Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Titel: Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
aus ihrer Kabine trat.
    Ich war überrascht.
    »Meinen Gruß, Lady Ermizhad«, erwiderte ich. Sie trug einen mitternachtsblauen Umhang über einem schlichten Gewand aus blaßblauer Wolle.
    »Ein Tag voll böser Omen, glaube ich«, sagte sie und blickte in den düsteren Himmel, der über uns zu kochen schien, ein Wirbel aus dunklem Grau und mattem Gelb.
    »Warum?« erkundigte ich mich.
    Sie lachte. Es klang herrlich - eine Harfe aus Kristall mit goldenen Saiten. Es war die Musik des Himmels, nicht der Hölle. »Vergebt mir«, sagte sie. »Ich wollte Euch beunruhigen - aber ich sehe, Ihr seid nicht so abergläubisch wie andere Eurer Rasse.«
    Ich grinste. »Ihr seid zu liebenswürdig, meine Lady. Ich finde ihren Aberglauben ein wenig ermüdend, gebe ich zu. Ganz zu schweigen von ihren Beleidigungen ...«
    »Man läßt sich davon nicht stören«, sagte sie. »Es sind erbärmliche kleine Beleidigungen, wirklich.«
    »Ihr seid sehr gütig.«
    »Wir Alten sind eine gütige Rasse, denke ich.«
    »Ich habe anderes gehört.«
    »Das nehme ich an.«
    »Ich habe Wunden, die das Gegenteil beweisen«, lächelte ich. »Eure Krieger schienen mir nicht besonders gütig, während der Seeschlacht vor Paphanaal.«
    Sie neigte den Kopf. »Und die Euren zeigten keine Güte, als sie nach Paphanaal kamen. Stimmt es? Bin ich die einzige Überlebende?«
    Ich leckte mir die Lippen. Sie waren plötzlich trocken. »Ich nehme es an«, erwiderte ich leise.
    »Dann hatte ich Glück«, sagte sie, wobei sich ihre Stimme etwas hob.
    Was hätte ich ihr antworten sollen?
    Wir standen schweigend und blickten über das Meer.
    Später sagte sie ruhig: »Also Ihr seid Erekose. Ihr seid nicht wie die anderen Eurer Rasse. Ihr scheint nicht ganz zu dieser Rasse zu gehören ...«
    »Aha«, erwiderte ich. »Jetzt weiß ich, daß Ihr mein Feind seid.«
    »Was meint Ihr?«
    »Meine Feinde - Lord Katorn im besonderen - bezweifeln meine Menschlichkeit.«
    »Und Ihr seid ein Mensch?«
    »Was sonst? Ich bin dessen sicher. Ich habe die Probleme eines gewöhnlichen Sterblichen. Ich bin ebenso verwirrt, wie die anderen, wenn meine Probleme vielleicht auch andersgeartet sind. Wie ich hierher kam, weiß ich nicht. Sie behaupten, ich sei ein wiedererstandener großer Held. Gekommen, um ihnen gegen Euer Volk beizustehen. Sie riefen mich durch eine Beschwörung in ihre Welt. Aber dann kommt es mir manchmal vor, in Träumen, nachts, daß ich viele Helden gewesen bin ...«
    »Und alle waren Menschen?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich glaube nicht, daß die Grundlagen meines Wesens sich in irgendeiner dieser Wiedergeburten geändert haben. Ich verfüge über kein besonderes Wissen, keine besonderen Fähigkeiten - soweit ich weiß. Sollte man nicht glauben, daß ein Unsterblicher einen gewaltigen Vorrat an Wissen gesammelt hätte?«
    Sie nickte leicht. »Das würde ich glauben, mein Lord.«
    »Ich bin mir nicht einmal sicher, wo ich bin«, fuhr ich fort. »Ich weiß nicht einmal, ob ich aus der Vergangenheit oder der Zukunft hierhergelangte .«
    »Diese Worte haben wenig Bedeutung für die Alten«, sagte sie. »Aber einige von uns glauben, daß Vergangenheit und Zukunft ein und dasselbe sind - daß die Zeit sich in einem Kreis bewegt, so daß die Vergangenheit die Zukunft ist und die Zukunft die Vergangenheit.«
    »Eine interessante Überlegung«, sagte ich. »Aber ein wenig einfach, findet Ihr nicht?«
    »Ich glaube, ich würde Euch zustimmen«, murmelte sie. »Die Zeit ist ein verwirrendes Ding. Selbst unsere weisesten Philosophen sind sich über ihre genaue Natur nicht im klaren. Die Alten beschäftigen sich nicht oft mit der Zeit - gewöhnlich haben wir es nicht nötig. Natürlich haben wir unsere Geschichte. Aber Geschichte hat nichts mit mir zu tun. Geschichte ist nur eine Auflistung bestimmter Ereignisse.«
    »Ich verstehe Euch«, sagte ich.
    Jetzt kam sie näher und stellte sich an die Reling, eine Hand leicht auf das Holz gestützt.
     
    In diesem Augenblick empfand ich die Zuneigung, die vielleicht ein Vater für eine Tochter empfinden mochte. Ein Vater, der sich an der Unschuld seines Kindes freut. Sie konnte nicht viel älter als neunzehn sein, so fühlte ich. Aber ihre Stimme hatte die Sicherheit, die nur Welterfahrenheit mit sich bringt, ihre Haltung war stolz und ebenfalls sicher. Ich erkannte, daß König Rigenos sehr wohl die Wahrheit gesagt haben konnte. Wie sollte man das Alter eines Unsterblichen schätzen?
    »Ich glaubte zuerst«, sagte ich, »daß ich aus

Weitere Kostenlose Bücher