den Zettel in seine Tasche gleiten ließ.
    Seine Stimme für die Wahl der Prom Queen konnte ich schon mal vergessen, dachte ich.
    Ich hätte nie geglaubt, dass ein paar gedankenlose Worte, die auf ein Stück Papier gekritzelt waren, zwei Leute ins Grab bringen könnten.

 
BEN
    Ben stand gemeinsam mit seinem Partner und den Polizisten Tyrell Ford und Roger Oakley auf der Veranda. »Roger und Tyrell, ihr beiden seid mir für die Ermittlungen in diesem Fall unterstellt. Tyrell, ich möchte, dass du den Tatort sicherst. Behalte McBride im Auge, bis die Spurensicherung hier ist. Er kann seinen Anwalt anrufen, aber das war’s. Ich schicke den Kollegen mit dem Lügendetektor her, wenn niemand dagegen protestiert. Das Abhörteam wird alles vorbereiten, für den Fall, dass ein Anruf mit

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