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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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ihrer Taschen befestigt hatten. Am nächsten Tag hatte sich der Look in der ganzen Schule wie eine Seuche ausgebreitet.«
    Der Cop trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Ich weiß, es klingt so, als hätte ich sie herausgepickt, aber das hat David ganz allein getan. Ich will Ihnen wohl eigentlich nur klarmachen, warum.«
    Und warum hatte ich nicht begriffen, dass David sich Cass aussuchen würde? Hätte ich da das Ganze noch stoppen können?

CASS
    Erica habe ich nicht einmal von dem Zettel erzählt. Sie ist komisch in solchen Dingen. Wenn ich es Erica erzählt hätte, dann hätte sie wieder so geschaut: Sie hätte diesen Oh-du-kannst-das-Kätzchen-doch- nicht-ins-Tierheim-bringen-Blick bekommen.
    Einmal hat sie mich gefragt, warum ich manchmal so fies sein müsse, wo ich doch Miss Everything sei.
    Ganz einfach, Erica, weil die anderen gleichziehen, wenn du dich nicht rührst. Darum. Du musst das Kräftefeld in Bewegung halten. Halte die anderen klein, und du bist immer die Größte. Aber egal.
    Also, warum hätte ich mich Erica gegenüber outen sollen? Ich bezweifelte, dass David viele Freunde hatte, und folglich würde er niemandem davon erzählen. Es war kein Schaden entstanden, alles im grünen Bereich.
    Bis zum nächsten Tag.
    »Cass, hast du es schon gehört?«
    »Was gehört?«
    »Von David Kirby? Kennst du ihn?«
    Mit einem Mal fand ich den Inhalt meines Spinds überaus interessant. »David Kirby?« Ich wartete ab, was Erica erzählen würde. Hatte er sie angerufen? Hatte er meine Nachricht in der Zeitung veröffent licht oder im Radio vorgelesen?
    Sie rückte ganz nah an mich heran. »Er hat sich umgebracht«, flüsterte sie.
    Mein Herz setzte nicht einfach nur einen Augen blick lang aus - es setzte aus und blieb stehen. Meine Atmung auch.
    »Was?«
    »Ich weiß, es ist schrecklich. Meine Mom hat vor hin einen Anruf erhalten.«
    Ericas Mom ist Rechtsmedizinerin. Damit wurde das bloße Gerücht Fakt.
    »Cass, er hat sich erhängt. An einem großen Baum in seinem Vorgarten. Er hat sich einen Zettel ange pinnt. Nicht an sein Hemd, an seine Haut.« Die letz ten Worte flüsterte sie, als sei es eine Schande.
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Sie waren trocken, aber in meinem Mund sammelte sich plötzlich Speichel und signalisierte mir, dass ich die Porzellangöttin anbeten musste. Und zwar sofort.
    Ich ließ meine Bücher fallen und stürmte in die Toiletten. Ich schaffte es nicht bis in eine Kabine, aber zumindest traf ich das Waschbecken. Und trieb Becka, Meg und Leslie in die Flucht, die gerade mit Lippenstift und Mascara vor dem Spiegel beschäftigt waren.
    »Iiiiiih!«
    »Widerlich!«
    »Cass, das ist eine Achthundert-Dollar-Tasche!«
    Ich würgte ein zweites Mal und dann ließ ich Was ser über den ekligen Anblick laufen, wechselte zu ei nem anderen Becken und wusch mir das Gesicht.
    »Entschuldigung, tut mir leid.« Ich wedelte mit den Händen in der Luft. »Becka, sag bitte, dass ich deine Tasche nicht getroffen habe!«
    Becka inspizierte ihre Trophäe aus türkisfarbenem Leder. »Sieht so aus, als hätte ich sie gerade noch rechtzeitig weggezogen.«
    »Gott sei Dank«, erwiderte ich. Ich griff nach ein paar Papierhandtüchern und wischte mir den Mund ab. »Es hätte mich total angenervt, dir dieses Ding be zahlen zu müssen.«
    »Schwanger oder verkatert?« Das kam von einem Niemand mit dick geschminkten Augen und Ohrrin gen von der Größe eines Baseballs. Sie lehnte an einer der Kabinen und rauchte eine Selbstgedrehte. Ich beachtete sie gar nicht.
    Erica tauchte neben mir mit meinen Büchern auf. »Cass, bist du okay?«
    »Mein Magen war ein bisschen durcheinander«, erklärte ich. »Und als ich dann diese ätzende Ge schichte gehört habe, dass er sich die Nachricht an die Haut...« Ich unterbrach mich und schloss die Augen. »Ich hatte das Bild vor Augen, verstehst du?«
    Ich stützte mich mit beiden Händen auf dem Waschbecken ab und ließ den Kopf hängen. »Ich glaube, dieser Kirby ist, also war, in meinem Ge schichtskurs.«
    Im Raum wurde es plötzlich totenstill.
    »War?«, fragte Becka schließlich. »Was willst du damit sagen?«
    Und da kam Leben in die anderen. Es war wie in einem Bienenstock. Stimmen schwirrten durcheinan der, Fragen und Antworten überschlugen sich. Ich nickte Erica zu und wir drängten uns nach draußen.
    »Er war mit dir in Geschichte?«
    »Jep. Ich bin mir ziemlich sicher. Obwohl er einer von denen war, die man nie richtig wahrnimmt.«
    Erica

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