Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Schicht hier in Houston, als er gerade ein Warboy-Treffen besuchte. Solche Versammlungen finden praktisch jede Woche irgendwo in Texas statt. Die Typen dröhnen sich mit allem möglichen Zeug zu, bis sie für ein langes Wochenende fit sind, und lassen sich von ein paar bezahlten Operatoren erzählen, wie es wirklich ist. In einem Käfig zu sitzen und andere Menschen per Fernbedienung auszulöschen. Sie spielen Bänder großer Schlachten ab und reden sich die Köpfe heiß, wenn es um die strategischen Feinheiten geht.
Bei dem einzigen Treffen, das ich je besuchte, gab es einen ›Aktionstag‹, auf dem sich sämtliche Teilnehmer – außer uns Außenseitern – als Krieger der vergangenen Epochen verkleideten. Ein gruseliges Schauspiel. Ich ging davon aus, dass die Maschinenpistolen und Steinschlossgewehre nicht funktionierten; selbst Verbrecher würden sowas nur ungern riskieren. Aber die Schwerter und Lanzen und Bogen wirkten durchaus echt, und sie befanden sich im Besitz von Menschen, denen man meiner Ansicht nach nicht mal einen Brieföffner in die Hand geben sollte.
»Hätten Sie den Typen platt gemacht?« fragte der Angestellte beiläufig.
»Völlig unnötig – die hauen immer ab«, erklärte ich im Brustton der Überzeugung.
»Und wenn er nicht abgehauen wäre?«
»Auch kein Problem«, hörte ich mich sagen. »Ein sauberer Schnitt durch das Gelenk der Messerhand. Und dann ein Anruf bei der Rettungszentrale. Vielleicht hätten sie ihm die Flosse verkehrt herum wieder angesetzt.« In Wahrheit hätten sie sich Zeit gelassen, in der Hoffnung, dass er inzwischen verblutete und so seine Chance der Verklärung erhielt.
Er nickte. »Wir hatten letzten Monat zwei Typen vor dem Laden, die ihren Streit um ein Mädel mit diesem Taschentuch-Ding austrugen.« Ein beliebter Sport, bei dem die Gegner je ein Ende eines Taschentuchs zwischen die Zähne nahmen und sich dann mit Klingen oder Rasiermessern zu massakrieren versuchten. Wer das Taschentuch zuerst losließ, hatte verloren. »Einer war tot, ehe der Sanka eintraf. Der andere hatte ein Ohr verloren; sie machten sich nicht mal die Mühe, danach zu suchen.« Er deutete mit dem Daumen nach hinten. »Ich hab’s eine Zeit lang in der Tiefkühltruhe aufbewahrt.«
»Haben Sie die Polizei verständigt?«
»Klar«, sagte er. »Sobald der Kampf vorbei war.« Guter Bürger.
Ich schnallte das Bier auf den Gepäckträger und radelte zurück zum Campus.
Es geht rapide abwärts. Ich hasse es, die Worte meines Alten zu wiederholen, aber in meiner Jugend hatte es das nicht gegeben. Da lauerten nicht an jeder Straßenecke die Endzeit-Anhänger. Da duellierte sich niemand. Da gab es keine Gaffer, die tatenlos rumstanden, wenn sich andere duellierten. Und die Polizei hätte anschließend zumindest die Ohren eingesammelt.
nicht alle endzeit-anhänger trugen Pferdeschwänze und sonstige typischen Attribute. Es gab zwei in Julians Physik-Fakultät. Eine Sekretärin und Mac Roman höchstpersönlich.
Viele wunderten sich, wie es möglich gewesen war, dass ein so mittelmäßiger Wissenschaftler plötzlich aus dem Nichts erschien und sich durch Arschkriechen eine akademische Machtposition ergatterte. Was sie dabei zu wenig würdigten, war die Intelligenz und Raffinesse, die es erforderte, den Glauben an ein wohlgeordnetes, agnostisches Universum zu heucheln, wie es die Physik vorgab. Aber das war alles Teil eines göttlichen Plans. Wie die sorgfältig gefälschten Dokumente, die ihm die Mindestqualifikation für den Vorsitz bescheinigten. Zwei weitere Endies saßen im Aufsichtsrat und konnten von dort aus seiner Karriere den Weg ebnen.
Macro gehörte (wie eines der Aufsichtsrat-Mitglieder) einer militanten, supergeheimen Gruppe innerhalb der Endzeit-Sekte an, die sich der ›Hammer Gottes‹ nannte. Wie alle Endies glaubten sie daran, dass Gott die Zerstörung der Menschheit ins Auge gefasst hatte.
Aber im Gegensatz zu den meisten ihrer Glaubensgenossen fühlten sie sich berufen, ihm dabei zu helfen.
auf dem rückweg zum campus verfranzte ich mich und kam an einem schäbigen Jack-Schuppen vorbei, den ich noch nie gesehen hatte. Das Angebot reichte von simuliertem Gruppensex über Skiabfahrten bis hin zu einem Auto-Crash. Erlebnis- und gefühlsecht. Wie die Kampf- und Kriegszenen.
Ich fragte mich, ob der Schauspieler bei dem AutoCrash tatsächlich umgekommen war. Manchmal gaben sich Endies zu solchen Dingen her, obwohl sie das Einklinken als Sünde betrachten. Manchmal taten es
Weitere Kostenlose Bücher