Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Erekoses Gesetze gut.«
»Das sollte ich.«
Seine Augen lösten sich von mir, und er hob den Blick zum Mond. »Lebt meine Schwester noch?«
»Ja.«
»Warum seid Ihr allein, nur mit dem Herold, in unser Lager gekommen?«
»Neugier, vermute ich«, gab ich zu. »Ich habe oft mit Ermizhad gesprochen. Ich wollte sehen, ob Ihr der Teufel seid, für den man Euch hält - oder die Person, die Ermizhad mir schilderte.«
»Und was seht Ihr?«
»Wenn Ihr ein Teufel seid, dann ein von Müdigkeit gezeichneter.«
»Nicht zu müde zum kämpfen«, sagte er. »Nicht zu müde, um Necranal zu erobern, wenn es möglich ist.«
»Wir erwarteten, daß Ihr nach Paphanaal marschieren würdet«, berichtete ich. »Wir hielten es für logisch, daß Ihr versuchen würdet, Euren wichtigsten Hafen zurückzuerobern.«
»Ja - das hatte ich auch vor. Bis ich erfuhr, daß meine Schwester geraubt worden war.« Er verstummte. »Wie geht es ihr?«
»Gut«, erwiderte ich. »Sie wurde unter meinen Schutz gestellt, und ich habe dafür gesorgt, daß sie mit Achtung behandelt wurde, soweit es eben möglich war.«
Er nickte.
»Wir kommen natürlich, um sie zu befreien«, sagte er.
»Ich fragte mich, ob das Euer Grund war.« Ich versuchte ein Lächeln. »Wir hätten damit rechnen sollen, aber wir taten es nicht. Ihr könnt Euch denken, daß man - solltet Ihr die Schlacht gewinnen - drohen wird, sie zu töten, wenn Ihr Euch nicht zurückzieht.«
Arjavh spitzte die Lippen. »Man wird sie auf jeden Fall töten oder etwa nicht? Sie werden sie foltern. Ich weiß, wie sie ihre Gefangenen behandeln.«
Dazu konnte ich nichts sagen.
»Wenn sie meine Schwester töten«, sagte Prinz Arjavh, »werde ich Necranal niederbrennen, und wenn ich es allein tun muß. Ich werde König Rigenos töten, seine Tochter, alle ...«
»Und immer so weiter«, sagte ich leise.
Arjavh sah mich an. »Es tut mir leid. Ihr wolltet die Bedingungen für die Schlacht besprechen. Also gut, Erekose, ich werde Euch vertrauen. Ich stimme all Euren Vorschlägen zu und stelle selbst noch eine Bedingung.«
»Welche?«
»Die Freilassung Ermizhads, sollten wir gewinnen. Es wird euch und uns viele Leben retten.« »Das stimmt«, pflichtete ich ihm bei, »aber diesen Handel kann ich nicht abschließen. Ich bedauere es, Prinz Arjavh, aber sie ist die Gefangene des Königs. Wäre sie meine Gefangene und stünde nicht nur unter meinem Schutz, würde ich tun, was Ihr sagt. Wenn Ihr siegt, müßt Ihr weiterziehen nach Necranal und die Stadt belagern.«
Er seufzte. »Also gut, Lord Erekose. Bei Tagesanbruch werden wir bereit sein.«
Eilig sagte ich: »Wir sind euch überlegen, Prinz Arjavh. Ihr könntet noch abziehen - in Frieden.«
Er schüttelte den Kopf. »Laßt uns den Kampf austragen.«
»Bis zur Morgendämmerung also, Prinz der Alten.«
Mit einer müden Bewegung hob er zustimmend die Hand. »Lebt wohl, Lord Erekose.«
»Lebt wohl.« Ich wandte mein Pferd und ritt in sorgenvoller Stimmung zu unserem Lager zurück, den verwirrten Herold an meiner Seite.
Schon wieder war ich hinund hergerissen. Waren die Alten so schlau, daß sie mich so leicht täuschen konnten?
Morgen würden wir es erfahren.
Diese Nacht in meinem Zelt schlief ich so unruhig wie stets, aber ich akzeptierte die Träume, die vagen Erinnerungen, und ich versuchte nicht, dagegen anzukämpfen, sie verstehen zu wollen. Ich war, was ich war - ich war der Ewige Held - der ewige Mittelpunkt des Krieges. Ich würde niemals wissen, warum.
Vor Tagesanbruch weckten uns die Trompeten, und wir machten uns bereit. Ich legte die Rüstung an, das Schwert und nahm die Hülle von meiner Lanze.
Ich trat in die Kühle der sterbenden Nacht hinaus. Noch war es nicht Tag. Schattenhaft in dem spärlichen Licht, stiegen die Reiter bereits zu Pferde. Kalter, klebriger Schweiß bedeckte meine Stirn. Mit einem Tuch wischte ich ihn ab, aber er kam immer wieder. Ich senkte den Helm über meinen Kopf und befestigte ihn an den Schulterplatten. Meine Knappen brachten mir die Handschuhe, und ich zog sie an. Dann, etwas unbeholfen wegen der Rüstung, schritt ich zu meinem Pferd, ließ mir in den Sattel helfen und mir Schild und Lanze reichen und trabte an den wartenden Männern vorbei an die Spitze meiner Truppen.
Es war sehr still, als wir uns in Bewegung setzten - ein Meer aus Stahl, das an die Küste brandete - das Lager der Alten.
Als die schale Dämmerung anbrach, kamen unsere Feinde in Sicht. Die Alten verhielten sich immer noch bei
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