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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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aufritzt, die Anerkennung?«
    Dereks Lächeln wurde härter und sein Kiefer spannte sich an.
    Ich hatte den Nerv getroffen.
    Ich ließ nicht locker.
    »Ich habe die Nase voll davon. Beim Homecoming steht das große Football-Match im Mittelpunkt. Aber die Band hat jede Menge Leute und die stimmen für ihre eigene Kandidatin bei der Wahl der Homecoming Queen. Und der Begleiter der Queen wird Homecoming King.«
    »Und warum genau erteilst du mir hier eine Ge schichtsstunde?«, fragte Derek.
    »Weil es dieses Jahr anders laufen wird!«
    »Cass, ich bin ganz Ohr«, erwiderte Derek.
    Das Lächeln und Kopfschieflegen konnte ich mir jetzt sparen. Ich hatte ihm seine Unzulänglichkeit verkauft. Ich zog ihn am Arm und wir setzten uns ins Gras. Dann zählte ich ihm die Verkaufsargumente an den Fingern auf.
    »Du bist der beste Quarterback, den unsere Schule seit Jahren gesehen hat. Du hast eine Chance, in die Auswahlmannschaft des Bundesstaats aufgenom men zu werden. Du bist der einzig Richtige. Du hast keine feste Freundin. Ich bin das Mädchen, das die Leute wählen. Seit zwei Jahren arbeite ich daran, dass mein Name auf den Wahlzetteln steht. Die Leute kennen den Namen mittlerweile, sie sehen mein Gesicht oft genug bei allen möglichen Anlässen, ich lächle genug und sie lernen, mich zu wählen. Gemein sam holen wir mehr als das Doppelte an Stimmen raus.«
    »Aber...«
    Ich legte meine Hand auf sein Knie. »Lass mich ausreden. Jedes Mitglied aus deinem Team stimmt für mich. Nicht nur die Leute aus der ersten Mann schaft - auch die der zweiten Mannschaft und der Teams der Zehnt- und der Neuntklässler und so wei ter. Und es wird die Devise ausgegeben, dass jedes Teammitglied mit Freundin dafür sorgt, dass die Freundin für mich stimmt. Das ist jeder dem Quar terback seiner ersten Mannschaft schuldig. Denk mal einen Augenblick darüber nach, Derek.«
    Derek runzelte die Stirn, dann strahlte er mich an, als sähe er die Sonne aufgehen. »Von den Freundin nen haben ziemlich viele mit der Schulband zu tun.«
    »Ja, genau. Das heißt, wir sorgen nicht nur dafür, dass die Spieler der Footballteams geschlossen ab stimmen - das habt ihr Jungs bislang versäumt zu or ganisieren - sondern wir luchsen der Band darüber hinaus Stimmen ab. Und du, der Quarterback der ersten Mannschaft, wirst Homecoming King, Derek. So wie es sein sollte.« Jetzt hatte ich noch die Schleife darumgebunden.
    »Aber was ist mit uns? Ich meine, was das Pär chending angeht?«
    »Wir haben Spaß. Wir gehen miteinander aus. Lassen uns gemeinsam sehen. Wenn du dich ansons ten mit einem anderen Mädchen treffen willst, ist das kein Problem. Sobald Homecoming über die Bühne ist, bist du mich wieder los. Es geht hier nur um die Sache und, klar, für mich um ein Extra, das meinen Lebenslauf aufpoliert. Aber ich habe ganz ehrlich auch genug davon, dass die Band-Leute glauben, sie haben Homecoming gepachtet.«
    Derek erhob sich und half mir, aufzustehen. Er umarmte mich, dann reichte er mir die rechte Hand, damit ich einschlug.
    »Wir haben einen Deal, Cass McBride.« 
    Wenn ich mit Derek ins Geschäft kommen konnte, dann auch mit Kyle. Wo war Kyle? Es musste immer noch Samstag sein, aber schon spät. Kyle war wahrscheinlich für die Nacht nach Hause gegangen. Und ich war allein in dieser Kiste und niemand wusste, wo ich war.
    Bei diesem Gedanken drehte ich durch. Diesmal nicht vor Panik, sondern vor Traurigkeit. Ich hatte nicht geglaubt, noch Tränen übrig zu haben, aber sie stiegen mir in die Augen. Und die Traurigkeit sitzt genau in der Mitte der Brust. Und dein Herz bricht nicht, es löst sich auf, zerfließt und es schmerzt. Es schmerzt.
    Ich sehnte mich nach meiner Mom. Ich sehnte mich danach, dass sie mich festhielt und mir das Haar aus der Stirn strich und mir das Cajun-Kinderlied vorsang, das sie immer gesungen hatte, wenn ich schlecht geträumt hatte. Ich wollte meine Arme um sie legen und den Duft ihres Shampoos riechen, nicht Erde und Urin.
    Ein heißer Schmerz in meiner linken Wade lenkte mich von meinem Selbstmitleid ab. Der Muskel war ein harter Knoten. Ein Muskelkrampf? Schalt dein Gehirn ein. Zieh deine Zehen nach oben, statt sie zu strecken. Zieh sie an. Mit Kraft. Ich stemmte meine Ferse fest gegen den rauen Kistenboden. Oh Gott, tat das weh. Ich konnte meine Zehen nicht mit den Fingern erreichen, also musste ich meine Muskeln anspannen, um die Zehen anzuziehen.
    Ich würde diesen Schmerz besiegen.
    Cass McBride bekommt, was sie will.
    Ich

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