Der erste Tod der Cass McBride
Ein, aus. Langsam ein, langsam aus. Großartig. Rettung - keine Option.
Also?
Der einzige Weg, hier rauszukommen, führt über den Typen, der mich in diese Lage gebracht hat. Als ob da eine Chance bestünde.
Denk trotzdem kurz darüber nach.
Wenn Kyle mich umbringen wollte, wäre ich schon tot. Wenn er mich nur wissen lassen wollte, dass es um Vergeltung für David ging, dann hätte er hier unten eine Tonbandaufnahme abspielen können. Dann gäbe es keine Luftpumpe.
Und er hatte mir ein Funkgerät an die Hand geklebt.
Er war noch nicht fertig mit mir.
Er wollte etwas.
Etwas, das ich hatte.
Und wenn ich etwas von meinem Dad gelernt hatte, dann das: Wenn jemand etwas will und jemand anderes genau das hat, dann liegt ein Deal in der Luft.
BEN
Am Samstagabend betrat Ben das Kriminallabor.
»Was gibt es Neues?«
»Was möchtest du zuerst hören? Was wir haben oder was wir nicht haben?«
»Die schlechte Nachricht bitte zuerst«, erwiderte Ben.
Die Frau zog eine Mappe mit einem roten Aufkleber aus dem Stapel auf ihrem Schreibtisch. Sie klappte sie auf und fuhr mit einem Fingernagel suchend die Seite entlang. French Manicure.
»Tagebuch, Aufzeichnungen, Blog, E-Mails oder SMS: Alles Fehlanzeige. Keine verwertbaren Instant Messages. Wir haben im Zimmer Fingerabdrücke von der Haushälterin, dem Vater, dem Opfer und der besten Freundin gefunden. Und, was ich ungewöhnlich für einen Teenager finde, von sonst niemandem. Nada. Das Mädchen lässt nicht viele Leute in ihr Reich.
Sie zuckte mit den Schultern. »Oder sie haben eine sehr gründliche Haushälterin. Jetzt zum Teppich - ich liebe den Teppich. Aus Wolle. Fußabdrücke zeichnen sich darauf wunderbar ab. Der Abdruck, den du entdeckt hast, war der beste von insgesamt sechs. Und die sehr gute Nachricht ist, dass er sich teils auf dem Teppich, teils auf den Glasscherben befand.«
»Das heißt...?« Ben lächelte.
»Ja, genau! Unser Täter muss kleine Schnitte im Profil seiner Schuhe haben. Vielleicht sogar Glaspartikel.«
Ben rieb sich die Hände. »Sonst noch was?«
»Die Tiefe des Abdrucks lässt darauf schließen, dass er etwas Schweres getragen hat, als er das Zimmer durch das Fenster verließ und auf die Scherben getreten ist.«
»Könnte er nicht einfach nur schwer sein?«
»Wir haben einen unvollständigen Abdruck neben einem Baum auf dem Anwesen gefunden, der wahrscheinlich mit seinem Fußabdruck übereinstimmt. Die unterschiedliche Tiefe der Spuren lässt uns gewisse Schlussfolgerungen hinsichtlich seines Gewichts ziehen. Er hat definitiv etwas Schweres beim Verlassen des Hauses getragen. Ich vermute, euer Täter hat das Haus im Schutze der Dunkelheit beobachtet und dabei seinen Abdruck neben dem Baum hinterlassen. Er war ziemlich vorsichtig. Weder draußen noch drinnen sind Fingerabdrücke zu finden. Ich führe gerade Tests durch, um zu sehen, ob sich Spuren von Betäubungsmitteln an der Bettwäsche ausmachen lassen. Wenn er ihr etwas injiziert hat, könnte es eine Tropfspur geben, die auf dem Laken Rückstände hinterlassen hat.
Ben öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ein manikürter Fingernagel forderte ihn auf, zu schweigen.
»Zurück zu den Fehlanzeigen. Keine Haare. Er muss eine Mütze getragen haben. Keine sonstigen Spuren. Nur ein wenig Erde aus dem Garten des Opfers. Das Bett muss frisch bezogen gewesen sein. Es finden sich darauf nicht einmal sonderlich viele Hautzellen des Mädchens. Ich schätze, sie wurde kurz nach dem Schlafengehen entführt.«
»Jep. Das passt zu der Theorie, dass der Täter das Haus vom Garten aus beobachtet hat. Also könnten wir es mit einem Gelegenheitsverbrechen zu tun haben. Jemand sieht das Mädchen, folgt ihm auf dem Heimweg und wartet auf den geeigneten Moment, es sich zu schnappen. Oder der Täter kennt das Mädchen und weiß, wo es wohnt und wie er dorthin gelangt.«
»Das Haus liegt in einem geschlossenen Wohnviertel, oder?«
»Jep, aber man kommt mühelos durch das Tor.«
»Ich rufe dich an, sobald ich das Ergebnis der chemischen Analysen habe.«
»Warum hat sie bloß kein Tagebuch geführt?«, sagte Ben.
»Und ich wünschte, sie hätten alle sprechende Hunde.«
»Du hast selbst eine Tochter, oder?«, erkundigte sich Ben.
»Sie ist sechzehn. Und sie kennt das Mädchen, das gekidnappt wurde. Heute Nacht schläft sie bei mir im Zimmer.«
KYLE
Ich blickte den großen Cop an und dann den jungen. »Haben Sie Brüder?«
Der große nickte. Der junge Cop sagte: »Zwei
Weitere Kostenlose Bücher