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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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dass sie früher ja genau wie Cass und darüber hinaus auch noch Cheerleaderin war. Sie war sehr beliebt an der Highschool, sie war ständig in der Schulzeitung, sie war Miss Wonderful... Oder sie erging sich in Tiraden, dass Cass’ Vater anständiges Geld verdiente, dass Cass einen Vater hatte, der bei den Leuten angesehen war. Cass’ Familie war im Country Club. Auf Cass konnte man als Eltern stolz sein. Cass drückte sich nicht im Schatten herum. Für Cass musste man sich nicht schämen ... Warum habe ich es nicht kommen sehen? Ich habe es einfach nicht gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass David so hoch greifen würde.«
    Fast schien es mir, als hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf, wie sie die Fragen stellte, die ich nicht hören wollte. Wer hat David denn gesagt, er solle sich hohe Ziele stecken? Und wer hat ihm beige bracht, auf diesen Baum zu klettern?

 
CASS
    »Bist du noch da?«
    Die Angst hatte mich zermürbt und der rasende Durst ermüdet, aber sein Spott stachelte meinen Kampfgeist wieder an. Das hier war ein geistiges Duell.
    »Ich bin hier.«
    »Du enttäuschst mich. Ich dachte, du würdest schreien oder zumindest weinen. Hattest du Angst, dass ich nicht wiederkomme?«
    Ich ballte die linke Hand zusammen, verlor aber nicht die Fassung. War noch immer Samstag? Oder Sonntag? Woran sollte ich festmachen, wie viel Zeit vergangen war? »Du warst ein bisschen zu lange weg und hast das alles verpasst.« Ich seufzte, laut genug, damit man es über das Funkgerät hörte. »Ich habe mich ausgeschrien und ausgeweint. Ich habe kapiert, dass ich rein gar nichts tun kann, außer warten.« Ich machte eine lange Pause. »Du hast alle Trümpfe in der Hand, was?«
    Er ging über mir auf und ab. Aus dem Funkgerät drang Rauschen und er antwortete nicht. Damit hatte er nicht gerechnet. Gut so.
    »Jemanden lebendig zu begraben, ist eine ziemlich verlässliche Methode, um dir die Oberhand zu sichern«, sagte Kyle.
    Mein Herz zog sich erneut zusammen. Unterschätze nie deinen Gegner. Ich versuchte, mir einzureden, ich läge in gar keiner Kiste, in keinem Grab. Ich lag im Gras unter einem Nachthimmel, mit geschlossenen Augen.
    Als ich endlich spürte, wie das Blut wieder durch meine Adern gepumpt wurde, sagte ich mir in Gedanken: Bettle nicht, fordere nichts. Mach ihm mit deinem Tonfall klar: »Ich respektiere dich!«
    »Bestreitest du das Gespräch allein oder darf ich dich etwas fragen?«
    »Das hängt ganz von der Frage ab«, erwiderte er. Das waren seine Worte, doch sein Tonfall sagte: Bedräng mich nicht.
    »Zunächst einmal: Darf ich seinen Namen aussprechen?« Gutes Mädchen, Cass - bitte um Erlaub nis, gib ihm das Gefühl, dass er das Sagen hat. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Sie waren so trocken.
    »Du eingebildetes Miststück, ich will, dass du ihn beim Namen nennst. David. Er ist kein Niemand, kein Klumpen Dreck, den du dir von der Schuhsohle kratzt. Deshalb bist du hier. Er ist ein Mensch und du hast ihn wie Dreck behandelt und jetzt ist er tot.« Sein plötzlich aufflammender Hass ließ bei mir die Alarmglocken läuten. Ich wusste, dass er verrückt war, aber bislang schien es, als sei er auf eine kalte, berechnende Art verrückt. Das jetzt zeugte von Labilität, was sehr viel gefährlicher war. Ich atmete tief ein.
    Langsam.
    Langsam.
    Langsam.
    »Ich habe verstanden ... und es besteht kein Grund, dass wir uns mit etwas anderem als der Wahrheit aufhalten. Ich weiß, dass ich für das, was mit David passiert ist, verantwortlich sein muss.« Kyle schwieg. Ich nutzte den günstigen Augenblick und fuhr fort. »Und ich bin so egozentrisch, wie du gesagt hast, aber ich kannte David nicht.«
    »Du wolltest ihn nicht kennen.«
    Ich wartete ein paar Sekunden, bevor ich mit einem sanften, versöhnlichen Tonfall weiter sprach. »Er wollte sich mit mir verabreden. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Zeit hätte. Ich habe eine bescheuerte Nachricht auf einen Zettel geschrieben. David hat ihn gefunden und es tut mir leid, dass das passiert ist. Aber ich habe nicht gewusst, dass ich mehr als nur ein kurzes Aufblinken auf seinem Radarschirm war. Ich wusste nicht, dass ich jemandem so viel bedeuten könnte.«
    »Komm mir nicht mit so einem Scheiß wie dieser Miss-Unschuld-Nummer.«
    Ich gab Kyle erneut einen Moment lang Zeit, sich abzuregen.
    »Erzähl mir von David.«
    Ich wartete. Er sagte nichts. Ich atmete ein wenig tiefer. Beruhigte mich.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du etwas wie ... das hier

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