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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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durchdrang.
    „Sie brauchen Hilfe, aber niemand ist gekommen, um Ihnen beizustehen. Über was denken Sie nach?“
    Die Frage ging mir in den Kopf. Eine Antwort bildete sich. Ich wollte sie geben, aber Bessie sprach zuerst. „Wenn ich nicht denke, nur die Augen schließe und mich nicht bewege, fühle ich gar nichts. Alles geht dann weit weg. Wenn die bösen Dinge passieren, kann ich davon wegbleiben und mich weigern, zurückzukehren.“ Bessies Stimme klang wie in einem Traum.
    Die gleichen finsteren und schläfrigen Gedanken hatten sich auch in meinem Kopf geformt. Sie sprach sie für mich aus. Plötzlich fürchtete ich, die Dunkelheit könnte mich verschlingen. Es war wie eine Nachtwolke – oder ein Kissen, das tief herunterschwebt und einen einlädt, das Haupt darauf zu betten, sich gleichzeitig jedoch langsam dreht und wendet und blitzende Haifischzähne zeigt, damit man weiß, daß dort ein Raubfisch auf einen wartet und jeden fressen wird, der ihm zu nahe kommt.
    Bessies Augen öffneten sich. Sie richtete sich auf. Ihr Blick war so weit, daß an den Rändern das Weiße sichtbar wurde. Sie hatte Angst vor dem Schlaf. Ich freute mich, daß sie ihm entgangen war. Sie war drauf und dran gewesen, in die einladende Finsternis hinabzuschweben, in der das schwarze Ungeheuer wartete.
    „Wenn du zu tief reingehst, könntest du tot wieder aufwachen“, sagte ich und legte eine Hand auf Ahmeds Schulter, um ihm zu sagen, er solle langsamer vorgehen.
    „Es ist mir egal, wer von euch für sie spricht“, sagte er, ohne sich umzudrehen. „Aber du mußt lernen, deine Gedanken von den ihren getrennt zu halten. Du denkst nicht ans Sterben, sondern das Opfer tut es. Sie schwebt irgendwo in Todesgefahr.“ Erneut beugte er sich über den Tisch und sah Bessie an. „Wo ist sie?“
    Mein Griff auf Ahmeds Schulter verstärkte sich, aber Bessie nahm gehorsam die Teetasse zwischen ihre dicken Finger und sah wieder hinein. Ihr Gesicht war unschuldig und rund, aber ich glaube, sie hatte mehr Mut als ich.
    Ich ging an ihr vorbei um den Tisch und sah über ihre Schulter in die Tasse. Ein paar Blätter trieben dort herum und formten ein obskures Muster. Bessie tippte die Tasse mit einem ihrer dicken Finger an. Das Muster veränderte sich. Die Blätter wurden zu einer Art Bild, aber ich konnte nicht genau ausmachen, was es darstellte. Es sah aus wie etwas von Bedeutung, aber ich kam nicht ganz dahinter.
    Bessie sagte liebevoll: „Du hast Durst, nicht wahr? Da, da, mein Goldkind. Wir werden dich finden. Wir haben dich nicht vergessen. Denk an deinen Namen, dann werden wir …“ Ihre Stimme erstarb zu einem leisen, sich auflösenden Gemurmel; wie das einer ablaufenden Aufziehpuppe. Sie stellte die Tasse hin und stützte den Kopf in beide Hände.
    Ich hörte ein Flüstern. „Des Versuchens und des Lächelns müde. Sterben lassen. Mag der Tod geboren werden. Der Tod wird kommen und die Welt vernichten; die wertlose, vertrocknete, verkommene …“
    Ahmed streckte die Arme über den Tisch, packte Bessies Schultern und schüttelte sie. „Aufhören, Bessie. Das bist nicht du. Es ist die andere.“
    Als Bessie den Kopf hob, war ihr Gesicht verändert. Ihr rundlichlächelndes Äußeres war einem kummervollen, faltigen Ausdruck gewichen. Sie glich jetzt einem alten Bluthund. Sie murmelte: „Es stimmt. Warum soll man auf jemanden warten, der einem hilft und einen liebt? Wir sind geboren worden, um zu sterben. Daran kann man nichts ändern. Es gibt keinen Grund zur Hoffnung. Hoffnung erzeugt Schmerz. Hoffnung tut ihr weh.“ Es gefiel mir nicht, wie Bessie redete. Es war, als sei sie tot. Eine sprechende Leiche.
    Obwohl sie den Anschein erweckte, sich zusammenzureißen und auf Ahmed zu konzentrieren, um ihm Bericht zu erstatten, glitt eines ihrer Augen aus dem Brennpunkt und schien anderswohin zu blicken.
    „Hoffnung schmerzt“, sagte sie. „Sie haßt die Hoffnung. Sie versucht sie umzubringen. Sie fühlt meine Gedanken und hielt meine Ansichten über das Leben und die Hoffnung für ihre eigenen. Ich erinnerte mich, wie Harry mir stets geholfen hat, und sie explodierte in Schwärze und Haß …“ Bessie stützte den Kopf wieder auf ihre Hände. „Ahmed, er ist tot. Sie hat Harrys Geist in meinem Herzen getötet. Er wird nie wieder zurückkehren, nicht einmal in meinen Träumen.“ Ihr Gesicht war tot, wie eine Maske.
    Ahmed streckte die Hand aus und tätschelte ihr erneut die Schulter. „Schäm dich, Bessie. Komm raus da.“
    Sie richtete

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