Der Ewige Held
Schwert aus der Hand schlug. Dann packte er die Zöpfe und riß den Kopf des Kriegers zurück.
„Behandelt ihn ein wenig sanfter, Fank!" rief Hawkmoon. „Sein Geist ist verwirrt."
Fank blickte hoch. „Ah, Ihr seid es, Sir Hawkmoon. Und Oladahn! Ich wunderte mich schon, wo du abgeblieben bist - hast mich einfach im Stich gelassen, eh?"
„Fast", erwiderte Oladahn. „Und mich dem Bruder Tod ergeben, in dessen Arme Ihr mich geschickt habt, Meister Fank."
Fank grinste und ließ Ashnars Zöpfe los.
Der Barbar machte keine Anstalten, sich zu erheben. Er blieb wimmernd im Staub liegen.
„Was hat Euch dieser Mann getan?" fragte Erekose Fank streng.
„Nichts. Ich konnte nur keinen anderen Lebenden in dieser trostlosen Gegend entdecken. Ich wollte ihm lediglich ein paar Fragen stellen. Als ich mich ihm näherte, stieß er ein wildes Geheul aus und ergriff die Flucht."
„Wie seid Ihr hierhergelangt?" erkundigte sich Erekose jetzt.
„Durch Zufall. Meine Suche nach einem bestimmten Artefakt führte mich durch mehrere der vielen Ebenen der Erde. Ich hatte gehört, daß der Runenstab möglicherweise in einer gewissen Stadt zu finden sei - einer Stadt, die manche Tanelorn nennen. Also machte ich mich auf die Suche nach ihr. Meine Nachforschungen brachten mich zu einem Zauberer in einer Stadt auf einer Welt, wo ich Oladahn fand. Der Zauberer war ein Mann ganz aus Metall. Er war in der Lage, mir den Weg zu der nächsten Ebene zu weisen, wo Oladahn und ich uns aus den Augen verloren. Ich entdeckte ein Tor, trat hindurch, und hier bin ich."
„Dann laßt uns sofort zu diesem Tor eilen", rief Hawkmoon aufgeregt.
Orland Fank schüttelte den Kopf. „Nutzlos. Es schloß sich hinter mir. Außerdem habe ich kein Verlangen danach, auf diese kriegerische Welt zurückzukehren. Ist das hier denn nicht Tanelorn?"
„Das hier sind alle Tanelorns", erwiderte Erekose. „Das jedenfalls vermuten wir, Meister Fank. Zumindest, was von ihnen übriggeblieben ist. Hieß denn die Stadt, in der Ihr gewesen seid, nicht auch Tanelorn?"
„Früher einmal", brummte Fank. „Der Legende nach, jedenfalls. Aber dann kamen Menschen, die sich ihrer wundersamen Eigenschaften für eigennützige Zwecke bedienten, und da starb Tanelorn, und sein absolutes Gegenteil entstand an seiner Stelle."
„So kann Tanelorn also sterben?" fragte Brut von Lashmar zutiefst enttäuscht. „Es ist nicht ewig?"
„Jede andere Stadt wäre diesem Trümmerhaufen verlorener Ideale vorzuziehen", brummte Emshon von Ariso und bekundete damit, daß er Orland Fanks Worte zwar richtig verstanden hatte, sie ihn aber nicht sonderlich beeindruckten. Der zwergwüchsige Krieger zupfte an seinem Schnurrbart und brummelte etwas Unverständliches.
„Das hier wären demnach all die ,Fehlschläge m , murmelte Erekose. „Das bedeutet, daß wir zwischen den Ruinen der Hoffnung stehen. Eine Öde verlorenen Glaubens und gebrochener Treue."
„So sehe zumindest ich es", versicherte ihm Fank. „Aber trotzdem müßte von hier aus ein Weg zu einem Tanelorn zu finden sein, das keiner Versuchung zum Opfer fiel. Nach ihm müssen wir suchen."
„Aber wie sollen wir wissen, was wir genau suchen?" fragte John ap-Rhyss völlig logisch.
„Die Antwort liegt in uns selbst", erwiderte Brut mit einer Stimme, die nicht wirklich seine war. „So sagte man es einmal zu mir. ,Such nach Tanelorn in dir selbst', riet mir eine alte Frau, als ich sie fragte, wo ich diese legendäre Stadt finden könnte, um meinen Frieden zu erlangen. Ich erachtete diesen Rat als ohne echte Bedeutung, als philosophische Spitzfindigkeit. Doch jetzt wird mir klar, daß er wörtlich gemeint war. Wir haben die Hoffnung verloren, meine Herren. Tanelorn aber öffnet seine Tore nur jenen, die hoffen. Wir können nicht mehr glauben, aber den Glauben, das Vertrauen brauchen wir, ehe wir jenes Tanelorn sehen können, das uns helfen kann."
„Eure Worte scheinen mir wohldurchdacht, Brut von Lashmar", sagte Erekose. „Wenn ich mir auch im Lauf der Zeit den Zynismus des Kriegers angeeignet habe, verstehe ich Euch sehr wohl. Aber wie kann ein Sterblicher hoffen und Vertrauen haben, wenn er in einer Welt lebt, die von einander ständig bekriegenden Göttern beherrscht wird, wenn gerade jene, zu denen er sich aufzusehen ersehnt, so unzuverlässig sind?"
„Wenn Götter sterben, blüht die Selbstachtung", murmelte Orland Fank. „Jene, die Achtung vor sich selbst und deshalb auch Achtung vor anderen haben können, brauchen keine
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