Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
nicht darauf, vergaß alles um mich herum, während ich mit aller Gewalt Arjavhs glanzvolle Deckung zu durchbrechen suchte.
Dann sah ich Graf Maybeda an mir vorüberreiten, die goldene Rüstung zerhackt, Gesicht und Arme blutig. In einer roten Hand trug er das zerrissene Banner der Menschheit, und seine Augen starrten voller Entsetzen aus dem blutüberströmten Gesicht.
»Flieht, Lord Erekose!« schrie er, als er vorbeigaloppierte. »Flieht! Der Tag ist verloren!«
Ich konnte es nicht glauben, bis die kläglichen Reste meiner Armee in kopfloser Flucht an mir vorüberströmten.
»Kämpft, Ritter der Menschheit!« schrie ich. »Kämpft!« Aber sie achteten nicht auf mich. Wieder senkte Arjavh seine Waffe.
»Ihr seid besiegt«, sagte er.
Zögernd senkte ich mein Schwert.
»Ihr seid ein würdiger Gegner, Prinz Arjavh ...«
»Ihr seid ein würdiger Gegner, Erekose. Ich halte mich an unsere Bedingungen. Geht in Frieden. Necranal wird Euch brauchen.«
Ich schüttelte langsam den Kopf und holte tief Atem. »Verteidigt Euch, Prinz Arjavh«, sagte ich.
Er zuckte die Schultern, hob rasch die Keule, um meinen Hieb abzuwehren und ließ sie wuchtig auf mein stahlumhülltes Handgelenk niederfallen. Mein ganzer Arm wurde taub. Ich versuchte das Schwert festzuhalten, aber es entglitt meiner Hand und hing nutzlos von der Schlaufe an meinem Arm.
Mit einem Fluch warf ich mich aus dem Sattel auf ihn und wollte ihn mit der unverletzten Hand packen, aber er drehte sein Pferd, und ich stürzte mit dem Gesicht voran in den blutigen Schlamm des Schlachtfeldes.
Ich versuchte einmal, mich wieder aufzurichten, es mißlang, und ich verlor das Bewußtsein.
XX
WER BIN ICH?
Du bist Erekose, der Ewige Held.
WAS IST MEIN RICHTIGER NAME?
Wie es sich gerade ergibt.
WARUM BIN ICH, WIE ICH BIN?
Weil es das ist, was du immer gewesen bist.
WAS IST ›IMMER‹?
Immer.
WERDE ICH JEMALS FRIEDEN FINDEN?
Manchmal wirst du Frieden finden.
FÜR WIE LANGE?
Für kurze Zeit.
WO KAM ICH HER?
Du bist immer gewesen.
WOHIN WERDE ICH GEHEN?
Wohin du gehen mußt.
ZU WELCHEM ZWECK?
Um zu kämpfen.
ZU KÄMPFEN FÜR WAS?
Um zu kämpfen.
FÜR WAS?
Kämpfen.
FÜR WAS?
Ich zitterte und bemerkte, daß ich meine Rüstung nicht mehr trug. Arjavh stand vor mir.
»Ich frage mich, warum er mich dann haßte?« sagte er zu sich selbst. Dann entdeckte er, daß ich nicht mehr schlief, und sein Gesichtsausdruck änderte sich. Er lächelte ein wenig. »Ihr seid ein wilder Kämpfer, Lord Erekose.« Ich blickte in seine sinnenden, verschleierten Augen.
»Meine Krieger«, fragte ich. »Was ...?«
»Die verschont blieben, sind geflohen. Wir gaben die wenigen Gefangenen, die wir gemacht hatten, frei und schickten sie hinter ihren Gefährten her. So war es abgemacht, glaube ich?«
Ich bemühte mich um eine aufrechte Haltung. »Dann werdet Ihr auch mich freilassen?«
»Ich denke schon. Obwohl ...«
»Obwohl?«
»Ihr würdet eine nützliche Geisel sein.«
Ich begriff die Bedeutung seiner Worte und sank entspannt auf das harte Lager zurück. Ich überlegte lange und kämpfte gegen den Gedanken, der in mir Gestalt annahm. Aber er wurde zu stark für mich. Schließlich sagte ich fast gegen meinen Willen: »Tauscht mich gegen Ermizhad.«
Seine kühlen Augen verrieten einen Moment lang Überraschung, »Das bietet Ihr mir an? Aber Ermizhad ist eine so wertvolle Geisel für die Menschheit ...«
»Seid verdammt, Alter. Ich habe Euch gesagt, tauscht mich gegen sie.«
»Ihr seid ein eigenartiger Mensch, mein Freund. Aber da Ihr selbst es mir anbietet, werde ich es tun. Ich danke Euch. Ihr erinnert Euch wirklich an die alten Gesetze des Krieges, nicht wahr? Ich glaube, Ihr seid der, der Ihr behauptet zu sein.«
Ich schloß die Augen. Mein Kopf schmerzte.
Er verließ das Zelt, und ich hörte, wie er einem Boten Anweisungen gab.
»Sorgt dafür, daß das Volk davon erfährt«, rief ich vom Bett her. »Der König wird sich vielleicht weigern, aber das Volk wird ihn zwingen. Ich bin ihr Held! Sie werden mich gerne gegen einen der Alten austauschen - ganz gleich, wer es ist.«
Arjavh gab dem Boten entsprechende Befehle, dann kam er wieder in das Zelt.
»Es wundert mich«, bemerkte ich endlich. Er saß auf einer Bank an der anderen Seite des Zeltes. »Es wundert mich, daß die Alten die Menschheit nicht längst unterworfen haben. Mit diesen Halblingen als Verbündete müßtet ihr doch unbesiegbar sein.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir machen nur selten
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