Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Bord schafften.
Von den seltsamen Wachträumen der letzten Nacht, war noch eine leichte Niedergeschlagenheit geblieben, aber sie verging im gleichen Maße, wie meine Erregung wuchs. Mernadin war noch einen Monat auf See von uns entfernt, aber schon genoß ich die Aussicht auf baldigen Kampf. Zumindest würden die Kämpfe mir helfen, alle anderen Probleme zu vergessen. Dieser Gedankengang erinnerte mich an etwas, das Pierre zu Andrei in KRIEG UND FRIEDEN sagte - etwas darüber, daß alle Männer einen eigenen Weg fanden, um die Tatsache des Todes zu vergessen. Einige ergaben sich den Frauen, andere spielten, wieder andere tranken, und manche, erstaunlicherweise, zogen in den Krieg. Nun, es war nicht die Unausweichlichkeit des Todes, die mich bedrückte - im Gegenteil, es war die Tatsache eines ewig währenden Lebens, die mich nicht mehr losließ. Ein ewig währendes Leben mit ewig währendem Krieg.
Würde ich irgendwann die Wahrheit entdecken? Ich war nicht sicher, daß ich die Wahrheit überhaupt wissen wollte. Der Gedanke erschreckte mich. Vielleicht hätte ein Gott es akzeptieren können. Aber ich war kein Gott. Ich war ein Mensch. Ich wußte, daß ich ein Mensch war. Meine Probleme, meine Pläne, meine Gefühle waren menschlicher Art - bis auf das eine, unlösbare Problem - die Frage danach, wie ich zu dieser Gestalt gekommen war - danach, wodurch ich das geworden war, was ich war. Oder war ich tatsächlich unsterblich? Hatte mein Leben keinen Anfang und kein Ende? Die Beschaffenheit der Zeit selbst, wurde dadurch in Frage gestellt. Ich konnte die Zeit nicht mehr als fortlaufende Gerade betrachten, wie ich es als John Daker getan hatte. Zeit konnte nicht mehr als räumliche Größe begriffen werden.
Ich brauchte einen Philosophen - einen Magier - , einen Wissenschaftler, um mir bei diesem Problem weiterzuhelfen. Oder wie sonst konnte ich es vergessen? Aber konnte ich es überhaupt vergessen? Ich würde es versuchen müssen.
Die Seevögel kreischten und flogen auf, als die Segel an den Masten herabglitten und sich in dem schwülen Wind blähten, der inzwischen aufgekommen war. Die Spanten knarrten, als die Anker eingeholt und die Haltetaue losgemacht wurden und die IOLINDA schwerfällig aus dem Hafen glitt. Immer noch hoben und senkten sich die Ruder, aber sie machte schnellere Fahrt, als sie endlich auf das offene Meer hinaussegelte.
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ERSTE BEGEGNUNG MIT DEN ALTEN
Unsere Flotte war riesig und bestand aus großen Kriegsschiffen verschiedenster Art. Einige davon hätten John Daker an die Teeklipper des 19. Jahrhunderts erinnert, andere sahen aus wie Dschunken, manche ähnelten in ihrer Besegelung den Booten des Mittelmeerraums und noch andere hatten große Ähnlichkeit mit elisabethanischen Karavellen. Die Formation, in der sie segelten, nach Provinzen oder Ursprungsländern geordnet, symbolisierte zugleich die Unterschiede und die Einheit der Menschheit. Ich war stolz auf sie.
Erregt, angespannt, wachsam und unseres Sieges sicher, segelten wir nach Paphanaal, dem Tor zu Mernadin und seiner Eroberung.
Trotz allem aber hatte ich immer noch das Bedürfnis, mehr über die Alten zu erfahren. Die nebelhaften Erinnerungen an das Leben eines früheren Erekose vermittelten mir nur einen Eindruck verwirrender Schlachten und, ganz vage, das Gefühl eines seelischen Schmerzes. Das war alles. Ich hatte gehört, daß ihren Augen Pupille und Iris fehlten und das diese Tatsache der Hauptbeweis für ihre Nichtmenschlichkeit sei. Man sagte von ihnen, sie seien unmenschlich schön, unmenschlich grausam und hätten unmenschliche sexuelle Gelüste. Sie waren ein wenig größer als der durchschnittliche Mensch, hatten schmale Köpfe mit schrägen Wangenknochen und leicht schräge Augen. Aber das genügte mir nicht. Nirgendwo auf den Zwei Kontinenten gab es Bilder von den Alten. Angeblich brachten Bilder Unglück und besonders, wenn die bösen Augen der Alten darauf zu sehen waren.
Während die Tage gleichförmig vorüberzogen, entwickelte sich ein reger Besuchsverkehr von Schiff zu Schiff. Je nach Wetterlage wurden die Kommandanten zum Flaggschiff gerudert oder in Seilschlingen herübergezogen. Wir hatten unseren Angriffsplan genau ausgearbeitet, aber auch Ausweichmöglichkeiten besprochen, sollte sich die Durchführung des ursprünglichen Vorhabens als unmöglich erwei sen. Die Idee kam von mir und schien den anderen neu zu sein, aber sie begriffen schnell und inzwischen war über jede Kleinigkeit entschieden worden. Jeden
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