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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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Kirby-Jungen seine berüchtigten Spinnenbeine gespürt?«
    »Jep. Und wir haben alle dazu befragt. Cass kannte den Jungen nicht.«
    »Aber kannte er sie?«
    Scott strich sich durch seine igeligen Haarstacheln. »Was haben wir zu verlieren?«

KYLE
    »Ich dachte, wir hätten eine Chance. David würde mit irgendeinem Mädchen ausgehen. Einem Mädchen wie Mom, mit einem lebhaften, aufgedrehten Mädchen. Ich habe ihm erklärt, wie er sie ansprechen soll, mir ein paar eher witzige Sprüche für ihn ausgedacht, damit er ein bisschen originell und nicht so hündisch wirkt. Ich habe ihm genau gesagt, was er tun soll.
    Und als hätte er nicht schon genug Verletzungen ertragen müssen, traf David wieder einmal voll ins Schwarze: Er suchte sich zielsicher das Mädchen aus, das ihm die größte Kränkung überhaupt zufügen konnte: Cass McBride.«
    Ich grub die Fingernägel erneut in meine Daumen. Schmerz fühlte sich so viel besser an als Schuld.
    »David denkt, das ist seine letzte Chance, seine allerletzte Chance, Mom für sich einzunehmen, und was passiert? Cass macht ihn nieder. Indem sie ihn einen Loser nennt, einen, der am Ende der Nahrungskette steht, schwul. Sie weist ihn mit den gleichen Worten zurück wie meine Mutter.«
    Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. »Eine Sache hat mich ein wenig getröstet. Die Art und Weise, wie David es getan hat. Er hat sich in aller Öffentlichkeit erhängt. Vor unserem Haus, mit diesem Zettel an seiner Brust. Das hat mir etwas klargemacht: David hat schlussendlich den Mut aufgebracht, um ...« Ich blickte die beiden Cops an. »Der Junge hat Mom mal so richtig den Stinkefinger gezeigt. Sodass alle es sehen konnten. Volle Breitseite.«

 
CASS
    Zikaden? Mein Kopf hämmerte so heftig und laut, dass ich nicht sagen konnte, ob das Geräusch in meinem Kopf war oder von draußen kam. Vollkommene Dunkelheit, aber Weißrauschen. Stell dir vor.
    »Hey, schläfst du oder bist du tot?«
    Kyle.
    Keine Zikaden. Kein Weißrauschen. Knistern im Funkgerät. Er war zurück. Oh, Gott sei Dank, er war zurück. Wie lange war er weg gewesen? War es Nacht oder Tag? War mittlerweile Sonntag? Hatte ich geschlafen? Könnte es schon Montag sein? Waren es nur Minuten gewesen? Zeit war hier unten nicht fassbar. Ich blendete mich ein und aus, Sätze gerieten ins Stocken und ich konnte nicht sagen, ob Sekunden oder Minuten dazwischenlagen oder ...
    Ich bewegte meinen Daumen zum Knopf. Selbst das stellte schon eine Anstrengung dar. Ich drückte auf den Knopf. Öffnete meinen Mund zum Sprechen. Er war schon geöffnet, meine Zunge geschwollen und die Zungenspitze ragte ein Stückchen zwischen meinen Schneidezähnen vor. Die Zunge klebte an meinem Gaumen. Ich versuchte, zu sprechen, aber sie fühlte sich fremd an, zu schwer und unförmig, um sie zu bewegen. Alles, was ich hervorbrachte, war ein rostiges Stöhnen. Selbst das Atmen schien mich mörderische Kraft zu kosten. Ich würde sterben. Das war diesmal kein panischer Gedanke. Es war die Wahrheit.
    »Geht es dir elend da unten?«
    Ich stöhnte erneut. Das war nicht Teil meiner Strategie. Es gelang mir nur noch, passiv zu reagieren. Ich konnte nicht nachdenken oder planen mit diesen Kopfschmerzen, der geschwollenen Zunge und dem alles beherrschenden Durst. Ich führte meine linke Hand an die Lippen, um den Grind an meinen Fingerknöcheln aufzureißen und das Blut abzulecken. Aber eine süßliche, eklige Flüssigkeit quoll heraus. Eiter? Konnten sich Wunden so schnell entzünden? Warum hatte ich mir nicht ein paar nützliche Fakten aus dem Bio-Unterricht gemerkt? Ich seufzte. Als ob es mir helfen würde, zu wissen, was mich als Erstes umbringen würde: die Infektionen, die Austrocknung oder die Kälte.
    Es gelang mir, die Zunge von meinem harten Gaumen zu lösen, und ich bemühte mich, die Kontrolle über sie zurückzugewinnen. Ich drückte erneut auf den Knopf. »Wasser, bitte, Wasser.«
    Von Kyle kam gar nichts. Dann: »Du klingst scheiße.«
    Von mir kam gar nichts.
    »In Ordnung. Aber nur, weil ich mit dir noch nicht fertig bin.«
    Über mir erschien der Lichtpunkt von der Größe eines Silberdollars. Das Licht schmerzte in meinen Augen und ich drehte den Kopf weg. Die Bewegung schmerzte. Oh Gott, es schmerzte, sich zu bewegen.
    »Versuch, deinen Kopf darunterzuhalten und ich gieße etwas Wasser in den Schlauch. Die Wasserflasche ist zu einem Viertel voll und ich gebe dir die Hälfte davon. Mehr nicht.«
    Ich rückte mich zurecht und öffnete den Mund.

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