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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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um Ahmed anzustarren. Ich fragte mich, ob die Wahrheitsdroge Ahmed auch dann zum Reden zwang, wenn er gar nicht reden wollte. Es war ungewöhnlich, wie er antwortete. Warum legte er die Hand über den Mund?
    Obwohl Ahmeds Gesicht ziemlich blaß war, bekam es nun hektische, rote Flecken. Er legte die Hände über den Mund und sagte mit ärgerlich klingender, lauter Stimme: „Ich fand einen Brief der Entführer an Sie, in dem sie für Sabotageakte gegen Einrichtungen der Stadt die Hilfe eines Experten anboten. Ich habe ihn zerrissen und in die Postrutsche geworfen, George!“
    Hisham zog einen Notizblock hervor. „Sie haben Sabotagehilfe angeboten? Wie war ihre Adresse?“
    Ahmed biß die Zähne aufeinander, hielt mit den Händen seinen Mund zu und gab gedämpfte Geräusche von sich. Er sah sehr wütend aus und sah in meine Richtung. Dann ließ er die Hände sinken und rief: „Nun komm schon, du Tölpel!“
    Noch bevor Ahmed seine Beleidigung ganz ausgesprochen hatte, lag die Sperrholzplatte auf dem Boden, und ich hatte meine Hände um Hishams Hals. Ich zerrte ihn zu Ahmed rüber, der mir half.
    Hisham trat und schlug um sich und stieß ein paar dumpfe Töne hervor, bevor wir ihn gefesselt und geknebelt hatten. Danach nahm ich seinen Laser, um Ahmed von den Fußfesseln zu befreien, und band ihn von den Stromkabeln los. Das dauerte natürlich seine Zeit, aber davon hatten wir genug, da Hisham die ganzen Araber außer Hörweite geschickt hatte. Ahmed schien erwartet zu haben, daß Hisham seine Zukunft unter vier Augen geweissagt haben wollte. Er hatte wirklich alles im voraus geplant.
    Wir kamen nur langsam voran, nachdem wir aus dem Fenster geklettert und über den Eisenträger im Dunkeln verschwunden waren. Ahmed hatte etwas an Kraft verloren und war keine Hilfe beim Tragen Hishams. Wir setzten uns im Dunkeln auf dem Eisenträger hin und schnappten nach Luft.
    „Warum hast du so lange gebraucht, um mich zu finden?“ fragte Ahmed. Ich verteidigte mich mit einem wütenden Flüstern.
    „Wieso lange? Judd hat mir erst heute morgen erzählt daß du vermißt wirst. Ich habe doch nur eine Stunde gebraucht, um hierherzufahren und reinzukommen.“
    „Ich war zwei Tage in diesem Zoo. Und jedesmal, wenn die Mütter nicht hinsahen, drückten die Kinder auf diesen verdammten Knopf.
    Wieso hast du mit deinem ESP nicht bemerkt, daß ich in Schwierigkeiten steckte?“
    Das machte mir auch Sorgen. Wie sollte ich mit Ahmed gut zusammenarbeiten, wenn ich mich nicht auf ihn einstimmen und ihn lokalisieren konnte? „Du hast eben keine Vibrationen, Ahmed.“
    Er zog sich über den dicken Eisenträger voran, keuchte und stieß sich mit einem sandig knirschenden Geräusch von der Mauer ab. „Soll das heißen, ich denke nicht laut genug?“
    Ich rutschte über den Träger und spürte das Gewicht Hishams auf der Schulter. Er hatte jeglichen Widerstand aufgegeben. Selbst wenn es pottschwarz hier draußen war: Er hatte möglicherweise begriffen, daß er zwei oder drei Stockwerke in die Tiefe fallen und auf dem Müll des alten Gehwegs landen würde, wenn er sich rührte. Wir befanden uns zwischen zwei Gebäuden. Ich rutschte weiter und berührte Ahmeds Arm. Er zitterte und roch nach zwei Tagen schweißtreibender Angst. Ich antwortete beruhigend: „Nein, du denkst gut. Ich meine nur, du gibst keine Vibrationen ab. Du fühlst überhaupt nichts.“
    „Ich würde an deiner Stelle nicht darauf wetten.“ Er lachte krächzend und versuchte aufzustehen. Als er seine Arme durch das Loch in der Wand steckte, machte er kratzende Geräusche. Er stand unbeweglich da, bis ich gegen seinen Unterschenkel stieß. Dann kroch er vorwärts und half mir, den Körper des gefesselten Araberführers durch das Loch und auf die Treppe zu hieven. Ich marschierte drei Stockwerke in die Tiefe und hatte dabei die ganze Zeit Hisham auf der Schulter. Ahmed ging voraus. Am Fuß der Treppe lauschte er. Dann öffnete er die mit Zement verkleidete Tür einen Spalt weit und ließ Licht herein.
    Da niemand diesen Korridor bewachte, liefen wir schnell in den anderen Gang und zu dem alten Abflußrohr.
    Es erinnerte mich an die Zeit, in der ich acht gewesen und zusammengeschlagen worden war, deswegen steckte ich eine Menge Herz in die Lauferei. Aber ich war immer noch überrascht, als wir das Abflußrohr erreichten, ohne daß sie uns schnappten. Ich bildete mir ein, eine Menge Stimmen zu hören, die hinter uns waren. Vielleicht waren sie auch wirklich da. Ahmed war bereits in

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