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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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uns ermöglicht, den Zustand zu simulieren, der eine Zehntelsekunde nach Entstehen des Universums geherrscht hatte. Zu dieser Zeit war es bereits von einem dimensionslosen Punkt auf die etwa vierfache Größe der Erde angewachsen.
    Das Jupiter-Projekt würde uns, falls alles wie geplant lief, in eine Zeit zurückführen, in der das Universum kleiner als eine Erbse gewesen war und nur so von exotischen Teilchen gewimmelt hatte, die es längst nicht mehr gibt. Aber es war zugleich die bei weitem größte Anlage, die man je in Angriff genommen hatte, und sie sollte ohne direkte menschliche Kontrolle von Robotern errichtet werden. Wenn die Jupiter-Gruppe einen Befehl aussandte, traf er auf Io fünfzehn bis vierundzwanzig Minuten später ein. Und natürlich kam die Bestätigung mit dem gleichen Zeitverzug an. In achtundvierzig Minuten kann eine ganze Menge passieren. Zweimal hatte man den Prozess bereits unterbrochen und umprogrammiert – aber wirklich ›anhalten‹ ließ er sich nicht, zumindest nicht sofort, da die Nanoschmieden weiterhin Elemente für den Orbit herstellten, achtundvierzig Minuten plus die Zeit, die man benötigte, um ihr Programm zu ändern.
    Über dem Schreibtisch des Projektleiters hing ein Bild aus einem gut hundert Jahre alten Kinofilm: Mickymaus als Zauberlehrling starrt entsetzt die hirnlosen Besen an, die in einer unendlich langen Reihe durch die Tür hereinmarschieren.

ich schlief ein paar stunden und wachte plötzlich auf, in Angstschweiß gebadet. Ich konnte mich nicht erinnern, was ich geträumt hatte, aber zurück blieb ein vages Gefühl von Schwindel und einem tiefen Fall. Ich hatte das schon mehrmals erlebt, meist am ersten oder zweiten Tag nach der Schicht.
    Bei manchen Leuten ging das so weit, dass sie nur noch dann in Tiefschlaf fielen, wenn sie an der Steckdose hingen. Diese Art von Schlaf war die totale Schwärze, das totale Abschalten von Gedanken und Gefühlen. Eine Vorstufe des Todes. Aber sie brachte Entspannung.
    Ich blieb noch eine halbe Stunde liegen und starrte in das wässerige Licht, ehe ich beschloss, nicht länger einem halb vergessenen Traum nachzugrübeln. Ich ging in die Küche und schaltete den Kaffee-Automaten ein.
    Eigentlich sollte ich zu arbeiten anfangen, aber vor Dienstag kam ich an die Unterlagen nicht heran, und die große Wissenschaft konnte durchaus bis zur morgigen Vormittagsbesprechung warten.
    Mal sehen, was inzwischen so in der Welt passiert war. In Cambridge hatte ich mich bewusst abgekapselt. Nun schaltete ich Amelias Computer ein und stellte eine Verbindung zu meinem Nachrichten-Modul her.
    Es kennt meine Schwächen und bringt die leichte Kost zuerst. Ich überflog zwanzig Seiten Comics und die drei Rubriken, die meines Wissens nach einigermaßen frei von Politik waren. In einer fand ich dennoch eine ausführliche Satire über Zentralamerika.
    Die Weltnachrichten drehten sich wie erwartet hauptsächlich um Zentral- und Südamerika. An der Afrika-Front herrschte immer noch geschockte Ruhe, seit wir im Vorjahr eine Atombombe über Mandelaville abgeworfen hatten. Wahrscheinlich gruppierten sich die Gegner gerade neu und überlegten, gegen welche von unseren Städten der Vergeltungsschlag geführt werden sollte.
    Unser kleiner Ausflug war ihnen nicht mal eine Zeile wert. Zwei Soldierboy-Einheiten hatten die Städte Piedra Sola und Igatimi in Uruguay und Paraguay eingenommen, beides angeblich Hochburgen der Rebellen. Wie immer waren die Landesregierungen im voraus informiert und hatten uns grünes Licht erteilt – und natürlich hatte es auch diesmal keine Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben. Jeder, der umkommt, wird zum Rebellen. »La muerte es el gran convertidor«, sagen sie. »Der Tod ist der große Verwandler.« Das kann man wörtlich nehmen, ist aber angesichts unserer Treffer-Listen wohl sarkastisch gemeint. Wir haben eine Viertelmillion Menschen in Zentral- und Südamerika und weiß Gott wie viele mehr in Afrika umgebracht. Wenn ich auf einem dieser Kontinente lebte, wäre ich ein ›Rebell‹.
    Der laufende Bericht über die Verhandlungen in Genf enthielt nichts Neues. Die feindlichen Parteien sind so zerstritten, dass sie wohl nie gemeinsam handeln werden, und ich bin sicher, dass zumindest einige der Rebellenführer von unserer Seite eingeschleust sind – Marionetten, die den Auftrag haben, die Kacke schön am Dampfen zu halten.
    Es grenzte an ein Wunder, dass sie wenigstens in puncto Atomwaffen eine Einigung erzielt hatten: Keine

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