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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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weitere Geheimnisse des Universalsystems Erde,
Grundlagenforschung eben. Freilich mit späteren praktischen
Auswirkungen, aber damit konnten sich die Nachfolgenden
befassen. „Und da erfährt man so nebenbei, dass man mit dem
Objekt im härtesten Konkurrenzkampf steht, dass ein Wettlauf
mit zwei weiteren ähnlichen Vorhaben stattfindet, dass es
offenbar nur darauf ankommt, der Erste, der Bessere zu sein,
schließlich entstünden immens hohe Kosten, die sich tragen
müssten, gut tragen müssten. Tempo also, stets die Nase vorn
haben. Ab morgen werden zwei Luftschiffe die Masten
heranschleppen, wird eine weitere Brigade die Felsen
aushöhlen und noch mehr Kapital verpulvert werden. Wir
werden die Ersten sein! Werden wir das? Man müsste wissen,
wie weit die anderen sind.“ Ahmed mahnte sich zur
Besonnenheit. „Seit wann interessiert mich das? Nun, wenn
wir nicht die Ersten sind, keine Chance haben, führend zu sein,
wird man nicht zögern, abzubrechen, das Objekt fallen zu
lassen, wie eine heiße Kartoffel. Mutters Metapher.
    Ah, Mutter, sie weiß noch gar nicht, dass ich in ihrer Nähe
bin. Wie auch, wenn wir Maulverbot haben. Aber ein Besuch
wird wohl möglich sein, ich spreche mit Erikson. Wenn die
Abteilung läuft, keinen Rückstand hat, wird er nichts dagegen
haben. Ein Tag… Eines der Luftschiffe kann mich mitnehmen.
Von Pula dann bis nach Hause, ein Katzensprung.“ Mit diesem
Entschluss schwand Ahmeds gedrückte Stimmung. „Er wird
jetzt den Mast absetzen, da will ich mich mal sehen lassen –
Tempo machen“, dachte er sarkastisch weiter.
    Ahmed durchquerte den Waldstreifen, der das Antennenfeld
gegen die Küste und vor allem gegen Sicht von See aus
abschirmte.
    Das Luftschiff stand fast lautlos über der Fundamentreihe,
und langsam senkte sich der Mast auf den fest mit dem
felsigen Grund vergossenen Sockel. Vier Mann erwarteten das
schwere Stahlskelett, um es auf die Verschraubungsbolzen zu
dirigieren, die aus dem Beton herausragten.
    Seewärts und auf den anschließenden Seiten stand bereits der
schwer gesicherte Zaun, der das Antennenfeld einmal gänzlich
umschließen würde. Gegenüber aber war das Viereck offen,
ein Umstand, der Ahmed nun, da er den Zaun entlangschritt,
um von der gegenüberliegenden Seite ins Baufeld zu gelangen,
bewusst wurde. Eigentlich gehörte die Sicherung des Objekts
zu seinen Aufgaben. Aber der Platz für die Antennen war
bereits vorbereitet, als er zur Aufbauleitung stieß. „Ich werde
die Frage in der nächsten Leitungssitzung stellen.“ Und
Ahmed tastete das Stichwort in seine Memocard.
    Er erreichte den Montageplatz. Das Luftschiff stand, und der
noch angeseilte 30 Meter hohe Mast war bereits „eingefädelt“,
wie die Monteure das Aufsetzen des gelochten Fußes auf die
aus den Beton ragenden beinstarken Bolzen bezeichneten. Man
setzte die kindskopfgroßen Muttern auf. Von den
vorgesehenen 180 Masten, von denen jeder zwei 20 Meter
hohe Antennen tragen würde, standen nunmehr bereits 93, wie
das Schild an dem gerade zu montierenden besagte.
    „Elf über Soll!“ Ahmed klopfte dem Vorarbeiter freundlich
auf die Schulter. „Mutterbesuch“, frohlockte es in ihm.
Während die Schraubmaschine noch ratterte, lösten sich die
Trossen, das Ballastwasser strömte in die Tanks, danach
wendete das Schiff.
„Ab morgen herrscht ein neuer Rhythmus: Zwei Lifter
schaffen Masten heran, die Gruppe bekommt drei Mann
mehr“, unterwies Ahmed. „Die doppelte Mastzahl
– die
Fundamentbauer werden ebenfalls verstärkt.“
„Ob die Mischanlage das schafft?“, rief der Mann, ohne den
Befestigungsvorgang aus den Augen zu lassen.
„Ich kümmere mich darum!“
Ahmed hatte am Morgen wieder seinen Lieblingsplatz an der
Küste eingenommen.
    Die Nacht hatte zwar ein wenig Abkühlung gebracht, aber an
die 25 Grad waren es noch immer, und der Himmel war
strahlend blau, das Meer glatt und brav. Schnell entschlossen
warf Ahmed die Kleider ab und tauchte ein, und er genoss die
Kühle des ihn umschmeichelnden Wassers.
    Als er nach ausgiebigem Schwimmen die ins Wasser
führende Leiter wieder emporstieg, begann hinter dem Wald
der Arbeitslärm.
    Ahmed stand im leichten Wind, ließ sich von ihm trocknen
und bekleidete sich.
Er balancierte gerade das linke Bein in die Hose, als sein
Blick das erste Luftschiff einfing, das in vielleicht zehn
Minuten die Insel erreichen würde. Als er sich wieder mit
seinem Beinkleid beschäftigen wollte, schnellte er plötzlich
empor, ließ das

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