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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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Schwestern.«
    »Älter oder jünger?«, fragte ich den großen Cop.
    »Er ist tot. Ein Betrunkener hat ihn überfahren, als er gerade zwanzig war. Seine Freundin kam auch dabei ums Leben. Er war sieben Jahre älter.«
    »Haben Sie als Kinder viel gestritten?«
    Der große Cop verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist ihm wahrscheinlich auf die Nerven gegangen, dass ich ihm ständig hinterherlief. Ich habe ihn wie einen Helden verehrt. Er hat mir das Basketballspielen beigebracht, dafür gesorgt, dass ich keinen Mist baute.«
    »Ich war drei Jahre älter als David und er ist mir oft auf die Nerven gegangen. Wissen Sie, ich dachte, wenn er in meiner Nähe war, würde mich das in ihre Schusslinie bringen. Sie schrie ihn dauernd an, nörgelte herum wegen seiner Noten oder seiner Kleidung oder wie er aussah. Er kam dann immer in unser Zimmer gerannt, wo ich versuchte, mich vor ihr zu verbergen. Und ihr ging nie die Luft aus, sie wechselte allenfalls das Zielobjekt. Wenn sie mich dann sah, fing sie von Neuem an. Was mir einfiele, herumzusitzen und zu lesen, wo doch der Müll rausgetragen und die Fenster geputzt werden müssten. Als Nächstes kam immer, dass sie nicht unsere Sklavin sei. Sie sei nicht unsere Dienstbotin und sehe es nicht ein, für eine Bande undankbarer Faulenzer zu kochen und zu putzen. Mann, für David kochte sie ohnehin nicht und um unsere Wäsche kümmerten wir uns eh selbst, seit wir zehn oder so waren.«
    Ich stützte den Kopf in die Hände. »Manchmal nahm ich David mit, in den Park zum Beispiel oder ins Kino, irgendwohin, nur damit sie ihn eine Weile nicht im Visier hatte, und sie rief mich dann immer auf dem Mobiltelefon an. Schrie mich an, ich solle dafür sorgen, dass David seinen Hintern nach Hause zurückbewegt. Er müsse sein Zimmer aufräumen und ich den Rasen mähen. Was mir eigentlich einfiele, bei fremden Leuten den Rasen in Schuss zu halten, während unser Garten völlig überwuchert und verwildert aussieht. Warum ihre Söhne sie immer zum Gespött der Nachbarschaft machen müssten.
    Ich hatte gehofft, an der Uni ein bisschen Ruhe und Frieden zu finden. Aber wenn nicht gerade Mom anrief, um über David zu meckern, dann hatte ich einen weinenden David am Telefon, weil sie ihn nie in Frieden ließ. Und mir war gar nicht bewusst, wie düster und launisch ich selbst mittlerweile geworden war. Ich trat keiner Studentenverbindung bei, hing nicht in Kneipen rum wegen all dem Lärm. Mein Mitbewohner studierte Literatur und gab mir den Spitznamen Lord Byron. Er erzählte den anderen Jungs davon, dass ich ständig Anrufe bekam und er mitgehört hatte, wie jemand am Telefon weinte. Er hat mich gefragt, ob ich meine Schwester poppe. Ich sagte, ich habe nur einen Bruder, und schon ging das Gerücht um, ich würde meinen Bruder poppen. Nee, das College brachte nicht die Befreiung, die ich mir erhofft hatte.
    Sie hat nie lockergelassen. Es war egal, ob ich in ihrem Sichtfeld oder weit weg war.«
    Ich blickte auf. »Es. Hörte. Nie. Auf.«
    Ich presste mir die Hände auf die Ohren. »Es trieb mich in den Wahnsinn.«

CASS
    Irgendwo wartete stets ein Deal. Das hatte Ted immer gesagt. Es erforderte nur die richtige Person, um die Möglichkeit und den geeigneten Zeitpunkt für den Abschluss zu erkennen. Konnte ich mit Kyle ins Geschäft kommen? Sicher, das wäre doch gelacht! Das war ja nicht das erste Mal. Um meine Wahl zur Homecoming Queen - als erste Elftklässlerin - mit einem Deal sicherzustellen, hatte ich schließlich auch den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Geschäftspartner gefunden.
    »Hey, Derek.«
    »Hi, Cass. Du siehst umwerfend aus, wie immer.«
    Grübchenlächeln & schief gelegter Kopf. »Derek, lass uns rausgehen und uns ein bisschen unterhal ten.«
    Die Schulanfangsparty roch nach Bier und klang wie ein Unwetter. Die Musik war noch bis zum Pool zu hören. Ich ging Derek voran zum hinteren Ende des Beckens, drehte mich dann um und lächelte zu ihm auf.
    »Cass, so toll ich das auch fände, ich weiß genau, dass du nicht mit mir raus bist, um rumzuknutschen. Also, worum geht’s?«
    »Sag mal, Derek, hat es das Footballteam nicht all mählich satt, dass jedes Jahr so ein Freak aus der Schulband Homecoming King wird? Meinst du nicht, dass jemand wie du, der sich jeden Tag mit zwei Trainingseinheiten schindet und auf dem Feld viel einstecken muss, es verdient hätte, sein Foto im Jahrbuch zu sehen? Warum bekommt ein Typ, der sich allenfalls mal an seinen Notenblättern den Fin ger

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