Der erste Versuch
Kleidungsstück fallen und starrte gebannt und
aufs Höchste erschrocken aufs Meer. Blitzschnell spielte es
sich ab: An einer Stelle bäumte sich das Wasser, wie von einer
gewaltigen Luftblase gehoben, ein schweifziehender, schlanker
metallisch funkelnder Körper entwich der Erscheinung, raste
genau auf das Luftschiff zu. Es gab einen Blitz, danach einen
harten Knall, das Schiff war in eine weiße Wolke gehüllt, in
der dunkle Teile herumschwirrten und aus ihr heraus in die
Tiefe stürzten. Dem folgte das Schiff oder das, was von ihm
übrig war. Wie eine zerbrochene Zigarre, beide Enden nach
oben gerichtet, schwebte es mit zunehmender Geschwindigkeit
der Wasseroberfläche zu. Als die Last eintauchte, ein Stück
abgesunken war, verlangsamte sich plötzlich der Sturzflug.
Offenbar hatte der Mast den Grund erreicht, die Trossen
erschlafften, und es war, als wollten die beiden Hälften des
Schiffes wenige Meter über dem Wasser stehen bleiben. Noch
war wohl nicht das gesamte Helium entwichen. Langsam
senkte sich der Mast, kippte zeitlupenhaft, und er zog die Reste
des Lifters ins Wasser. Aber bevor sie dessen Oberfläche
erreicht hatten, flog aus der, wie es schien, verhältnismäßig
unbeschädigten Personenkanzel eine große rote Kugel, die sich
auf dem Wasser blitzschnell zu einem Rettungsfloß entfaltete.
Diesem folgten drei, vier – Ahmed verzählte sich – Personen,
die ins Wasser sprangen und auf das Floß zu schwammen.
Keine drei Minuten hatte das Ganze gedauert.
Ahmed stand mit heruntergelassener Hose wie versteinert.
Dann, als die Rettungsinsel bereits auf die Küste zuhielt, kam
Leben in ihn. Er zog die Hose hoch, schloss sie mechanisch
und setzte sich noch immer unter Schock auf den Felsen,
sprang jedoch nach Sekunden auf, riss sein Telefon hervor und
tastete den Notruf ein.
„Wir sind bereits unterwegs“, bekam er zur Antwort. „Deiner
ist der zweite Ruf. Wir sind gleich da.“ Die Stimme klang
gefasst, offenbar war da ein Profi am anderen Ende.
Ahmed begab sich zur Wasserkante und wartete auf das
langsam herantreibende Floß.
Um die lang gezogene Felsnase, die den Hafen von Ahmeds
Standort trennte, schoss wasserschäumend das Wachboot; fast
gleichzeitig stieß aus dem Wald ein Geländefahrzeug.
Das Floß verhielt ein Dutzend Meter vor der felsigen
Uferkante. In der Öffnung stand ein Mann, der zum Gruß die
Hand hob. „Ist ja ein schöner Empfang, den ihr uns bereitet!“,
rief er.
Der heimtückische Anschlag führte zu äußerster Bestürzung
und hektischer Betriebsamkeit. Diejenigen, die seit Anbeginn
für eine überdurchschnittliche Bewachung des Objekt plädiert
hatten, behielten die Oberhand. Und es stand fest: Die
Konkurrenz würde mit allen Mitteln zu Werke gehen, um das
Projekt, wenn nicht zu Fall zu bringen, so doch zu stören; denn
für das Leitungsteam stand fest, der schändliche Angriff sollte
allenfalls eine sehr ernst zu nehmende Warnung sein. Der
entstandene Schaden, sah man von der Zerstörung des
Transportzeppelins ab, blieb in Grenzen, da Personen nicht
verletzt worden waren.
Ahmed ließ bereits vom nachfolgenden Luftschiff, nachdem
dieses seine Last abgesetzt hatte, den vor der Küste
versunkenen Mast bergen und, da dieser keinerlei Defekte
aufwies, sofort montieren. Lediglich eine leichte Verspätung
im Baugeschehen von vier Stunden hatte der Sabotageakt
verursacht.
Unmittelbar nach dem heimtückischen Vorfall wurde seitens
der Europäischen Verteidigungskommission eine
Untersuchung anberaumt. Mehrere Flugschrauber und
Flugzeuge sondierten das Gebiet, und den nächsten
Transporten gaben Kampfmaschinen Geleitschutz. Von dem
Angreifer, vermutlich einem Klein-Unterseeboot, fand sich
natürlich keine Spur, und es gab auch keine
Bekennernachricht.
Aus der Leitungssondersitzung resultierten keine bedeutenden
Erkenntnisse. Es wurde beschlossen, die Wachen, zunächst aus
dem vorhandenen Personal heraus, zu verdoppeln, was
natürlich zu Beeinträchtigungen der Zeitpläne bei den
Aufbaubrigaden führen würde.
In diesem Zusammenhang wurde von Erikson gleichsam
nebenbei die Bewerbung eines Physikers, eines gewissen
Milan Nowatschek, bekannt gegeben, die im einminütigen
Routineverfahren positiv beschieden wurde. Man brauchte
plötzlich Leute, außerdem habe der Bewerber recht gute
Referenzen. Der Neue sollte zunächst dem Antennenbau
zugeordnet werden; denn dort könnte durch die Ausdünnung
der Teams und die Verdopplung der Transportflüge am ehesten
ein spürbarer
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