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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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Enttäuschung ihr Gesicht hart werden ließ, ihr scharfe, herbe Züge verlieh.
    Sie trat zurück, bat die beiden Männer mit einer Handbewegung herein, ging ihnen dann in einen weitläufigen Raum voraus und überließ es Scott, die Eingangstür zu schließen. Sie setzte sich in die Mitte des Sofas, ohne die Männer aufzufordern, ebenfalls Platz zu nehmen.
    Ben hatte ein Gespür für Machtspiele. Er setzte sich in einen ledernen Clubsessel und dirigierte Scott mit einer Geste zu einem weiteren Sessel. Mrs Kirby schlug die Beine übereinander.
    »Davids Fall ist abgeschlossen. Es war eindeutig Selbstmord.«
    »Ich weiß, Mrs Kirby. Detective Michaels und ich sprechen Ihnen unser Beileid aus und wir nehmen Ihre Zeit nicht leichtfertig in Anspruch. Aber es hat eine Entführung gegeben, weshalb wir einige Informationen von Ihnen benötigen. Und wir möchten mit Ihrem Sohn Kyle sprechen.«
    »Kyle.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Keine Ahnung, wo der steckt. Er kommt und geht, wie er will. Meistens ist er unterwegs. Ich habe da keinen Überblick. Wir haben eine unterschiedliche Art, zu trauern. Er macht alles mit sich allein aus.«
    Ben starrte auf sein Notizbuch. Wie hatte der ermittelnde Polizist sie gleich charakterisiert? Eine fiese Giftspritze?
    »Mrs Kirby, kannte David Cass McBride?«
    Sie lachte. Oder kläffte. Ben wusste nicht recht, was es war.
    »Um Himmels willen. Wenn Sie David gekannt hätten ... Nein, falsch, wenn Sie ihn sich nur einmal genauer angesehen hätten, dann ... na ja, dann wüssten Sie, wie lachhaft das ...«
    Sie glättete eine nicht vorhandene Falte auf ihrer Hose. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass David wusste, wer Cass McBride ist. Selbst ich weiß das. Reich, hübsch - ihr Bild taucht regelmäßig in der Lokalzeitung auf. Aber sie wird David kaum gekannt haben. Sie würde ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Kein Mädchen wie sie.«
    Ben saß stocksteif in seinem Sessel und Scott blieb leicht der Mund offen stehen.
    »David war - nun ja, man könnte sagen, alles andere als anziehend«, fuhr sie fort. Sie blickte die beiden Männer an und strich sich mit der rechten Hand durch die Haare, massierte ihre Schläfen und glitt mit den Fingern dann hinunter zum Nacken und rieb ihn.
    »Gott hab ihn selig.«
    Als sie Bens steife Haltung bemerkte, ließ sie ihren Nacken los und blickte ihm gerade in die Augen. »Sie sind Ehrlichkeit nicht gewohnt, oder? Niemand ist das. Alle denken, ich bin herzlos. Aber ich bin einfach nur ehrlich. David war ein schüchterner Junge und er war nicht hart genug für diese Welt. Nichts von dem, was er anfing, hat er zu Ende gebracht. Ich bin nicht überrascht, dass er sich das Leben genommen hat. Die brutale Art und Weise hat mich allerdings erstaunt.«
    Ben glaubte, die Sehnen ihres Halses müssten jeden Moment reißen.
    »Kyle treibt sich irgendwo da draußen traumatisiert herum. Mein Mann treibt sich einfach nur herum und ich halte hier allein die Stellung. Wie immer.«
    Ben wünschte, er könnte Scott sagen, den Mund zuzumachen. Ganz offensichtlich jagte auch ihm diese Frau Grauen ein. Ihr Sohn war noch keine Woche tot und sie war - na ja, dachte Ben, es spielte wohl keine Rolle, wie lange der Junge tot war.
    »Kennt Kyle Cass?«
    »Das ist schon eher vorstellbar«, antwortete sie. »Aber er hat sie nie erwähnt.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir einen Blick in Kyles Schrank werfen? Uns seine Schuhe ansehen?«
    Mrs Kirbys Selbstmitleid wandelte sich in Schärfe. »Im Ernst? Worauf zum Teufel sind Sie aus?«

 
KYLE
    »Ich habe Cass alles über sie erzählt, wissen Sie. Über meine Mutter.«
    Der junge Cop war auf und ab gegangen, aber jetzt setzte er sich. Der alte Cop ermunterte mich mit seinem Schweigen zum Weiterreden.
    »Als ich Cass das erste Mal sah, hasste ich sie, weil ich dachte, dass sie einfach alles hat. Aber als dann das Gerücht in der Schule umging, dass ihr Dad sich von ihrer Mom hat scheiden lassen und sie ohne einen Cent sitzen ließ ...«
    Mein Daumen blutete wieder. Ich zog den Ärmel erneut über meine Hand.
    »Sehen Sie, als ich Cass’ Vater dann einmal getroffen und gehört hatte, wie er ihre Mom behandelte, da dachte ich, was muss sie für ein Miststück sein, wenn sie bei ihm bleibt: Entweder war sie genau wie er oder sie verkaufte ihre Seele, damit er sie weiter aushielt.«
    Ich blickte zu dem großen Cop hoch. »Haben Sie ihren Vater kennengelernt?« Ich erhielt keine Antwort, sprach aber weiter. »Ich habe ihn

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