Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
um halb zehn verlassen.«
Insch schenkte ihm ein grimmiges Lächeln. »Nikki Bruce wurde zwischen Mitternacht und Viertel nach zwölf überfallen – reichlich Zeit für den kleinen Mistkerl, sich ins Auto zu setzen und nach Dundee zu düsen, um sie abzupassen, als sie aus dem Nachtclub kam.«
»Nur dass seine Verlobte schwört, er habe die ganze Nacht mit ihr verbracht. Und wir haben nichts, womit wir das Gegenteil beweisen könnten, also …«
Das Lächeln des Inspectors verflog. »Sagen Sie mal, auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, Sergeant?«
Darauf gab Logan keine Antwort. Insch starrte ihn finster an und ließ das unbehagliche Schweigen anwachsen, um schließlich die Fettes-Akte zu packen und sie Logan über die Resopaltischplatte zuzuwerfen. »Ich will, dass Sie sich noch mal alles vornehmen, was wir in Garvies Wohnung sichergestellt haben – finden Sie mir eine Verbindung.«
Rickards wartete schon in ihrem winzigen provisorischen Soko-Büro, als Logan sich durch die Tür schob, beladen mit einer riesigen Kiste aus der Asservatenkammer. Der Constable half ihm, sie auf den Tisch zu hieven, und beäugte argwöhnisch den Inhalt. Alles war mit schwarzem und weißem Fingerabdruckpulver überzogen und einzeln in Beweismittelbeuteln versiegelt. Logan deutete auf die offene Kiste. »Das ganze Zeug muss durchgesehen werden – Befehl von DI Insch. Und bitte keine Einwände – ich weiß schon, was Sie sagen wollen, okay?«
»O Gott …« Rickards nahm einen Stapel DVDs mit deutschen Titeln wie Wenn Männer Männer lieben und Bondage-Boys in Lack und Leder heraus, auf denen reichlich halbnackte Männer abgebildet waren. Manche trugen Trachtenlederhosen. »Das müssen wir uns doch nicht etwa alles anschauen, oder?«
Logan klopfte ihm auf die Schulter. »Nicht wir, Sie . Ich muss den IT-Fuzzis wegen dieser Internetserver Dampf machen.«
»Machen Sie mich nicht fertig!«, sagte der nicht mehr ganz junge Mann, auf dessen T-Shirt SKATE OR DIE stand und dessen Schreibtisch mit Laptops, Mäusen und vollgekritzelten Post-it-Zetteln übersät war. »Wir sind immer noch dabei, das Zeug aus der Bordellrazzia durchzugehen. Zu Ihren Sachen kommen wir allerfrühestens in einer Woche.«
Das hörte Logan gar nicht gerne. »Was ist mit Dundee – ich dachte, das sind die Computerexperten?«
Ein Schulterzucken war die Reaktion. »Großer Betrugsfall – VRZ vier Wochen Minimum.«
»VRZ?«
»Voraussichtliche Rummachzeit.« Er fischte einen alten Kugelschreiber von seinem zugemüllten Schreibtisch, steckte ihn in den Mund und kaute abwesend darauf herum. Ein Zigarettenersatz.
»Insch kriegt einen Anfall, wenn wir das hier nicht sobald wie möglich erledigen.«
Skate-or-die fluchte. »Na, wunderbar. Finnie labert mir das eine Ohr voll und Insch das andere. Was für eine beschissene Woche …«
»Könnten Sie nicht mal schnell einen Blick draufwerfen?«
»Nein! Finnie steigt mir so schon aufs Dach.« Er nahm den Kuli aus dem Mund und schnippte automatisch imaginäre Asche auf den Boden. »Na ja, vielleicht … Also, ich sehe mal, was sich machen lässt, okay? Aber versprechen tu ich nichts.«
Das war immerhin besser als gar nichts.
Um neun Uhr beschloss Logan, dass Rickards jetzt eine Pause verdient hätte. Er schleppte den Constable hinauf in die Kantine und spendierte ihm eine Tasse Tee und ein schmalztriefendes Rowie mit Marmelade. Beides verschwand in Rekordzeit. »Haben Sie noch viele zu sichten?«, fragte Logan, als Rickards sich die fettigen Hände an einer Papierserviette abputzte.
»Sechs Stück.« Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Deutsche Hardcore-Schwulenpornos im Schnelldurchlauf sichten ist noch weniger lustig, als es sich anhört …«
»Erzählst du wieder aus deinem Privatleben?« Es war DC Rennie mit einem Croissant und einer Tasse Edelkaffee. Grinsend setzte er sich zu ihnen. »Ich sag dir, ich war so dicht dran …«
»Ich bin nicht schwul!« Rickards sprang auf. »Verdammte Scheiße, was habt ihr denn bloß alle? Soll ich dir mal was sagen? Ich hab in einem Monat mehr Sex als ihr alle im ganzen Jahr!« Er beugte sich über den Tisch und bohrte Rennie den Zeigefinger in die Schulter, während sämtliche Gespräche in der Kantine schlagartig verstummten. »Mit Frauen! Das ist BDSM, okay? Bloß weil du zu blöd bist, es zu kapieren, ist es noch lange nicht schwul!« Und damit machte er kehrt und stürmte hinaus.
Rennie saß da und sperrte den Mund auf. An den anderen Tischen kamen
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