Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Seite würde sie von jetzt an einsetzen, es sei denn zu einem Vergeltungsschlag, obwohl die Ngumi immer noch nicht die Verantwortung für Atlanta übernehmen wollen. Was wir im Grunde bräuchten, wäre ein Abkommen hinsichtlich aller Abkommen: »Wenn wir etwas zusagen, werden wir diese Zusage mindestens dreißig Tage lang einhalten.« Keine der beiden Seiten würde sich darauf einlassen.
Ich schaltete den Computer aus und durchforstete Amelias Kühlschrank. Kein Bier. Nun, das fiel in meine Zuständigkeit. Und da ich fand, dass mir ein wenig frische Luft nicht schaden konnte, sperrte ich die Wohnungstür hinter mir zu und radelte zum Campus-Tor.
Der für die Sicherheit zuständige Feldwebel studierte meinen Ausweis und ließ mich warten, während er die Nummer durchgab. Die beiden niederen Dienstgrade, die mit ihm Wache schoben, stützten sich grinsend auf ihre Gewehre. Viele der ›Stiefel‹ sind auf uns Operatoren nicht gut zu sprechen, weil wir ihrer Meinung nach nicht ›richtig‹ kämpfen. Sie vergessen gern, dass wir länger als sie dienen und eine weit höhere Sterblichkeitsrate haben. Und sie vergessen, dass wir ihnen die wirklich gefährlichen Jobs abnehmen.
Andere verübeln uns genau das – dass wir ihnen den Weg zum Heldenruhm versperren. »Gottes Zoo ist groß«, pflegt meine Mutter zu sagen. In der Armee scheint es nur eine Sorte von Affen zu geben.
Nach längerem Hin und Her räumte er ein, dass ich der war, für den ich mich ausgab. »Waffe?« fragte er, während er den Passierschein ausfüllte.
»Nein«, entgegnete ich. »Nicht um diese Tageszeit.«
»Wenn Sie meinen. Ist schließlich Ihr Begräbnis.« Er faltete das Papier pedantisch, ehe er es mir aushändigte. Genau genommen war ich bewaffnet, mit einem Spachtelmesser und einem kleinen Beretta-Gürtellaser. Es konnte eines Tages sein Begräbnis sein, wenn ihm so etwas entging. Ich salutierte in Richtung der beiden Wehrpflichtigen, indem ich mit dem Finger an die Stirn tippte, und trat hinaus in den Zoo.
Ein Dutzend Nutten lungerte in der Nähe des Tors herum, eine davon mit glatt rasiertem Kopf und Kontakt. Wir nannten diese Art von Frauen Jack’s Jill. * Alt genug für eine Ex-Operatorin war sie. Aber so etwas ließ sich nie genau sagen.
Natürlich hatte sie mich bemerkt. »Hey, Jack!« Sie versperrte mir den Weg, und ich bremste. »Ich hätte was Besseres als einen Fahrradsattel.«
»Vielleicht später«, wehrte ich ab. »Du siehst gut aus.« Das war eine glatte Lüge. Ihr Gesicht und ihre Haltung verrieten, dass sie unter starkem Stress stand. Und die rötlich verfärbten Augäpfel zeigten, dass sie Glückspillen schluckte.
»Für dich zum halben Preis, Jack!« Ich schüttelte den Kopf. Sie griff nach dem Lenker. »Viertel. Ist ’ne Ewigkeit her, seit ich den letzten echten Kontakt hatte.«
»Ich kann es nicht, wenn ich angeschlossen bin.« Ich weiß selbst nicht, warum ich so ehrlich mit ihr redete. »Nicht mit einer Fremden.«
»Und wie lange wär ich eine Fremde?« Es gelang ihr nicht, den bettelnden Tonfall zu unterdrücken.
»Tut mir Leid.« Ich wich auf den Grasstreifen aus. Wenn ich nicht schnell verschwand, kam sie noch auf die Idee, mir Geld anzubieten.
Bei den anderen Nutten hatte unser Gespräch unterschiedliche Regungen hervorgerufen: Neugier, Mitleid, Verachtung. Dabei waren sie selbst alle auf die eine oder andere Weise abhängig. In unserem Universalen Wohlfahrtsstaat musste sich kein Mensch den Lebensunterhalt durch Ficken verdienen. Kein Mensch musste irgendetwas tun, solange er keine Scherereien machte. So einfach war das.
In meiner Kindheit hatten sie die Prostitution ein paar Jahre lang in Florida legalisiert. Aber sie ging genauso unter wie die großen Spielkasinos, ehe ich alt genug war, um mich für die Sache zu interessieren.
In Texas ist die gewerbliche Anmache ein Vergehen, aber ich glaube, man muss schon sehr auffällig werden, ehe die Behörden eingreifen. Jedenfalls legten die beiden Polizisten, die den Annäherungsversuch beobachteten, der Jill keine Handschellen an. Vielleicht später, wenn sie Geld hatte.
Jills haben in der Regel eine Menge Kunden. Sie wissen, was Männer denken und fühlen.
Ich radelte an den Läden des College-Viertels mit ihren akademischen Preisen vorbei in die Innenstadt. South Houston zählte nicht unbedingt zu den feinen Gegenden, aber ich war bewaffnet. Außerdem rechnete ich damit, dass sich die schlimmeren Typen vor allem nachts herumtrieben und um diese Zeit noch
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