Der Ewige Held
Götter und ihresgleichen. Götter sind für Kinder und die Ängstlichen, die keine Verantwortung, weder für sich selbst noch für andere auf sich zu nehmen wagen."
„Richtig!" applaudierte John ap-Rhyss, dessen sonst so melancholische Züge jetzt geradezu fröhlich wirkten.
Und plötzlich erfüllte sie alle eine innere Freude. Sie lachten glücklich, als sie einander ansahen.
Hawkmoon zog sein Schwert aus der Scheide, hob es der starren Sonne entgegen und rief:
„Tod den Göttern und Leben für die Menschen! Mögen die Lords des Chaos und der Ordnung einander in sinnlosem Hader vernichten. Möge das kosmische Gleichgewicht seine Waagschalen heben oder senken, wie es mag, es soll unser Geschick nicht länger bestimmen!"
„Nie wieder!" schrie Erekose, und auch er hob sein Schwert. „Das ist vorbei!"
Und John ap-Rhyss, und Emshon von Ariso, und Brut von Lashmar, sie alle hoben ebenfalls ihre Schwerter und stimmten in den Ruf mit ein.
Nur Orland Fank zauderte. Er zupfte an seinem Kilt, fuhr sich über das Gesicht.
Als sie ihre ungestüme Kundgebung beendet hatten, fragte er:
„Dann wird mir wohl keiner mehr helfen, den Runenstab zu suchen?"
„Vater, du mußt nicht länger suchen."
Das Kind, das Hawkmoon in Dnark gesehen und das sich in pure Energie verwandelt hatte, um in den Runenstab zu dringen, als Shenegar Trott, der Graf von Sussex, ihn stehlen wollte, saß auf einer Marmortreppe. Ja, es war das Wesen, das man den Geist des Runenstabs genannt hatte und dessen Namen Jehamiah Cohnahlias war. Das Lächeln des Jungen war strahlend. Freundlich sagte er:
„Seid gegrüßt, ihr alle. Ihr habt den Runenstab gerufen."
„Wir riefen ihn nicht", widersprach Hawkmoon.
„Eure Herzen riefen ihn. Und hier habt ihr euer Tanelorn!"
Der Junge breitete die Arme aus, und während er es tat, verwandelte sich die Stadt. Licht in allen Regenbogenfarben leuchtete vom Himmel. Die Sonne erschauderte und brannte nun golden. Türme, spitz wie Nadeln, hoben sich in die flimmernde Luft, reine, durchscheinende Farben verbreiteten sich, und eine große Ruhe beherrschte die Stadt - die Stille des Friedens.
„Hier ist euer Tanelorn!"
2.
IN TANELORN
„Kommt, ich zeige euch ein wenig seiner Geschichte", forderte das Kind sie auf.
Es führte sie durch stille Straßen, wo die Menschen sie mit ruhigem, freundlichem Lächeln grüßten.
Wenn die Stadt leuchtete, dann jetzt mit Licht von einer Art, dessen Quelle nicht erkennbar war. Wenn sie eine Farbe hatte, dann eine Art von Weiß, wie bestimmte Jadesteine sie haben. Aber als Weiß enthielt sie alle Farben, ja die Stadt war von allen Farben. Sie blühte, sie war glücklich, sie war von Frieden erfüllt. Familien leben hier; Künstler und Handwerker arbeiteten hier; Bücher entstanden. Sie lebte. Ihre Harmonie war nicht blutlos - es war nicht der falsche Frieden jener, die dem Körper die Freude, dem Geist die Anregung versagen. Das hier war Tanelorn!
Ja, das hier war endlich das Tanelorn, vielleicht das Urbild für so viele andere Tanelorns.
„Wir befinden uns im Zentrum", sagte das Kind. „Im ewigen Zentrum des Multiversums."
„Welche Götter verehrt man hier?" fragte Brut von Lashmar, dessen Stimme und Miene entspannt waren.
„Keine", erwiderte das Kind. „Sie werden nicht gebraucht."
„Ist das der Grund, weshalb sie, wie man sagt, Tanelorn hassen?" Hawkmoon trat zur Seite, um eine sehr alte Frau vorbeizulassen.
„Das könnte sein", erwiderte das Kind. „Denn die Stolzen ertragen es nicht, übersehen zu werden. Hier in Tanelorn ist der Stolz anderer Art, er zieht es vor, in Frieden gelassen zu werden."
Der Junge führte sie vorbei an hohen Türmen und malerischen Zinnen und durch Parks, in denen fröhliche Kinder spielten.
„Sie spielen Krieg! Sogar hier spielen sie Krieg!" rief John ap-Rhyss erschüttert.
„Auf diese Weise lernen die Kinder", versicherte ihm Jehamiah Cohnahlias. „Und wenn sie das Kriegsspiel von Grund auf lernen, werden sie den Krieg ablehnen, wenn sie erwachsen sind."
„Aber die Götter führen Krieg!" gab Oladahn zu bedenken.
„Dann sind sie Kinder", sagte der Junge.
Hawkmoon bemerkte, daß Orland Fank weinte. Aber er schien durchaus nicht unglücklich zu sein.
Sie kamen zu einem freien Platz, einer Art Amphitheater, aber seine Seiten bestanden aus drei Reihen von Statuen, alle etwas überlebensgroß. Die Statuen waren von derselben Farbe wie die Stadt, erfüllt von einem Glühen, als trügen sie inneres Leben. Die ganze
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