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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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den Bullen rennen und ihnen verklickern, was du angestellt hast?“
    „B-Bericht schreiben“, sagte ich. „Für die Rettungsbrigade arbeiten. Leute retten. Klar, danke.“
    „Klar“, sagte Weeny.
    Wir kamen an ein Schild: ABGRUND, TIEFE 10 METER. STEILER ABHANG. ZURÜCKBLEIBEN! Dahinter befand sich ein niedriger Zaun. „Los, hüpf über den Zaun, George.“ Sie halfen mir, den Zaun zu überwinden. Auf der anderen Seite war das Gelände abschüssig und das Gras feucht und glatt. Irgendwo am Rand sah ich in der Dunkelheit die Umrisse von Bäumen und Büschen. Weeny schob Perry beiseite, war plötzlich hinter mir, packte meine Schultern und hielt mich so, daß ich genau auf den Abgrund zuhielt. „Du mußt abhauen, George. Mach’ dich bereit zum Türmen. Die Rettungsbrigade wartet da unten auf dich. Direkt da unten. Hau’ ab !“ Er gab mir einen Schubs. Ich torkelte in die vor mir liegende Dunkelheit hinein und jagte ziemlich schnell den Abhang hinunter. Ich landete in einem dichten Gebüsch und fiel hin. Ich rollte weiter und knallte gegen allerlei Hindernisse. Schließlich griff ich nach den Büschen und kam am Rand des Abgrunds zum Halten. Ich war müde.
    „Was sollen wir Larry erzählen?“ fragte Perry, dessen schrille Stimme aus der Ferne zu mir herabdrang.
    „Daß George abhauen und zur Rettungsbrigade zurückkehren wollte. Wir haben ihn in der Dunkelheit aus der Sicht verloren, haben es irgendwo krachen gehört und gedacht, daß er über die Klippe gegangen ist“, sagte Weeny ungeduldig. „Mach’ dir bloß keine Sorgen.“
    „Und was ist, wenn er nicht abgestürzt ist?“ fragte Perry. Ich konzentrierte mich auf Weeny, denn der war wacher.
    „Dann bleibt er eben da liegen und stirbt, ohne daß wir mit ihm hier rumlaufen. Und jetzt hör’ auf, dumme Fragen zu stellen.“ Weeny stand da und lauschte nervös in die Dunkelheit hinein. Konnte er die schwachen Geräusche aus der Richtung, in die sein Gegner gefallen war, hören? „Ich schau’ besser mal nach“, sagte er, als seine Furcht immer größer wurde. Er tastete sich den schlüpfrigen Abhang hinunter, bis er sich drei Meter von Perry entfernt hatte. Dann, von der Dunkelheit geschützt, zog er sein Stilett aus der Tasche, ließ die Klinge aufschnappen und klemmte sich das Messer zwischen die Zähne. Dann tastete er sich weiter den Abhang hinab. Er folgte der Schneise, die ich in das Buschwerk gebrochen hatte.
    In der Nähe des Klippenrandes, dort, wo die Bäume und Büsche weiter voneinander entfernt standen, konnte er mehr erkennen. Mehrere Kilometer weit entfernt leuchteten die Lichter der Stadt von der anderen Seite des Parks her.
    Nahe bei sich hörte er das Geräusch eines schwer atmenden Menschen.
    Die Logik gebot, daß es sich nur um George Sanford handeln konnte, der das Bewußtsein verloren hatte, von einer Überdosis Hypnosepillen gefällt worden war und nur deswegen nicht in den Abgrund fiel, weil irgendwelche Büsche seinen Sturz aufgehalten hatten. Aber die Finsternis hielt auch noch andere Drohungen bereit. Das dumpfe Geräusch ließ Weeny die Haare zu Berge stehen. Er hielt sich mit einer Hand gleichzeitig an zwei Büschen fest, um auf dem glatten Boden nicht auszurutschen und selbst in den Abgrund zu stürzen. Weeny nahm sein Messer und tastete sich durch die Dunkelheit. Er streckte den Arm so weit aus, bis die Klinge etwas berührte, das sich bewegte. Dann nahm er eine Angriffsstellung ein. Nichts geschah. Niemand griff ihn an. Die langsamen Atemgeräusche gingen weiter.
    Weeny erinnerte sich daran, daß der große Bursche ihn stets links liegenlassen und über seine Drohungen gelacht hatte. Ihm fiel ein, daß Nicholi George mehr gemocht hatte als ihn. Er erinnerte sich an die Selbstsicherheit seiner großen, alles zermalmenden Hände, und die Wut und die Angst trieben ihn vorwärts. Er bewegte sich wieder nach vorn in die Dunkelheit hinein und berührte den Körper. Es gab nichts, das er mehr haßte als die Berührung dieses selbstsicheren Wanstes. Mit einem flüsternd ausgestoßenen Fluch jagte er die Messerklinge in etwas Nachgiebiges, dann krabbelte er mit einer gefühlsmäßigen Mischung aus Entsetzen und Befriedigung wieder den Abhang hinauf.
    Hinter ihm erklang ein überraschtes Grunzen; Arme ruderten durch die Luft und knickten Sträucher ein. Dann geriet etwas ins Rutschen. Zweige knackten. Dann, nach einer Pause drang von unten das Geräusch eines Aufpralls an seine Ohren. Sanford war in den Abgrund gestürzt.
    Die

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