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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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du?« fragte ich ziemlich mürrisch. Vielleicht war es irgendein Diener? In Loos Ptokai gab es keine Diebe, keine Gefahr eines Mordanschlags.
    Die Gestalt gab keine Antwort. Sie schien mich anzustarren. Allmählich konnte ich genauere Einzelheiten ausmachen, und dann wußte ich, daß es keiner der Alten war.
    Die Gestalt hatte ein barbarisches Aussehen, obwohl ihre Kleider reich und fein gearbeitet waren. Sie trug einen hohen, eigenartigen Helm, der ein vollbärtiges Gesicht umrahmte. Die breite Brust deckte eine Eisenplatte mit denselben verschlungenen Ornamenten, wie sie auf dem Helm zu sehen waren. Darüber hing ein dicker, ärmelloser Mantel, anscheinend aus Schafsfell. Die Beine umhüllte lackiertes Leder, schwarz mit einem wellenförmigen Muster in Gold und Silber. Beinschienen zeigten dieselbe Arbeit wie der Brustpanzer, und seine Füße steckten in Stiefeln aus demselben weißen Pelz wie sein Mantel. An seiner Hüfte hing ein Schwert.
    Die Gestalt bewegte sich nicht, sondern betrachtete mich aus dem Schatten, den die Spitze des Helmes warf. Die Augen waren jetzt zu sehen. Sie glühten. Sie waren drängend.
    Das war kein Mensch dieser Welt, kein Anhänger König Rigenos', der irgendwie meinem Rachefeldzug entkommen war. Eine schwache Erinnerung kam und verging. Aber die Kleidung gehörte zu keiner der Zeitepochen, die ich als John Daker gekannt hatte.
    War dies ein Besucher von den Geisterwelten?
    Wenn es stimmte, dann war sein Aussehen sehr verschieden von den anderen Bewohnern dieser Welten, die einst Ermizhad zur Hilfe gekommen waren, als sie die Gefangene König Rigenos' gewesen war.
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Wer bist du?«
    Die Gestalt versuchte zu sprechen, war aber offensichtlich nicht fähig dazu.
    Er hob beide Hände an seinen Kopf. Er nahm den Helm ab. Er strich langes, schwarzes Haar aus dem Gesicht. Er trat näher ans Fenster.
    Das Gesicht war vertraut.
    Es war mein eigenes.
    Ich wich auf dem Bett zurück. Nie zuvor hatte ich ein so umfassendes Entsetzten gespürt. Und ich glaube, auch seither nicht mehr.
    »Was willst du?« schrie ich. »Was willst du?«
    In irgendeinem anderen Teil meines brodelnden Gehirns wunderte ich mich darüber, warum Ermizhad nicht erwachte, sondern friedlich weiterschlief.
    Die Lippen der Gestalt bewegten sich, als ob sie etwas sagte, aber ich hörte keinen Laut.
    »Verschwinde hier! Geh!«
    Die Erscheinung vollführte einige Gesten, deren Bedeutung ich nicht verstand. Wieder bewegten sich seine Lippen, aber die Worte erreichten mich nicht.
    Schreiend sprang ich aus dem Bett und stürzte mich auf die Gestalt, die mein Gesicht trug. Aber sie wich zurück, einen verwirrten Ausdruck auf den Zügen.
    Es gab keine Schwerter mehr in dem Palast der Alten oder ich hätte eines gepackt und es gegen die Erscheinung gerichtet. Ich glaube, ich hatte die vage Absicht, sein Schwert an mich zu reißen und ihn damit anzugreifen.
    »Verschwinde! Verschwinde!«
    Dann stolperte ich, fiel um mich schlagend auf den Steinboden des Schlafzimmers, immer noch zitternd vor Entsetzen und schrie meine Verzweiflung der Gestalt entgegen, die auf mich niederblickte. Ich erhob mich wieder, taumelte und fiel, fiel, fiel ...
    Und als ich fiel, dröhnte wieder die Stimme in meinen Ohren. Sie war erfüllt von triumphierendem Jubel.
    »URLIK«, rief sie. »URLIK SKARSOL! URLIK! URLIK! EISFÜRST, KOMM ZU UNS!«
    »ICH WILL NICHT!«
    ABER SCHON LEUGNETE ICH NICHT MEHR, DASS ES MEIN NAME WAR. ICH VERSUCHTE, DEM ODER DENEN ,DIE MICH RIEFEN, ZU WIDERSTEHEN. ALS ICH DURCH DIE GÄNGE DER EWIGKEIT WIRBELTE UND TAUMELTE, SUCHTE ICH UMZUKEHREN - ZURÜCK ZU ERMIZHAD UND DER WELT DER ALTEN.
    »URLIK SKARSOL! GRAF DER WEISSEN WÜSTEN! LORD DER EISFESTUNG! PRINZ DES SÜDEISES! HERR DES KALTEN SCHWERTES! ER WIRD KOMMEN, GEKLEIDET IN PELZE UND EISEN, IN EINEM VON BÄREN GEZOGENEN WAGEN, UM SEIN SCHWERT ZU FORDERN, SEINEM VOLK ZU HELFEN!«
    »ICH WERDE EUCH KEINE HILFE GEBEN! ICH BEGEHRE KEIN SCHWERT! LASST MICH SCHLAFEN! ICH BITTE EUCH -LASST MICH SCHLAFEN!«
    »ERWACHE, URLIK SKARSOL. DIE PROPHEZEIHUNG VERLANGT ES.«
    Und jetzt erreichten mich die Bruchstücke von Bildern. Ich sah Städte, aus Klippen vulkanischen Gesteins herausgemeißelt - steinern und düster, errichtet an den Ufern träger Meere unter einem bleiernen Himmel. Ich sah ein Meer, das war wie grauer Marmor mit schwarzen Adern, und ich erkannte, daß es ein Meer war, auf dem große Eisschollen trieben.
    Der Anblick erfüllte mich mit Trauer - nicht

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