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Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Titel: Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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hätten.«
    »Aber sie würden es«, entgegnete Graf Roldero unbeeindruckt. »Sie würden es, wenn sie Ereignisse voraussehen könnten. Sie würden es, wenn sie sich ausrechnen könnten, wieviel Nahrung das andere Tier ihnen wegnimmt, wie rasch es sich vermehrt, wie weit es sein Revier ausdehnt.«
    Ich gab auf. Ich fühlte, wir befanden uns beide auf gefährlichem Boden. Wir saßen in meiner Kabine und blickten durch das offene Bullauge auf einen herrlichen Abend und ein ruhiges Meer. Ich füllte Graf Rolderos Pokal aus meinen schwindenden Weinvorräten (ich hatte mir angewöhnt, kurz vor dem Zubettgehen eine ziemliche Menge Wein zu trinken, um mir eine ungestörte Nachtruhe zu sichern).
    Graf Roldero trank und erhob sich. »Es wird spät. Ich muß auf mein Schiff zurück oder meine Männer werden glauben, ich sei ertrunken und eine Feier veranstalten. Ich sehe, daß ihr knapp an Wein seid. Bei meinem nächsten Besuch werde ich ein oder zwei Schläuche mitbringen. Lebt wohl, Freund Erekose. Ihr habt das Herz am rechten Fleck, dessen bin ich sicher, wenn es auch weicher ist, als Ihr glauben machen wollt.«
    Ich grinste. »Gute Nacht, Roldero.« Ich hob meinen halbvollen Pokal. »Laßt uns auf den Frieden trinken, sobald diese Sache ausgestanden ist.«
    Roldero schnaubte. »Ja, Frieden - wie die Pferde und Kühe! Gute Nacht mein Freund.« Er ging lachend.
    Ziemlich betrunken, entledigte ich mich meiner Kleider und fiel in die Koje, wobei ich immer noch über Rolderos letzte Bemerkung kicherte. »Wie die Pferde und Kühe. Er hat recht. Wer möchte so leben. Den letzten Schluck auf den Krieg!« Und ich schleuderte den Weinbecher durch das offene Bullauge und begann zu schnarchen, kaum daß ich die Augen geschlossen hatte.
    Und ich träumte.
    Aber diesmal träumte ich von dem Weinbecher, den ich aus dem Bullauge geworfen hatte. Ich glaubte, ihn auf den Wellen tanzen zu sehen, das Gold und die Juwelen glitzerten. Ich glaubte zu sehen, wie er von einer Strömung gepackt und von der Flotte weggetragen wurde - zu einem einsamen Ort, wo niemals Schiffe segelten und niemals Land auftauchte - , auf ewig ein Spielball der leeren See.
     
    Einen ganzen Monat lang war das Meer ruhig, der Wind günstig und das Wetter im allgemeinen gut.
    Unsere Laune hob sich. Wir nahmen es als ein gutes Zeichen. Alle waren fröhlich. Alle, außer natürlich Katorn, der vor sich hinbrummte, daß dies sehr wohl die Ruhe vor dem Sturm sein konnte, daß wir von den Alten das Schlimmste erwarten mußten, wenn wir endlich aufeinandertrafen.
    »Sie sind gerissen«, sagte er. »Dieser Abschaum ist gerissen. Vielleicht wissen sie schon von unserem Kommen und haben etwas vorbereitet, mit dem wir nicht rechnen. Vielleicht sind sie sogar für das Wetter verantwortlich ...«
    Ich konnte mir nicht helfen, ich mußte laut lachen, und er stapfte ärgerlich davon. »Ihr werdet es sehen, Lord Erekose«, rief er über die Schulter. »Ihr werdet es schon noch sehen!«
    Und am nächsten Tag ergab sich die Gelegenheit dafür.
    Nach unseren Karten zu urteilen, näherten wir uns der Küste Mernadins. Wir stellten mehr Wachen auf, brachten die Flotte der Menschheit in Kampfordnung, überprüften unsere Waffen und verlangsamten unsere Geschwindigkeit.
    Über dem Warten verging langsam der Morgen. Das vorn liegende Flaggschiff schaukelte auf den Wellen, die Segel eingeholt, die Ruder erhoben.
    Und dann, gegen Mittag, meldete der Ausguck in unserem Hauptmast durch sein Megaphon: »Schiffe voraus! Fünf Segel!«
    König Rigenos, Katorn und ich standen auf dem Vordeck und sahen nach vorn. Ich warf König Rigenos einen Blick zu. »Fünf Schiffe? Nur fünf Schiffe?«
    König Rigenos schüttelte den Kopf. »Vielleicht sind es keine Schiffe der Alten ...«
    »Natürlich sind sie es«, knurrte Katorn. »Wer sonst sollte sich in diesen Gewässern aufhalten? Kein Händler macht Geschäfte mit diesen Geschöpfen!«
    Dann ertönte wieder der Ruf des Ausgucks.
    »Zehn Segel jetzt! Zwanzig! Es ist die Flotte - die Flotte der Alten! Sie kommen schnell auf uns zu!«
    Und jetzt glaubte ich, ein weißes Aufblitzen am Horizont entdeckt zu haben. War es der Kamm einer Welle gewesen? Nein. Es war das Segel eines Schiffes, ganz sicher.
    »Seht«, sagte ich und streckte den Arm aus. »Dort.«
    Rigenos kniff die Augen zusammen und beschattete sie mit einer Hand. »Ich sehe nichts. Es ist nur Einbildung. Sie können nicht so schnell sein .«
    Auch Katorn starrte nach vorn. »Ja! Ich sehe es auch.

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