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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Engpass entstehen. Der Nowatschek solle sich
aber vorbereiten, an der Montage der Generatoren
mitzuwirken, insbesondere natürlich deren störungsfreien
Betrieb gewährleisten. In vier Wochen würden sie eingeflogen
werden. Das Gießen der Fundamente in der Katakombe werde
vom Team Hassim übernommen. Es habe sich bislang im
Antennenfeld gut bewährt und entsprechende Erfahrungen
erworben. Anders aber als bei den Masten sei eine so große
Präzision nicht erforderlich. Es komme darauf an, dass die
Fundamentblöcke fest und sehr eben sind. Es müssten keine
Bolzen einbetoniert werden, die Rahmen der Aggregate
würden aufgeklebt. Eine neue Technologie – angeblich um
Vibrationen besser aufzufangen. Hier werde sich gegenüber
dem Zeitplan ein Vorsprung erarbeiten lassen; denn natürlich
sei ein derartiges Fundament schneller fertig. Ein
Entwicklungsingenieur werde anfangs dabei sein. „Den unter
die Lupe nehmen, Ahmed!“
    In Anbetracht der neu entstandenen Situation stellte Ahmed
natürlich – geübt in Selbstdisziplin – keinen Antrag auf einen
Kurzurlaub. Die Entscheidung zu seiner Anfrage aber, wegen
des verstärkten Sicherheitsbedürfnisses den Zaun um das
Antennenfeld herum zu schließen, wurde mit der Bemerkung
Eriksons vertagt, zum Endausbau der Anlage stehe noch eine
Beratung des Aufsichtsrates aus, deren Ergebnis man abwarten
müsse. Ein Bescheid, den weder Ahmed noch die Mehrheit der
anderen Leitungsmitglieder verstanden.
    Mit dem strengen Hinweis, an jedem Ort äußerste
Wachsamkeit walten zu lassen und kleinste
Unregelmäßigkeiten sofort zu melden, schloss Erikson die
Zusammenkunft.
    Ahmed verließ die Beratung unbefriedigt, weniger der
Ergebnisse wegen. Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass der
Geist Mammon regierte und dass nicht davor zurückgeschreckt
wurde, ihn mit allen Mitteln auf dem Sockel zu halten. Nein,
ob etwas gemacht wird oder nicht, entscheidet nicht jemand
vor Ort, ein Fachmann, sondern irgendein Aufsichtsrat, in dem
die meisten von jeder Ahnung ungetrübt sind.
    Selbst sein Lieblingsort am Meer war Ahmed verleidet, seit
dort in unmittelbarer Nähe Wächter mit Maschinenwaffen
patrouillierten.
    In der See wurden parallel zur Küste in bestimmten
Abständen Sonden ausgesetzt, die das Annähern eines auch
noch so kleinen Unterwasserobjekts, wie Erikson sich
ausdrückte, anzeigen würden, eines Tauchers zum Beispiel
oder auch eines Delfins – wobei keiner zu sagen vermochte, ob
derartige Tiere in der Adria überhaupt heimisch waren.
Schließlich dann mussten die Maßnahmen relativiert werden:
Selbst mittelgroße Fische lösten Alarmsignale aus.
    Ahmed Hassim besichtigte an einem der folgenden Tage die
Katakomben, da sie nun zum Teil auch zu seiner Aufgabe
gehören würden. Er war über die Ausmaße außerordentlich
erstaunt. Natürlich kannte er die Pläne, aber der Eindruck vor
Ort war doch ein anderer.
    „Mindestens zwei Fußballfelder würden hineinpassen“,
dachte er mit Hochachtung. Während am Südende noch
schwere Brecher mit Pressluft-Bohrbatterien dem Fels zu
Leibe rückten, wurden an der Nordseite die Krananlage und
das schwere, zum Teil mobile Dach montiert. Es herrschte ein
kaum erträglicher Lärm, obgleich mehrere so genannte
Radaufresser das Ärgste verhinderten. Ahmed hatte deutlich
den Eindruck, als werde dieser Teil der gesetzlichen Vorgaben,
die Arbeitssicherheit betreffend, zu Gunsten eines schnelleren
Fortschritts des Baus zunehmend vernachlässigt. Ob das
Verbannen in die Felsen und die schwere, isolierende
Dachkonstruktion die gewaltigen Dieselmotoren, die die
Dynamomaschinen treiben würden, tatsächlich
– wie
großmäulig angekündigt – zu Flüsterlingen werden ließen,
bezweifelte Ahmed.
    Der Bauleiter, an der Helmmarkierung zu erkennen,
ansonsten Ahmed unbekannt, ein kleiner, drahtiger Asiate –
Ahmed war seit jeher außer Stande, zu erkennen, ob Chinese,
Koreaner oder Japaner –, saß in seinem Container und gab dem
Computer Daten ein. Die Tür stand offen.
    Ahmed trat ein, grüßte „Hallo“ und gab zu verstehen, dass er
warten wolle, bis der Mann die Zahlenkolonne zu Ende
eingetippt hatte.
    „Hallo.“ Der Mann sah erwartungsvoll auf.
„Ich bin derjenige, der die Fundamente für die Generatoren
errichten soll, schau mich ein wenig um. Wann genau, glaubst
du, können wir anfangen? Ich hole mir meine Informationen
gern vor Ort, von Leuten, die unmittelbar mit den Dingen
    befasst sind und etwas davon verstehen.“
Der Bauleiter

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